In der nun zu Ende gehenden Wahlperiode des Schorndorfer Gemeinderats hat sich personell so viel getan, wie selten zuvor. Unser Rückblick erfolgt schlaglicht-artig und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Von den 32 anno 2019 eingesetzten StadträtInnen ist ein ganzes Viertel, nämlich acht Personen, vorzeitig aus dem Amt ausgeschieden: Peter Erdmann (FDP/FW) verstarb kurz nach der Wahl, Ulrich Bußler (AfD) drei Jahre später.
Aus der SPD-Fraktion trat das Ehepaar Berger vorzeitig bereits im Jahr 2020 aus. Die Begründung für Sabine Bergers Wunsch nach Entbindung von ihrem Amt wurde dabei dem Gemeinderat vom Oberbürgermeister vorenthalten.
Bei der CDU zog sich Iris Greiner 2023 zurück, weil sie Amt und Geschäft zeitlich nicht mehr bewältigen konnte. Sie war eine der 8 Gremiumsmitglieder gewesen, die 2020 gegen den Neubau der Stadtbücherei gestimmt hatten.
Bei den Grünen ist nur noch ein Drittel der Originalbesetzung übriggeblieben: Andrea Sieber verließ die Fraktion bereits vor der ersten Sitzung, Andreas Schneider folgte Anfang 2021, Johanna-Maria Dobler (Grüne) schied aus, weil sie 2021von Schorndorf wegzog und Kirsten Katz wechselte vor einem Jahr zur CDU.
Gegenüber der Wahl von 2014 hatten die Grünen als einzige Liste an Sitzen dazugewonnen gehabt. Neu eingezogen war die AfD mit 3 Sitzen, repräsentierte somit knapp 10 Prozent der Wählerstimmen. In der ersten Sitzung gab der damalige Oberbürgermeister seiner Sorge Ausdruck, dass durch deren Einzug die „politische Kultur“ in den Gemeinderatssitzungen leiden könnte.
Wechsel an der Rathausspitze
Auch an der Rathausspitze selbst war ein starker Schwund zu verzeichnen: Im Juli 2021 wurde der erste Bürgermeister Edgar Hemmerich mit Ablauf seiner 8‑jährigen Amtszeit als überflüssig erachtet. Als er im Jahr 2013 vom Gemeinderat gewählt wurde, war dem damaligen Oberbürgermeister die Contenance entglitt, da sein eigener Favoriten, Kämmerer Thorsten Englert, das Nachsehen hatte.
Zum Ausgleich beförderte er diesen drei Jahre später zum „Finanzbürgermeister“, bevor er ihn nach Ausscheiden Hemmerichs am 1. August 2021 auf den begehrten Posten rückte.
Der Oberbürgermeister suchte bereits im Jahr 2019 eine neue Aufgabe für sich selbst und wollte Präsident des VfB Stuttgart werden. Seine Kandidatur zog er aber noch vor der Wahl zurück. 2021 kandidierte er dann in Esslingen als OB, wurde gewählt und verließ er Schorndorf.
Innerhalb der Verwaltung gab es weitere diverse Veränderungen. So beendete beispielsweise Gabriele Koch Ende 2023 ihr über 40 Jahre lange Tätigkeit im Schorndorfer Rathaus. 1992 war sie die erste Frau gewesen, die dort die Position einer Amtsleiterin übernommen hatte.
Neu gegründet wurden die Eigenbetriebe für Citymanagement und die „Stabsstelle Klimaschutz“. 2019 war die Stabsstelle „Digitalisierung“ eingerichtet worden. Dort hatte Jörg Stritzelberger 2022 ein Pilotprojekt zur digitalen Gesichtserkennung ergattert, das von der Landesregierung unterstützt wurde. Kurz danach machte er einen Karrieresprung und wurde IT-Fachbereichsleiter in Metzingen. Das Projekt in Schorndorf wurde eingestellt.
Weniger erfolgreich war Markus Weiß, der 2018 im hiesigen Rathaus als Amtsleiter für die Bereiche Kindertagesstätten eingestellt worden war. Er kandidierte unlängst in Waiblingen als erster Bürgermeister, unterlag aber knapp seinem Mitbewerber.
Stadtwerke-Skandal
Sage und schreibe 5 Geschäftsführer erlebten die Stadtwerke in diesem Zeitraum. Unter Andreas Seufer hatte es unhaltbare Vorgänge in diesem städtischen Betrieb gegeben, wie ein Whistleblower in einem Brief an Stadtrat Lars Haise (AfD) darlegte, nachdem seine Beschwerden von der Rathausspitze ignoriert worden waren. So wurde der Skandal öffentlich.
Seufer praktizierte zum einen eine unsaubere Buchführung, was der Revisionsbericht aufgezeigte. Zum anderen wurde seine Mitarbeiterführung moniert. Unter anderem habe er seine Leute in Meetings „angeschrien und mundtot gemacht“, was von jenen, die kündigten, als Grund für die hohe Fluktuation im Team angesehen wurde.
Seufers Weggang sollte aber noch nicht das Ende der Turbulenzen sein. Bis zur Wahl eines Nachfolgers führte Bodo Skaletz interimsweise die Geschäfte. Dann wurde mit Hilfe von Headhuntern Marcus Bort als kaufmännischer Leiter eingestellt. Dem gefiel der Posten schon nach kürzester Zeit nicht mehr, weshalb man sich trennte – und das Gehalt weiterzahlen musste, weil keine Probezeit vereinbart worden war.
Für ihn rückte Daniel Beutel nach, ein Vetter von Hermann Beutel, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU im Gemeinderat, somit gleichzeitig Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke. Ein parallel eingestellter technischer Leiter, Christoph Baier, wurde nach zweieinhalb Jahren abberufen.