Randbemerkung
Von Gertrud Angelika Wetzels „Flügelfigur“ geht Gefahr aus. Der TÜV hat bei seiner jährlichen Untersuchung aller Kunstwerke hier im öffentlichen Raum festgestellt, dass bei dieser Skulptur vor dem Alten Friedhof die Standfestigkeit nicht mehr gegeben ist. So berichtete auf Nachfrage Schorndorfs inoffizieller Skulpturenbeauftragte Eberhard Abele.
Damit niemand zu Schaden komme, und der gebührende Abstand zu dieser Gefahr eingehalten werde, wurde die Skulptur mit einem Gitter versehen. Laut Abele sei man derzeit auf der Suche nach einem Fachmann, der sich im Bronze-Schweißen auskennt, um die Schwachstelle zu beheben.
„Wie ein standhafter Ritter in den Gestaden des Lebens erhebt sich die Flügelfigur“, beschreibt Ebba Kaynak dieses Kunstwerk, das vor fünf Jahren nach Schorndorf kam. Es sei eine Mischung aus Götterbote Hermes, der ganz modern auf Rädern unterwegs ist, und einem Ikarus, dem die Flügel gestutzt wurden, weil er der Sonne zu nah kam. Der Ausdruck ritterlicher Haltung hat bereits an Wirkung eingebüßt, seit die Figur unlängst an den rechten Rand der Wiese verdrängt wurde, weil der OB etwas anderes Kunsthaftes aufstellen ließ, das im Volksmund als „Quirls“ bezeichnet wird.
Durch die Absperrung bekommt die Skulptur nun ungewollt eine zusätzliche, aktuelle Deutungsvariante: als Symbol dafür, dass Reise- und Gedankenfreiheit eingeschränkt werden müssen, weil von ihnen eine unsichtbare große Gefahr ausgeht.