„Stimmenkönigin“ Ursel Kamps wird 80

Viel hat nicht ge­fehlt, und Ur­sel Kamps wäre Schorn­dorfs erste Ober­bür­ger­meis­te­rin ge­wor­den: 44,8 Pro­zent der Stim­men er­rang sie bei der OB-Wahl im Jahr 1998 ge­gen Amts­in­ha­ber Win­fried Kü­b­ler, der 53,4 Pro­zent be­kam. Be­acht­lich ist zu­dem, dass sie so­gar noch zwei Pro­zent­punkte mehr als Rein­hard Hanke acht Jahre zu­vor – so­gar sei­ner­seits mit dem Amts­in­ha­ber­bo­nus – ge­gen Kü­b­ler auf sich hatte ver­ei­ni­gen kön­nen.

Als Grund, warum sie da­mals über­haupt kan­di­dierte, nennt sie ih­ren Sohn Ma­rek, der ihr er­klärt hatte, die OB-Wahl man­gels Kan­di­da­ten­al­ter­na­tive boy­kot­tie­ren zu wol­len. Als Toch­ter aus ei­nem durch und durch po­li­ti­schen Haus war das für Ur­sel Kamps ein Un­ding.

Am 9. Au­gust 1942 kam Ur­sel Kamps in Schorn­dorf zur Welt. Ihre El­tern sind Rosa und Gott­lob Kamm, beide ak­tive So­zi­al­de­mo­kra­ten und sport­be­geis­tert. Ur­sels Ge­schwis­ter Ber­told, An­ne­liese und Wal­ter wa­ren zwi­schen 1926 und 1929 ge­bo­ren, sie selbst also deut­lich jün­ger als diese.

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Die SchoWo – „eine riesige Brust“

Am Frei­tag be­ginnt die SchoWo, un­ser 5‑tägiges Stadt­fest, das so man­cher zwei Jahre lang schmerz­lich ver­misst hat. Aber nicht alle. Ei­nen et­was an­de­ren Blick auf diese Art Ver­gnü­gung hat der So­zi­al­psy­cho­loge Erich Fromm be­reits 1956 for­mu­liert, als er er­klärte, der mo­derne Mensch kon­su­miere Spaß, um ein Ge­fühl von Angst und Un­si­cher­heit zu be­täu­ben, wes­halb Fromm sol­cher­lei Kon­sum­an­ge­bote wie „eine rie­sige Brust“ an­sieht, von der man sich die ent­spre­chende Be­frie­di­gung er­hoffe.

In sei­nem Best­sel­ler „Die Kunst des Lie­bens“ schreibt er: „Der mo­derne Mensch ist sich selbst, sei­nen Mit­men­schen und der Na­tur ent­frem­det. Er hat sich in eine Ge­brauchs­ware ver­wan­delt und er­lebt seine Le­bens­kräfte als Ka­pi­tal­an­lage, die ihm un­ter den je­weils ge­ge­be­nen Markt­be­din­gun­gen den größt­mög­li­chen Pro­fit ein­zu­brin­gen hat. Die mensch­li­chen Be­zie­hun­gen sind im We­sent­li­chen die von ent­frem­de­ten Au­to­ma­ten.

Je­der glaubt sich dann in Si­cher­heit, wenn er mög­lichst dicht bei der Herde bleibt und sich in sei­nem Den­ken, Füh­len und Han­deln nicht von den an­de­ren un­ter­schei­det. Wäh­rend aber je­der ver­sucht, den üb­ri­gen so nahe wie mög­lich zu sein, bleibt er doch völ­lig al­lein und hat ein tie­fes Ge­fühl der Un­si­cher­heit, Angst und Schuld, wie es im­mer dann ent­steht, wenn der Mensch sein Ge­trennt­sein nicht zu über­win­den ver­mag.

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Fassadengrün: Wein oder Gemüse?

Ein Bei­spiel für Kli­ma­schutz durch Fas­sa­den­be­grü­nung ist das Haus der Fa­mi­lie Kieß am Och­sen­berg, di­rekt am Ein­gang zum Schloss­park. Dort hat sich seit Jah­ren ein wil­der Wein über die ge­samte Haus­front aus­ge­brei­tet und schützt sie im Som­mer da­vor, sich zu sehr auf­zu­hei­zen. Im In­ne­ren des Hau­ses steige die Tem­pe­ra­tur nie hö­her als 25 Grad, sagt Cor­ne­lia Kieß.

Eine an­dere Idee für mehr Grün in der Stadt kennt Cor­ne­lia Kieß aus Hann. Mün­den in Nie­der­sach­sen. Dort be­gann die Ver­wal­tung im Jahr 2015 „amt­lich an­er­kannte Blüh­stel­len“ in der Stadt aus­zu­wei­sen. Das sind kleine Fleck­chen di­rekt an Haus­wän­den in der Stadt, wo das Pflas­ter auf­ge­bro­chen wurde, so dass sich die Na­tur dort ent­fal­tet und auch dem In­sek­ten­ster­ben et­was ent­ge­gen­ge­setzt wer­den kann.

