Einfach „grandios“ findet es Sabine Römer-Czerny, dass am Montag so viele Bauern ihren Protest auf die Straße gebracht haben. Denn, wie sie sagt: „Es ist ja so: Der Bauer ist ja langmütiger Mensch. Der hat gar keine Zeit, sich um politische Dinge zu kümmern. Der hat daheim einen Stall von ‚MitarbeiterInnen‘, die ihn zu jedem Tagesbeginn mit großen Augen anschauen und versorgt werden wollen.“
Sabine Römer-Czerny ist eine spätberufene Bäuerin. Den denkmalgeschützten, weil bereits Jahrhunderte Jahre alten Köshof bei Breitenfürst betreibt die 63-jährige mit ihrem Mann inzwischen aber auch schon 25 Jahre. Dort hat sie 20 solcher MitarbeiterInnen, sprich „Rindviecher“, dazu Schweine, Schafe, „Hund, Katz und Hühner“.
Sie selbst war deshalb am Montag unabkömmlich. Sie weiß auch von anderen Höfen: Diese Protestaktion „kostet den einzelnen so viel Geld. Die Arbeitskraft fehlt daheim und das muss der Bauer dann nacharbeiten oder extra jemanden einstellen dafür.“ Nicht nur deshalb sagt sie: „Ich bin echt froh und stolz auf die.“
Denn die Regierung in Berlin „macht genau das Gegenteil von dem, was sie sagt“. Einerseits fordere sie regionale Lebensmittel, fördere aber dann den Import aus dem Ausland, weil sie von dort billiger zu bekommen sind, „und auf einmal gibt es keine Klimaschädlichkeit mehr, wenn man alles hierher karrt“.
Diesen Mechanismus habe Joachim Rukwied, der Präsident des Landesbauernverbands, „sehr anschaulich dargestellt“, nämlich dass in dem Maße, wie die Schweinehaltung in Deutschland in einem Jahr zurückgegangen sei, sie „in Spanien in gleicher Höhe aufgestockt“ wurde.
Immer wieder erlebt sie, dass auf den Subventionen für die Bauern „herumgehackt“ wird und meint: „Wenn wir die Kosten unserem Aufwand anpassen würden, täten die meisten aber ganz schön staunen, was die Produkte kosten.“
Sie weiß freilich auch von Missbräuchen, die ihrer Meinung nach abgeschafft gehören: „Da sollten sie lieber mal gucken, wer am meisten von diesen Subventionen abgreift, nämlich Konzerne wie Nestlé. Ein Haufen ‚Große‘ sind es, die das Geld einsacken.“
Und weil nicht nur bei der Agrarpolitik im Land viel im Argen liegt, hofft Sabine Römer-Czerny, dass die Bauern mit ihrem Protest „auch andere Menschen ermutigen, sich zu wehren“, wie etwa Handwerker, „vor allem die kleinen Betriebe“.
Nämlich „dass die Leute merken: Hoppla, wenn die Bauern in Deutschland – bei uns ist das ja anders als in Frankreich – aufstehen, die so langmütig sind, dann müssen wir es doch erst recht tun“.
Die Bauern vom Welzheimer Wald hatten sich am Montag früh um halb sechs Uhr in Welzheim getroffen und sind dann nach Aalen gefahren, wie sie berichtet, die Bauern von Sulzbach in Richtung Heilbronn. „Die waren witziger Weise nicht organisiert und trotzdem gut organisiert, da hat keiner den Postenführer gemacht“, lobt die Köshöfin.
Natürlich will auch sie nicht nur daheim am Herd und im Stall stehen und die Männer protestieren lassen. Tatsächlich haben die Bäuerinnen vom Welzheimer Wald eine eigene Aktion vor, die aber noch nicht spruchreif ist. Man habe sich am Sonntag „zusammentelefoniert“ und sei „in den Startlöchern“.
Auf dem Köshof wird im Februar zudem wieder Nachwuchs bei den Kühen erwartet. Traditionell erhalten die Kälbchen Namen, die mit dem gleichen Buchstaben wie der der Mutter beginnen, um sie zuordnen zu können. Die werdenden Mütter heißen auf dem Köshof freilich nicht mehr wie früher „Liese“ oder „Edelweiß“, sondern „Fanny“, „Gloria“, „Salomé“ und „Romy Schneider“.
Jeden 1. und 3. Samstag im Monat steht die Köshöfin mit ihren Bio-Produkten auf dem Markt in Schorndorf (vor der Geschäftsstelle der „Schorndorfer Nachrichten“), das nächste Mal am 20. Januar.