Was sie wollten – was sie taten

In den Pro­spek­ten zur Kom­mu­nal­wahl schrei­ben die Be­wer­ber, was sie künf­tig in der Stadt Gu­tes tun wol­len. Wie Theo­rie und Pra­xis über­ein­stim­men, sieht man erst hin­ter­her. Da­her schauen wir mal, was die Ge­wähl­ten vor fünf Jah­ren in „Schorn­dorf ak­tu­ell“ un­ter der Über­schrift „Ich habe mir vor­ge­nom­men…“ ge­schrie­ben hat­ten. Hier ein paar Bei­spiele:

So wollte sich der CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zende Her­mann Beu­tel „wie­der mehr den Pflicht­auf­ga­ben wid­men“. Zu de­nen zählte er ei­nen über­dach­ten Bus­bahn­hof und die Über­pla­nung des Un­te­ren Markt­plat­zes „ohne dort alle Park­plätze zu op­fern“. Dem Neu­bau der Bü­che­rei hatte er aus glei­chem Grund („Bil­dung“ als Pflicht­auf­gabe) und un­ter der Be­din­gung zu­ge­stimmt, dass die Park­plätze auf dem Ar­chiv­platz er­hal­ten blei­ben.

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Rückblick auf 5 Jahre Kommunalpolitik

In der nun zu Ende ge­hen­den Wahl­pe­ri­ode des Schorn­dor­fer Ge­mein­de­rats hat sich per­so­nell so viel ge­tan, wie sel­ten zu­vor. Un­ser Rück­blick er­folgt schlag­licht-ar­tig und er­hebt kei­nen An­spruch auf Voll­stän­dig­keit.

Von den 32 anno 2019 ein­ge­setz­ten Stadt­rä­tIn­nen ist ein gan­zes Vier­tel, näm­lich acht Per­so­nen, vor­zei­tig aus dem Amt aus­ge­schie­den: Pe­ter Erd­mann (FDP/​FW) ver­starb kurz nach der Wahl, Ul­rich Buß­ler (AfD) drei Jahre spä­ter.

Aus der SPD-Frak­tion trat das Ehe­paar Ber­ger vor­zei­tig be­reits im Jahr 2020 aus. Die Be­grün­dung für Sa­bine Ber­gers Wunsch nach Ent­bin­dung von ih­rem Amt wurde da­bei dem Ge­mein­de­rat vom Ober­bür­ger­meis­ter vor­ent­hal­ten.

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Umerziehung der Bevölkerung beschlossen

Der Ge­mein­de­rat hat in sei­ner jüngs­ten Sit­zung das städ­ti­sche „Kli­ma­schutz­kon­zept“ mehr­heit­lich be­schlos­sen und so­mit den darin ent­hal­te­nen Maß­nah­men die „grund­sätz­li­che Zu­stim­mung“ er­teilt. Kon­kret stimmte er da­mit auch für das „Her­bei­füh­ren von Ver­hal­tens­än­de­run­gen im Mo­bi­li­täts­be­reich“ bei der Be­völ­ke­rung (s. S. 130), also eine Um­er­zie­hung von „oben“.

Die CDU-Frak­tion hatte zu­vor in der Sit­zung be­an­tragt ge­habt, dass das Gre­mium die vor­ge­schla­ge­nen Maß­nah­men le­dig­lich zur Kennt­nis nimmt, statt sie ab­zu­seg­nen. Ob­wohl die AfD-Frak­tion die­sen An­trag un­ter­stützte, über­wo­gen die Ge­gen­stim­men, so dass der An­trag schei­terte.

„Um­er­zie­hung der Be­völ­ke­rung be­schlos­sen“ wei­ter­le­sen

Kreativ in Waiblingen für Kinder

Die Stadt­ver­wal­tung in Waib­lin­gen hat neue Wege be­schrit­ten, um den Fach­kräf­te­man­gel in Ki­tas aus­zu­glei­chen, wie die „Waib­lin­ger Kreis­zei­tung“ be­rich­tet. So konnte sie die Öff­nungs­zei­ten bei­be­hal­ten, statt sie – wie in Schorn­dorf – zu kür­zen.