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Wie Klimaschutz verhindert wird

An­dere Städte ge­ben de­nen, die Haus­fas­sa­den be­grü­nen, Geld. Un­sere Ver­wal­tung aber be­kämpft sol­ches Grün in der Stadt. Die Wein­rebe am Hirsch­brun­nen wird stets im Herbst so stark zu­rück­ge­schnit­ten, dass sie je­des Jahr fast bei Null an­fan­gen muss zu wach­sen. Ohne die­sen Ein­griff würde sie – wie Spu­ren ih­rer frü­he­ren Aus­brei­tung zei­gen – schon längst beide Ne­ben­ge­bäude über­zie­hen und so­mit das Stadt­klima ver­bes­sern.

Fas­sa­den­grün wirkt im Som­mer der Über­hit­zung ei­nes Ge­bäu­des ent­ge­gen. Ein Bei­spiel aus Wien zeigt, dass eine be­wach­sene Haus­wand an son­ni­gen Ta­gen bis zu 15 Grad küh­ler ist. Mit­hin gibt sie auch we­ni­ger Wärme an die Um­ge­bung ab und macht so­mit den Auf­ent­halt an­ge­neh­mer. Für ei­nen glei­chen Ef­fekt müss­ten dort rund 45 Kühl­ge­räte acht Stun­den mit ei­ner Leis­tung von 3.000 Watt be­trie­ben wer­den.

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GärtnerInnen für Frieden

Wäh­rend der neue OB seine pa­zi­fis­ti­sche Hal­tung am Rat­haus mit ei­ner „Ma­yors for Peace“-Fahne ne­ben der Ukraine-Flagge de­mons­triert, ha­ben städ­ti­sche Gärt­ne­rIn­nen ih­rem Wunsch nach Frie­den in ei­nem Beet am Schloss Aus­druck ver­lie­hen. In aus­ge­wo­ge­nen Far­ben Weiß, Rot, Blau und Gelb prangt dort das Frie­dens­zei­chen.

Er­fun­den hat die­ses der bri­ti­sche Gra­fi­ker Ge­rald Her­bert Hol­tom be­reits im Jahr 1958 für eine Kam­pa­gne zur nu­klea­ren Ab­rüs­tung (Cam­paign for Nu­clear Di­s­ar­ma­ment), wie Mo­nika Zwett­ler in ei­nem Ar­ti­kel zum „Tag des De­signs“ dar­legt. Beim Pro­test­marsch am Kar­frei­tag 1958 wurde es erst­mals in Lon­don auf Schil­dern in der Öf­fent­lich­keit ge­tra­gen. Hol­tom, 1914 ge­bo­ren und Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rer, ver­zich­tete dar­auf, sein De­sign als Pa­tent schüt­zen zu las­sen. So wurde es – nicht zu­letzt durch Mar­tin Lu­ther Kings Bür­ger­rechts­be­we­gung und spä­tes­tens seit der Frie­dens­be­we­gung wäh­rend des Viet­nam­kriegs – in­ter­na­tio­nal be­kannt.

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Als Dank ein Grab

Die Stadt­ver­wal­tung sucht Pa­ten für Grä­ber auf dem Al­ten Fried­hof. Mit ei­ner ein­zig­ar­ti­gen Be­loh­nung soll die­ses eh­ren­amt­li­che En­ga­ge­ment ver­gol­ten wer­den: Wer ein sol­ches Grab pflegt, darf sich spä­ter selbst dort in ei­ner Urne be­stat­ten las­sen. Die­ses Pri­vi­leg galt seit 1930, als der Neue Fried­hof am Hun­ger­bühl an­ge­legt wurde, nur noch für Ein­woh­ne­rIn­nen, die ein Fa­mi­li­en­grab auf dem Al­ten Fried­hof vor­wei­sen konn­ten.

Im Jahr 1893 war die­ser Fried­hof – da­mals noch au­ßer­halb des Stadt­ge­biets – an­ge­legt wor­den. Ein­zelne, his­to­risch be­deut­same Grab­steine wur­den von der vor­he­ri­gen Be­gräb­nis­stätte dort­hin ver­setzt, wie etwa je­ner des Ja­kob Fried­rich von Abel, der als Leh­rer von Fried­rich Schil­ler Be­kannt­heit er­langte. Abel hatte 1786 die Toch­ter des Schorn­dor­fer Stadt­schrei­bers, Ro­sine Schmid, ge­hei­ra­tet. Er starb hier am 7. Juli 1829. Das Grab­kreuz mit sei­nem Na­men be­fin­det sich auf dem Al­ten Fried­hof rechts vom obe­ren Ein­gang di­rekt an der Mauer.

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Warum sie auf die Straße gehen

Zum 25. Mal wa­ren ges­tern wie­der Frauen und Män­ner beim Mon­tags­spa­zier­gang in Schorn­dorfs Stadt­kern un­ter­wegs. Vor knapp ei­nem hal­ben Jahr hatte – wie in vie­len an­de­ren deut­schen Städ­ten – diese Ak­tion auch bei uns be­gon­nen, wo­bei zeit­weise über 400 Men­schen zu­sam­men­ka­men. Die Mas­ken­pflicht ist auf­ge­ho­ben, der Impf­zwang wurde im Bun­des­tag nicht be­schlos­sen. Warum ge­hen sie im­mer noch auf die Straße? Wir frag­ten ein paar der rund 70 Per­so­nen, die sich trotz Re­gens ak­tu­ell daran be­tei­lig­ten.

