Das Wunder vom Spitalhof

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Blöd, dass man be­schlos­sen hat, die Stadt­bü­che­rei in die In­nen­stadt zu ver­set­zen. Dort ver­mis­sen näm­li­che jetzt schon so man­che das schöne Um­feld, das bis­lang am Park be­steht. Aber, so dachte sich die Stadt­ver­wal­tung: Dann schaf­fen wir eben auf dem Spi­tal­hof ein­fach ei­nen neuen Park!

 „Auf­ent­halts­qua­li­tät“ ist das Zau­ber­wort. Und „Bi­blio­theks­um­feld“. Der Ge­mein­de­rat soll am kom­men­den Don­ners­tag ei­nen Wett­be­werb aus­ru­fen, wer die beste Idee da­für aus dem Hut zau­bert. 70.000 Euro will man sich das kos­ten las­sen. Denn auf dem Spi­tal­hof soll nicht we­ni­ger als ein Wun­der ge­sche­hen.

„Das Wun­der vom Spi­tal­hof“ wei­ter­le­sen

Voller Einsatz für den Klimaschutz

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Zu­ge­ge­ben: Das Thema Kli­ma­schutz ist sehr abs­trakt. Je­der noch so in­ten­sive Ein­satz zur CO2-Re­duk­tion lässt sich nur schwer sicht­bar ma­chen – an­ders als etwa die Ar­beit ei­ner Fri­seu­rin oder ei­nes Hand­wer­kers. Am Diens­tag­abend hat die „Stabs­stelle Kli­ma­schutz“ bei ei­ner Info-Ver­an­stal­tung im Rat­haus nun al­ler­dings et­was Kon­kre­tes prä­sen­tiert. Lag doch an je­dem Platz für die Zu­hö­rer­schaft ein Ku­gel­schrei­ber aus nach­hal­ti­gem Bam­bus mit dem Auf­druck „klimaschutz​@​schorndorf.de“.

Ein Kuli? Hm. Ist das al­les? Sollte man nicht mei­nen, dass die Ver­wal­tung mehr tut, als nur Ku­gel­schrei­ber zu be­stel­len und mit Steu­er­gel­dern zu be­zah­len? Ist sich diese Stabs­stelle über­haupt des Ernsts der Lage be­wusst? – Ei­nen Kuli be­dru­cken las­sen! Das kann doch nicht al­les ge­we­sen sein. Im­mer­hin exis­tiert die Stabs­stelle be­reits seit über ei­nem Jahr.

„Vol­ler Ein­satz für den Kli­ma­schutz“ wei­ter­le­sen

Dialog beim Frühstück

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Ger­linde: Gu­ten Mor­gen, hast Du gut ge­schla­fen?

Win­fried: Nicht so gut… hab‘ was Ko­mi­sches ge­träumt.

Ger­linde: Kein Wun­der! Dir ste­cken noch im­mer diese De­mons­tran­ten in den Kno­chen, die kürz­lich vor un­se­rem Haus wa­ren.

Win­fried: Von de­nen hab ich nicht ge­träumt.

Ger­linde: Der An­füh­rer ist ja jetzt auch vom Ge­richt ver­ur­teilt wur­den!

Win­fried: Zu 30.000 Euro Strafe.

Ger­linde: Ich find’s zwar biss­chen we­nig für den gro­ßen Schreck, den er uns be­rei­tet hat…

Win­fried: Gut war aber der Staats­an­walt, der be­tont hat, dass man „die Ein­schüch­te­rung von po­li­ti­schen Man­dats­trä­gern nicht zu­las­sen will“.

Ger­linde: Da­mit wir künf­tig in Ruhe schla­fen kön­nen.

Win­fried: Das hoffe ich auch.

Ger­linde: Aber sag, was hast du denn jetzt ge­träumt?

