Was sie wollten – was sie taten

In den Pro­spek­ten zur Kom­mu­nal­wahl schrei­ben die Be­wer­ber, was sie künf­tig in der Stadt Gu­tes tun wol­len. Wie Theo­rie und Pra­xis über­ein­stim­men, sieht man erst hin­ter­her. Da­her schauen wir mal, was die Ge­wähl­ten vor fünf Jah­ren in „Schorn­dorf ak­tu­ell“ un­ter der Über­schrift „Ich habe mir vor­ge­nom­men…“ ge­schrie­ben hat­ten. Hier ein paar Bei­spiele:

So wollte sich der CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zende Her­mann Beu­tel „wie­der mehr den Pflicht­auf­ga­ben wid­men“. Zu de­nen zählte er ei­nen über­dach­ten Bus­bahn­hof und die Über­pla­nung des Un­te­ren Markt­plat­zes „ohne dort alle Park­plätze zu op­fern“. Dem Neu­bau der Bü­che­rei hatte er aus glei­chem Grund („Bil­dung“ als Pflicht­auf­gabe) und un­ter der Be­din­gung zu­ge­stimmt, dass die Park­plätze auf dem Ar­chiv­platz er­hal­ten blei­ben.

Sein neuer Frak­ti­ons­kol­lege, Apo­the­ker Thors­ten Lei­ter,  be­ab­sich­tige „die At­trak­ti­vi­tät und die Er­reich­bar­keit der In­nen­stadt“ zu ver­bes­sern, und zwar „mit al­len Mo­bi­li­täts­ar­ten“. Er wollte nach den vie­len „Nice-to-have-Pro­jek­ten“ nun wie­der eher die „Haus­auf­ga­ben“ ab­ar­bei­ten“, da­bei „die Fi­nan­zen im Blick be­hal­ten“. Gleich­wohl stimmte auch er für den Neu­bau der Stadt­bü­che­rei.

Tim Schopf (SPD) gab an, sich für „die Lö­sung öko­lo­gi­scher Pro­bleme vor Ort“ so­wie eine Ver­bes­se­rung der Be­treu­ung in den Kin­der­gär­ten ein­set­zen zu wol­len. Ers­te­res setzte er um mit sei­ner In­itia­tive für mehr Fas­sa­den­grün, bei letz­te­rem durfte er als Kita-Lei­ter bei man­chen Ab­stim­mun­gen we­gen Be­fan­gen­heit nicht teil­neh­men.

Sa­bine Reichle (SPD) hatte „eine Stadt­ent­wick­lung, die die Men­schen in den Mit­tel­punkt stellt und ver­ant­wort­lich mit un­se­rer Um­welt um­geht“ an­vi­siert so­wie „eine Kul­tur des so­li­da­ri­schen Mit­ein­an­ders“. An­fang die­ses Jah­res rief sie zu­sam­men mit an­de­ren zu ei­ner Anti-AfD-Demo auf, weil ih­res Wis­sens nach diese Par­tei kein sol­ches Mit­ein­an­der pflege.

Ger­hard Ni­ckel, der Frak­ti­ons­vor­sit­zende von FDP/​FW star­tete mit dem ho­hen An­spruch, „für Frie­den, Frei­heit und To­le­ranz auch im Schorn­dor­fer Ge­mein­de­rat ein­zu­tre­ten“, weil „die Werte un­se­res Grund­ge­set­zes“ ihm dies „ge­bie­ten“. Auch er­war­tete er von al­len an­de­ren im Gre­mium,  dass sie „eine ein­deu­tig ab­leh­nende Hal­tung ge­gen Hass, Aus­gren­zung und Frem­den­feind­lich­keit ein­neh­men“. Mit­un­ter kom­men­tierte er frei­lich die Re­de­bei­träge sei­ner Rats­kol­le­gen mit ei­ner nicht ge­sell­schafts­fä­hi­gen Geste.

Der in Buhl­bronn wohn­hafte Pe­ter Schwan (FDP) wollte „mit­hel­fen, dass das Le­ben in den Teil­or­ten wei­ter­hin le­bens­wert bleibt“. Seine Ab­sicht der „Mit­ge­stal­tung bei der neuen Mo­bi­li­tät der Zu­kunft in Schorn­dorf und den Teil­or­ten“ for­mu­lierte er An­fang 2022 kon­kret im Vor­schlag ei­ner Seil­bahn nach Schlich­ten und Ober­b­er­ken.

Grü­nen-Stadt­rat Ul­rich Kost gab den „zü­gi­gen Aus­bau des Breit­band­net­zes“ als ei­nes sei­ner wich­tigs­ten Ziele an. Zu­dem plä­dierte er für eine „wohl­wol­lende Be­glei­tung und För­de­rung“ von Kul­tur-Be­trie­ben und ‑In­itia­ti­ven. Im Ei­fer der Haus­halts­de­batte um ei­nen Zu­schuss für den Kunst­ver­ein hatte er dar­über gänz­lich ver­ges­sen, dass er als des­sen Vor­stands­mit­glied bei die­sem Punkt we­gen Be­fan­gen­heit gar nicht mit ab­stim­men darf.

Kirs­ten Katz hatte sich vor­ge­nom­men, „ge­mein­same Lö­sun­gen zu fin­den – auch und ge­rade über Frak­ti­ons­gren­zen hin­weg“, da ih­rer An­sicht nach „die­ses alt­her­ge­brachte Freund-Feind-Den­ken nicht mehr zeit­ge­mäß“ sei. Sie hat die AfD-Frak­tion stets als de­mo­kra­tisch ge­wählte Ver­tre­ter der Bür­ger­schaft be­trach­tet und kol­le­gial be­han­delt. Für die Grü­nen an­ge­tre­ten, wech­selte sie schließ­lich zur CDU-Frak­tion, weil sie dort mehr Über­ein­stim­mung mit ih­ren Wer­ten fand.

Lars Haise, der für die erst­mals im Ge­mein­de­rat ver­tre­tene AfD ins Gre­mium ein­zog, hatte eine „so­lide fi­nan­zi­elle Zu­kunft“ im Blick, um auch künf­ti­gen Ge­ne­ra­tio­nen Ge­stal­tungs­spiel­raum zu er­mög­li­chen. Er wollte sich „da­für ein­set­zen, dass Schorn­dorf und seine Teil­orte auch über die Gar­ten­schau hin­aus sau­ber und le­bens­wert blei­ben“ – und legte bei der SchoWo 2023 selbst mit Hand an, als er dem nächt­li­chen Putz­trupp half, die Ab­fälle der Party zu be­sei­ti­gen.

Üb­ri­gens hatte der Po­li­zist und SPD-Mann Tho­mas Ber­ger an­ge­ge­ben, sein Amt „mit vol­ler Kraft aus­zu­üben“. Diese reichte dann al­ler­dings nur gut ein hal­bes Jahr. Im März 2020, kurz nach Be­kannt­wer­den des Stadt­werke-Skan­dals, ver­ab­schie­dete er sich vor­zei­tig aus dem Ge­mein­de­rat.

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