Ein An­satz­punkt war, dass Kita-Lei­te­rin­nen bei ih­ren Büro-Auf­ga­ben ent­las­tet wer­den, wie etwa Kas­sen­ab­rech­nun­gen, Be­stel­lun­gen oder Ter­min­pla­nung für Auf­nah­me­ge­sprä­che, er­klärt Mi­chael Tret­ter, der im Waib­lin­ger Rat­haus für die Ki­tas zu­stän­dig ist. Die Kita-Lei­te­rin­nen be­kom­men durch reine Ver­wal­tungs­fach­kräfte quasi eine Se­kre­tä­rin an die Seite ge­stellt. Wo­durch sie mehr Zeit für ihr ei­gent­li­ches Fach­ge­biet, die Be­treu­ung und För­de­rung von Kin­dern, ha­ben.

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Demo mit klaren Wahlaufrufen

Zur Anti-AfD-De­mons­tra­tion am Mon­tag­abend vor der Kün­kel­in­halle wa­ren bei bes­ten Som­mer­tem­pe­ra­tu­ren laut Po­li­zei­an­gabe rund 500 Per­so­nen ge­kom­men. Zum glei­chen An­lass im Ja­nuar hatte sie 3.000 Teil­neh­me­rIn­nen ge­zählt. Da­mals stand die Bühne auf dem Kün­ke­l­in­schul­hof, der jetzt frei blieb.

Ein Mensch na­mens Gra­tian vom „Bünd­nis ge­gen Ras­sis­mus und Rechts­extre­mis­mus“ ver­las den Text „von ei­nem, der sich hier nicht öf­fent­lich hin­stel­len will“, weil er eine que­ere Per­son sei und Angst vor Re­pres­sio­nen habe.

Un­ter an­de­rem for­derte diese Per­son zum Um­gang mit ih­res­glei­chen: „Lacht nicht, wenn ich Bart und Kleid trage“,  oder: „Sag nicht ‚Mäd­chen‘ zu mir, weil ich noch nicht weiß, ob ich als Frau le­ben möchte.“ Weil die AfD wolle, dass Men­schen wie sie „wie­der weg sein sol­len“, lau­tete ihr Schluss­ap­pell: „Aus die­sem Grund bitte ich euch, die AfD nicht zu wäh­len.“

„Demo mit kla­ren Wahl­auf­ru­fen“ wei­ter­le­sen

Dunja Hayali von Regierung gelobt

Ne­ben dem Schorn­dor­fer Kün­ke­lin­preis be­kam die Jour­na­lis­tin Dunja Ha­yali jetzt auch den „Ta­lis­man­preis“ der „Deutsch­land­stif­tung In­te­gra­tion“ ver­lie­hen. Und zwar weil sie sich „durch be­son­de­res En­ga­ge­ment für den Zu­sam­men­halt un­se­rer Ge­sell­schaft aus­zeich­net“. Mit die­sem Preis wurde un­ter an­de­rem anno 2012 auch der Bahn-Vor­stand Rü­di­ger Grube ge­wür­digt.

Die Lau­da­tio auf Dunja Ha­yali hielt nie­mand Ge­rin­ge­res als Bun­des­au­ßen­mi­nis­te­rin An­na­lena Baer­bock. Na­tür­lich weiß diese, wie sie sagt, dass es in ei­ner De­mo­kra­tie zwi­schen Re­gie­rung und Jour­na­lis­mus „sehr klare Trenn­li­nien gibt“. Ob­wohl Ha­yali über­dies auch von der Re­gie­rung als Mo­de­ra­to­rin en­ga­giert wurde, ehrte sie diese trotz­dem – und zwar als „eine große und mu­tige De­mo­kra­tin.“

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Die Jahreslosung für 2024

© Ste­fa­nie Bah­lin­ger

„Al­les, was ihr tut, ge­schehe in Liebe“, schreibt der Apos­tel Pau­lus in sei­nem 1. Ko­rin­ther­brief. Die­sen Satz hat die „Öku­me­ni­schen Ar­beits­ge­mein­schaft für Bi­bel­le­sen“ zur Lo­sung für 2024 aus­ge­wählt. Als ei­nen „her­aus­for­dern­den Satz“ emp­fin­det ihn Pfarr­frau Re­nate Karn­stein und fragt in ih­rer Aus­le­gung: „Meint Pau­lus mit ‚Al­les‘ auch wirk­lich Al­les?“

