Glosse
Jetzt ist es heraus: Nicht nur Parkplätze, sondern auch unser Kirchturm wird dem Projekt „Klima mobil“ zum Opfer fallen, das die Fußgängerzone verlängern will. Hier der Beweis:
Zum Vergleich die aktuelle Ansicht:
Das Büro, das für diese Planung verantwortlich zeichnet, stammt aus München. Sollten die bayrischen Katholiken auf diesem Wege Rache nehmen für die Reformation und besonders an den Remstäler Pietisten? Die sich den Kirchenbau angeeignet haben, der einst „Unserer lieben Frau“ geweiht war, und dann zur profanen Stadtkirche wurde. Da halfen ja auch deren vorherige Schutzheilige nicht, die so schöne Namen tragen wie Basilidis, Cyrinus, Celsus, Nabor und Nazarius.
Vielleicht ist dieses Foto aber auch nur ein „Symbolbild“, so wie man es aus Werbeprospekten kennt. Immerhin hat auch das Haus von Metzger Kurz im Giebel nur zwei statt drei Fenster. Dann wäre also die Angst vor dem Verlust des Kirchturms tatsächlich unbegründet. Freilich stellt sich dann die Frage, wofür man so viel Geld für ein Planungsbüro ausgeben muss, das uns da einen Entwurf vorlegt, der so weit von der Realität abweicht, dass er nicht wirklich als Grundlage für Entscheidungen im Gemeinderat taugt.
Denn das, was hier abgeliefert wurde, können wir uns auch problemlos selbst vorstellen. Ja, sogar noch besser! Denn wir wissen, dass diese schöne neue Weite bald – dem Alltag geschuldet – verschwinden wird. Dann stehen Kleiderständer vor den Läden, dann werden Plakatständer aufgestellt. Die Mülleimer, die hier noch gar nicht eingeplant sind, laufen jedes Wochenende über, weil es an Personal fehlt, sie zu leeren und vor dem Kaufhaus parkt eine Reihe abgestellter Fahrräder. Ganz abgesehen davon, dass auch der Himmel nicht jeden Tag so strahlend blau ist wie hier versprochen.
Gespannt sind wir auf jeden Fall auf die geplanten „Pop-up“ Maßnahmen, mit denen diese Planung provisorisch umgesetzt werden soll, insbesondere bezüglich der großen Bäume. Wo kann man solch große Exemplare ausleihen? Was kostet der Transport? Oder gibt es Symbolbäume aus Kunststoff für diesen Zweck? Aber die wären ja dann nicht nachhaltig und widersprächen damit dem Klimaschutz. Am Ende werden wohl also doch wieder nur ein paar weitere Pflanzkübel aufgestellt, und das war’s dann.
Vorgeschlagen war auch noch, den Boden bunt zu bemalen wie in Barcelona, oder farbige Sonnenschirmchen aufzuhängen wie in Bukarest (s. Sitzungsvorlage). Dass das Projekt im Technischen Ausschuss sehr kritische diskutiert wurde, und die StadträtInnen dort eine Umsetzung nicht empfehlen können, ist ein gutes Zeichen dafür, dass man uns nicht jeden Bären aufbinden kann, selbst wenn er aus einer Landeshauptstadt kommt.