„Dia­log beim Früh­stück“ wei­ter­le­sen

Aber…

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Ein­spa­run­gen im städ­ti­schen Haus­halt zu fin­den, ist un­ge­fähr so ein­fach, wie wenn man sei­ner 15-jäh­ri­gen Toch­ter hel­fen soll, den Klei­der­schrank aus­zu­mis­ten: „Diese Hose kann ja wohl weg.“ – „Nee­eiin!!“ – „Sie passt dir nicht mehr.“ – „Aber ich mag sie so!“ – „Du hast ge­nug an­dere.“ – „Aber es ist meine Lieb­lings­hose.“ – „Du wirst es über­le­ben.“ – „Du bist fies!“ – „Du woll­test dich doch von Un­nö­ti­gem tren­nen.“ – „Aber nicht von die­ser Hose.“ – Die Mut­ter ver­dreht die Au­gen.

Wenn der Ge­mein­de­rat sich die­ses Wo­chen­ende in Schwä­bisch Hall in Klau­sur be­gibt, um den Rot­stift am Stadt-Haus­halt an­zu­set­zen, wer­den sich mög­li­cher­weise ähn­lich Sze­nen ab­spie­len:
„Wir könn­ten den Ei­gen­be­trieb ‚Ci­ty­ma­nage­ment und Tou­ris­mus‘ ab­schaf­fen.“ – „ Nee­eiin!!“ – „Tisch­ten­nis­plat­ten und eine Bob­by­car-Bahn ge­hö­ren nicht zu den Pflicht­auf­ga­ben ei­ner Stadt.“ – „Aber die Tou­ris­ten sind ein Wirt­schafts­fak­tor.“ – „Der Ei­gen­be­trieb kos­tet jähr­lich eine halbe Euro nur fürs Per­so­nal.“ – „Aber da­für brin­gen die Tou­ris­ten doch wie­der Geld in die Stadt.“ – „So viel Kaf­fee kön­nen die gar nicht trin­ken, um diese Aus­ga­ben auch nur an­nä­hernd wie­der rein­zu­ho­len.“ – „Aber dann wür­den die An­ge­stell­ten ja ar­beits­los.“ – „We­gen des Fach­kräf­te­man­gels wer­den sie über­all mit Hand­kuss ge­nom­men.“

„Aber…“ wei­ter­le­sen

Wohin mit den Wahlkampf-Prospekten?

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Da schreibt ei­ner in sei­nem Wahl­kampf-Pro­spekt, er will „mit Herz und Ver­stand“ un­ser Stadt­ober­haupt sein, er wolle „ein Ober­bür­ger­meis­ter für alle“ sein. Er wolle die Ki­ta­ge­büh­ren sen­ken, wolle den Se­nio­ren aus­rei­chend Park­plätze im Zen­trum zur Ver­fü­gung stel­len, und – Sie ah­nen es schon: die Schul­den der Stadt jähr­lich um 1 Mil­lion Euro sen­ken.

Rich­tig. Ich spre­che vom Pro­spekt un­se­res bis un­längst ge­we­se­nen Ober­bür­ger­meis­ters. Ich habe ihn auf­be­wahrt. Ich dachte mir: Wer weiß, wo­für man so et­was noch­mal brau­chen wird. Doch ich muss ge­ste­hen: Ich habe ver­sagt. Denn wir wis­sen alle, wie diese Ge­schichte aus­ge­gan­gen ist. Ich muss nicht wie­der­ho­len, wie weit er sich von sei­nen selbst ge­steck­ten Zie­len ent­fernt hat.

Na­tür­lich än­dern sich die Ge­ge­ben­hei­ten, und auch Men­schen än­dern sich. Wenn sie im Lauf der Zeit klü­ger wer­den, und aus die­sem Grund von al­ten Vor­ha­ben ab­se­hen, ist das ja ab­so­lut zu be­grü­ßen. Nicht aber, wenn es zum Nach­teil der Stadt ge­schieht. Dann sind wir ge­for­dert!