Hinzu kommt für sie, dass man sich stets selbst­kri­tisch hin­ter­fragt, ob das, was man mit­un­ter meint, aus Liebe zu tun, mög­li­cher­weise mehr mit Ei­tel­keit oder Macht zu tun hat, etwa wenn in der Ge­meinde „ein Amt so zur per­sön­li­chen Her­zens­sa­che wird, dass kein Raum bleibt für an­dere Sicht­wei­sen“. Die Durch­set­zung ego­is­ti­scher Ei­gen­in­ter­es­sen komme nicht sel­ten „als selbst­lo­ser Dienst ge­tarnt“ da­her.

Mar­gue­rite Po­rete, die vor über 700 Jah­ren in Frank­reich als Wan­der­be­gine lebte, setzte die Liebe kom­plett mit Gott gleich. In ih­rem Buch „Der Spie­gel der ein­fa­chen See­len“ lässt sie die Seele sa­gen: „Ich be­kenne es Euch, Frau Liebe: Es gab eine Zeit, da stand ich im Dienst der Tu­gen­den, aber jetzt hat Eure Vor­nehm­heit mich dar­aus be­freit.“

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Kundgebung gegen die AfD gut besucht

Vor­be­rei­tung für die Demo

Rund 3.000 Men­schen ka­men laut Po­li­zei­an­gabe am Mitt­woch ab 17.30 Uhr zur Demo „Kein Raum der AfD“ auf den Hof der Kün­ke­l­in­schule und drum herum. Und dies, ob­wohl die Be­hörde im Vor­feld an­ge­kün­digt hatte, bei mehr als 1.000 Teil­neh­me­rIn­nen die Kund­ge­bung auf den Markt­platz ver­le­gen zu müs­sen.

Auf dem Schul­hof stan­den sie dicht ge­drängt, in der Ur­ban­straße mit grö­ße­ren Lü­cken (siehe Luft­bild in der „Stutt­gar­ter Zei­tung“). Die Ein­fahrt zum Park­haus und der Platz vor der Kün­kel­in­halle wur­den mit Ab­sperr­git­tern un­ter Po­li­zei­be­wa­chung frei­ge­hal­ten. In die­ser Halle fand ab 19 Uhr der Neu­jahrs­emp­fang von AfD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten aus ganz Ba­den-Würt­tem­berg statt, der so­ge­nann­ten „Lan­des­gruppe“ in Ber­lin.

„Kund­ge­bung ge­gen die AfD gut be­sucht“ wei­ter­le­sen

Eine Bäuerin spricht

Sa­bine Rö­mer-Czerny

Ein­fach „gran­dios“ fin­det es Sa­bine Rö­mer-Czerny, dass am Mon­tag so viele Bau­ern ih­ren Pro­test auf die Straße ge­bracht ha­ben. Denn, wie sie sagt: „Es ist ja so: Der Bauer ist ja lang­mü­ti­ger Mensch. Der hat gar keine Zeit, sich um po­li­ti­sche Dinge zu küm­mern. Der hat da­heim ei­nen Stall von ‚Mit­ar­bei­te­rIn­nen‘, die ihn zu je­dem Ta­ges­be­ginn mit gro­ßen Au­gen an­schauen und ver­sorgt wer­den wol­len.“

Sa­bine Rö­mer-Czerny ist eine spät­be­ru­fene Bäue­rin. Den denk­mal­ge­schütz­ten, weil be­reits Jahr­hun­derte Jahre al­ten Kös­hof bei Brei­ten­fürst be­treibt die 63-jäh­rige mit ih­rem Mann in­zwi­schen aber auch schon 25 Jahre. Dort hat sie 20 sol­cher Mit­ar­bei­te­rIn­nen, sprich „Rind­vie­cher“, dazu Schweine, Schafe, „Hund, Katz und Hüh­ner“.

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