„Weil das Thema Impf­pflicht wie­der­kom­men wird“, ist An­ge­lika über­zeugt: „Lau­ter­bach hat doch schon neue Impf­do­sen ge­kauft“. Au­ßer­dem sei sie hier, weil die ein­rich­tungs­be­zo­gene Impf­pflicht im­mer noch be­steht, denn: „Wir ge­hen nicht nur für uns, wir ge­hen für alle auf die Straße.“ Auch Sa­bine aus Wei­ler ist über­zeugt: „Im Herbst geht das glei­che Spiel wie­der von vorn los – dann mit dem so­ge­nann­ten Af­fen­po­cken-Vi­rus.“ Große Sorge be­rei­ten ihr in die­sem Zu­sam­men­hang Pläne für ei­nen di­gi­ta­len Aus­weis, den sie als Mit­tel zu Gän­ge­lung und Kon­trolle an­sieht, zum Bei­spiel, in­dem be­stimm­ten Per­so­nen­grup­pen der Zu­gang zu Le­bens­mit­tel­lä­den ver­wehrt wer­den könnte.

„Wi­der­stand ist wich­tig“, sagt Vol­ker, „denn sonst wäre schon jetzt al­les noch viel schlim­mer. Dass die Impf­pflicht nicht be­schlos­sen wurde, ist auch ein Er­folg un­se­rer stän­di­gen Prä­senz.“ Au­ßer­dem komme er gern je­den Mon­tag: „Weil ich hier je­des Mal neue, in­ter­es­sante Men­schen ken­nen­lerne und gute Ge­sprä­che er­lebe.“

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Hausdurchsuchung wegen Tee

Ei­nen „re­gel­rech­ten Über­fall“ der Po­li­zei um 9 Uhr mor­gens in ih­rer Woh­nung er­lebte vor kur­zem Irina Bau­mann, Ge­schäfts­füh­re­rin der Firma Tee­mana, die Ar­te­mi­sia-Tee ver­treibt. Auf An­trag des Land­rats­amts Rems-Murr habe das Amts­ge­richt ei­nen Durch­su­chungs­be­fehl an­ge­ord­net. „Un­an­ge­mel­det, wie das wohl so üb­lich ist, ka­men be­waff­nete Po­li­zei­be­amte zu uns her­ein“, und: „Uns wurde höf­lich na­he­ge­legt zu ko­ope­rie­ren, da sonst un­sere ganze Woh­nung auf den Kopf ge­stellt wer­den würde“, schil­dert sie das Ge­sche­hen in ei­ner Pres­se­mit­tei­lung.

„Wie ist es mög­lich, dass jetzt im Mo­ment in Ostkongo/​Afrika die Ent­wick­lungs­hil­fe­or­ga­ni­sa­tion der BRD, die Ge­sell­schaft für in­ter­na­tio­nale Zu­sam­men­ar­beit (GIZ), den An­bau und die An­wen­dung von Ar­te­mi­sia an­nua ana­med fi­nan­zi­ell för­dert“, fragt sie, „das Land­rats­amt Rems-Murr diese Pflanze je­doch gleich­zei­tig als schäd­lich und ver­bots­wür­dig ein­stuft?“

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Keine Waffenlieferung! Keine Gewalt!

Zum 10. Mal fand am Frei­tag die Mahn­wa­che der Schorn­dor­fer Frie­dens­in­itia­tive vor dem Rat­haus statt. Erst­mals rie­fen die Pa­zi­fis­tIn­nen vor zehn Wo­chen dazu auf, nach­dem Russ­land eine mi­li­tä­ri­sche In­ter­ven­tion in der Ukraine be­gon­nen hatte. Ein­zig an Kar­frei­tag fiel sie aus. Jetzt wa­ren 40 Men­schen ge­kom­men, um ihre Sorge und ih­ren Pro­test ge­gen­über jeg­li­cher Kriegs­hand­lung zum Aus­druck zu brin­gen.

Sie tru­gen Pla­kate und Fah­nen mit Auf­schrif­ten wie „Frie­den schaf­fen ohne Waf­fen“ oder „Nu­clear wea­pons are ban­ned“. Es spra­chen Uwe Glund und Do­ris Kom­me­rell von der Frie­dens­in­itia­tive so­wie In­grid Bo­lay vom Welt­la­den über die Aus­wir­kun­gen von Auf­rüs­tung und Krieg auf Län­der des glo­ba­len Sü­dens. Ein Schild „Stoppt das Mor­den der Po­li­zei“ hiel­ten zwei junge Ab­ge­sand­ten ei­ner Demo der An­tifa, die gleich­zei­tig auf dem Un­te­ren Markt­platz statt­fand und die sich „ge­gen Ras­sis­mus und Po­li­zei­ge­walt“ rich­tete (dazu spä­ter mehr).

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