Kommentar«
In den Prospekten zur Gemeinderatswahl am Sonntag steht, welche Themen den einzelnen Listen wichtig sind. Vielleicht sind diese aber gar nicht die entscheidenden Kriterien für unsere Wahl. Vielleicht geht es weniger darum, was die KandidatInnen der Stadt gern an Neuem bringen wollen, sondern wie stark ihr Bewusstsein dafür ausgeprägt ist, dass ihnen unsere hart verdienten Steuergelder anvertraut sind.
Oft hat es den Anschein, dass die, die da im Ratssaal sitzen, wie einst barocke Fürsten mit diesem Geld bevorzugt Prunkbauten, aktuell „Leuchttürme“ genannt, hinstellen, um der Welt zu imponieren. Und/oder sie meinen, dass sie dem gemeinen Fußvolk damit Geschenke machen. Geschenke, die dieses selbst bezahlt!
Wer im Gemeinderat sitzt und die Stadt „gestalten“ will, hat dort nichts verloren. Wer etwas gestalten will, dem sei ein Töpferkurs empfohlen. Im Gemeinderat brauchen wir keine Gestalter, sondern redliche Verwalter.
Dazu gehört neben dem Bewusstsein, dass sie fremdes Geld verwalten, vor allem Standfestigkeit. Dass sie den Verlockungen mancher Pläne widerstehen können. Denn je länger jemand im Gemeinderat sitzt, umso größer ist die Gefahr, dass er ganz unbewusst die Denkweise der Rathausspitze übernimmt. Und darüber ganz zu vergessen scheint, dass er gewählt wurde, um dort die Belange der BürgerInnen zu vertreten.
Nur so ist zu erklären, dass sie zwar mit der Absicht zu sparen antreten, und das auch wirklich meinen, aber auf einmal dann doch wieder für teure Ausgaben mit „Ja“ stimmen. Und zum Ausgleich müssen sie zwangsläufig ständig neue Erhöhungen von Gebühren und Eintrittspreise bewilligen, denn irgendwoher muss ja das Geld kommen, um das Loch in der Kasse zu stopfen.
Der Verzicht auf Prunkbauten spart definitiv Geld. Beim geplanten Feuerwehrhaus wird sich sehr bald zeigen, wer standhaft bleibt und für einen reinen Funktionsbau stimmt und wer sich zu einem architektonischen Vorzeigebau verführen lässt.
Wenn dann argumentiert wird, dass Funktionalität hässlich sei, dann schaue man sich nur die Bausünde von Bücherei-Neubau an, die gerade am Archivplatz entsteht. Ein schlichter Garagenbau kann niemals hässlicher sein als diese „Glanzleistung“ preisgekrönter Architekten.
Der zweite große Bereich beim Sparen sind die Personalkosten. Es gibt in der Stadtverwaltung sehr viele Menschen, die sich täglich ins Zeug legen, um den Menschen hier zu dienen: Müllmänner, Angestellte, die Urkunden ausstellen, Hilfen bewilligen, Kinder betreuen und vieles mehr.
Es gibt dort aber auch Personal, das kropfunnötig ist. Dieses entsteht aus einem Naturgesetz, wie der Historiker Cyril Northcote Parkinson in seiner bekannten, ironischen Abhandlung festgehalten hat: Jede Verwaltung hat die Tendenz, sich selbst aufzublähen.
Demnach wünscht sich jeder Angestellte, die Zahl seiner Untergebenen zu vergrößern. Damit steigt sein Ansehen und gleichzeitig kann er dadurch Arbeit an die Untergebenen delegieren. Klingt genial. Die Zeche aber zahlen wir.
Der dritte Ansatz zum Sparen ist eine natürliche Skepsis der Gemeinderatsmitglieder gegenüber den Vorschlägen der Rathausspitze. Dass Bauprojekte regelmäßig teurer werden, als zunächst veranschlagt, muss nämlich nicht sein. Das ist nur Salamitaktik und eigentlich schon längst durchschaut.
Diejenigen, die die wahren Kosten verheimlichen, wissen sehr genau, dass der Gemeinderat kein grünes Licht geben würde, wenn er gleich mit dem horrenden Endpreis konfrontiert wird. Wer hinterher behauptet, dass unerwartete Zusatzkosten entstanden seien, nährt aber fatalerweise die Vermutung, dass in der Verwaltung keine Fachleute sitzen, die den nötigen Weitblick haben.
Ein anderer Taschenspielertrick ist, dem Gemeinderat zu erklären, man müsse hurtig einem Bauprojekt zustimmen, weil sonst Fördergelder verlorengingen.
Als es um den Neubau der Bücherei ging, hatte der damalige OB zusätzlich argumentiert, man könne später immer noch auf den „Roten Knopf“ drücken, wenn es zu teuer würde. Als dieser Fall dann tatsächlich eintrat und die Kosten aus dem Ruder liefen, hieß es aber auf einmal, jetzt sei das Projekt nicht mehr zu stoppen, weil bereits Geld ausgegeben wurde.
Solch ein Vorgehen ist einer seriösen Verwaltung nicht würdig. So sollten die Mitglieder des Gemeinderats nicht mit sich umspringen lassen.
Am Sonntag haben wir alle die Macht, für Abhilfe dieser Missstände zu sorgen. Indem wir denjenigen unsere Stimme geben, die bereits Standfestigkeit und Mut bewiesen haben, jene, die auch bei Gegenwind nicht umfallen.