„Wo­hin mit den Wahl­kampf-Pro­spek­ten?“ wei­ter­le­sen

Zur OB-Wahl: So, liebe Susi, …

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… jetzt musst du dich ent­schei­den: Wer soll denn Dein „Herz­blatt“ für die nächs­ten 8 Jahre im Schorn­dor­fer Rat­haus sein:

Kan­di­dat Hornikel, die Ram­pen­sau, der Wah­len als tolle Mög­lich­keit sieht, um „de­nen da oben“ mög­lichst viel Le­gi­ti­ma­tion zu ver­schaf­fen. Der viel da­von spricht, was al­les ge­tan wer­den sollte und ge­nau dies zur Chef­sa­che ma­chen will. Der sich von der Kraft und gött­li­chen Herr­lich­keit stets aufs Neue be­rührt fühlt und auch Ge­fühle kennt: näm­lich Hun­ger und Durst.

Oder Kan­di­dat Schnei­der, der So­zi­al­ar­bei­ter im Stadt­rat, der sich durch seine Er­fah­rung im Um­gang mit schwie­ri­gen Ju­gend­li­chen ge­wapp­net sieht, die Füh­rung in Rat­haus und Ge­mein­de­rat zu über­neh­men. Der sich wünscht, dass Bür­ge­rIn­nen sich ein­mi­schen und der sich be­wusst ist, dass Hoch­mut vor dem Fall kommt – gleich­wohl sich für un­ver­zicht­bar hält.

„Zur OB-Wahl: So, liebe Susi, …“ wei­ter­le­sen

Dialog mit einem Plakat-Schänder

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Neu­lich sah ich nachts, wie ein jun­ger Mann sich am Un­te­ren Markt­platz an ei­nem Wahl­pla­kat zu schaf­fen machte. Ich sprach ihn an und fragte ihn, was er da tue.

Er: Diese Na­zis! Diese ver­damm­ten Na­zis! Weg da­mit!
Ich: Da steht aber AfD drauf.
Er: Die sind ja alle Na­zis.
Ich: Wo­her wis­sen Sie das?
Er: Das weiß man doch!
Ich: Aha.
Er: Das weiß doch je­der.
Ich: Wer denn zum Bei­spiel?
Er: Die Po­li­ti­ker,… äh,… Leute, die ich kenne,… äh…, äh. Alle eben.
Ich: Ha­ben Sie schon mal selbst mit ei­nem von der AfD ge­spro­chen?
Er (ent­rüs­tet): Mit so je­mand rede ich doch nicht!
Ich: Sie ver­las­sen sich also lie­ber auf das Ur­teil an­dere, als sich sel­ber eins zu bil­den?

„Dia­log mit ei­nem Pla­kat-Schän­der“ wei­ter­le­sen

Heiratsschwindler sind auch nur Menschen

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Die Po­li­zei warnt im­mer wie­der vor Men­schen, die uns um un­ser Geld brin­gen wol­len. Vor sol­chen, die sich zum Bei­spiel als Po­li­zis­ten aus­ge­ben, vor fal­schen En­keln oder Hei­rats­schwind­lern.

Mo­men­tan sind auf­fal­lend viele Män­ner un­ter­wegs, die uns Frauen mit Blu­men und schö­nen Worte um­gar­nen, die uns di­rekt aus dem Her­zen zu spre­chen schei­nen. Da ist von „Zu­hö­ren und Zu­trauen“ die Rede, von „Re­spekt für Dich“, von „Ge­mein­sam ma­chen“, von Liebe und Frei­heit, und dass sie uns nachts si­cher nach Hause brin­gen wol­len. Sie schen­ken uns Ro­sen und ihr ge­win­nends­tes Lä­cheln. Sie ver­mit­teln uns, dass sie Ver­ständ­nis ha­ben für all un­sere Sor­gen und Nöte.

Diese Men­schen wol­len uns nicht hei­ra­ten. Sie wol­len le­dig­lich un­sere Stimme bei der Bun­des­tags­wahl. Die an­ge­führ­ten Zi­tate stam­men von den Pla­ka­ten der Kan­di­da­ten. Auch wenn die Ähn­lich­keit mit Ver­spre­chen von Hei­rats­schwind­lern ver­blüf­fend ist, wol­len diese nichts an­de­res, als un­sere In­ter­es­sen im Par­la­ment ver­tre­ten. Auch wenn sie sich die­ses Amt fürst­lich ent­loh­nen las­sen. Von uns. Von un­se­ren Steu­er­gel­dern.

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