Das Wunder vom Spitalhof

Glosse«
Blöd, dass man be­schlos­sen hat, die Stadt­bü­che­rei in die In­nen­stadt zu ver­set­zen. Dort ver­mis­sen näm­li­che jetzt schon so man­che das schöne Um­feld, das bis­lang am Park be­steht. Aber, so dachte sich die Stadt­ver­wal­tung: Dann schaf­fen wir eben auf dem Spi­tal­hof ein­fach ei­nen neuen Park!

 „Auf­ent­halts­qua­li­tät“ ist das Zau­ber­wort. Und „Bi­blio­theks­um­feld“. Der Ge­mein­de­rat soll am kom­men­den Don­ners­tag ei­nen Wett­be­werb aus­ru­fen, wer die beste Idee da­für aus dem Hut zau­bert. 70.000 Euro will man sich das kos­ten las­sen. Denn auf dem Spi­tal­hof soll nicht we­ni­ger als ein Wun­der ge­sche­hen.

Man könnte glatt mei­nen, der nicht ganz 50 mal 35 Me­ter große Platz soll min­des­tens in ein „Blü­hen­des Ba­rock“ ver­wan­delt wer­den. Bes­ser noch in eine Art „Cen­tral Park“ wie in New York, wo sich die Men­schen zum Pick­nick ver­ab­re­den, und wenn sie Glück ha­ben, so­gar ein gro­ßes Frei­luft­kon­zert mit al­ten Rock-Grö­ßen er­le­ben kön­nen. Da kommt man ins Träu­men…

Was aber auf den Plä­nen, die dar­auf­hin beim Gre­mium ein­ge­hen, im­mer so wun­der­bar, so schick, so per­fekt aus­sieht, fällt in der Rea­li­tät spä­ter lei­der meist eher mick­rig aus oder ist un­prak­tisch. Oder bei­des. Pa­pier ist ge­dul­dig, und schöne Bil­der sind schnell am Com­pu­ter ge­schaf­fen. Doch aus ei­nem al­ten Acker­gaul lässt sich ein­fach kein feu­ri­ger Li­piz­za­ner ma­chen.

Also wer­den uns dann ir­gend­wel­che Mätz­chen prä­sen­tiert, wie zum Bei­spiel eine Sitz­ge­le­gen­heit in lus­ti­ger Dough­nut-Form, oder Stahl­kan­ten am Weg­rand, oder ein ros­ti­ger Brun­nen, oder ir­gend­was, das bunt be­malt ist, oder ir­gend­wel­che Ge­gen­stände, die in der Luft auf­ge­hängt wer­den, wie jene Re­gen­schirme in Bar­ce­lona.

Und dann, wenn man die­ses End­ergeb­nis schließ­lich leib­haf­tig vor Au­gen hat, denkt sich der eine oder die an­dere: „Da­für hätte es ei­gent­lich kei­nen Wett­be­werb ge­braucht.“ Und seufzt: „Ach, hät­ten wir die­ses Geld doch bes­ser in die Bäume in­ves­tiert! Für grö­ßere! Un­ter de­nen man jetzt be­reits im Schat­ten sit­zen kann, und nicht erst noch 20 Jahre dar­auf war­ten muss!“

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