„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, schreibt der Apostel Paulus in seinem 1. Korintherbrief. Diesen Satz hat die „Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen“ zur Losung für 2024 ausgewählt. Als einen „herausfordernden Satz“ empfindet ihn Pfarrfrau Renate Karnstein und fragt in ihrer Auslegung: „Meint Paulus mit ‚Alles‘ auch wirklich Alles?“
Hinzu kommt für sie, dass man sich stets selbstkritisch hinterfragt, ob das, was man mitunter meint, aus Liebe zu tun, möglicherweise mehr mit Eitelkeit oder Macht zu tun hat, etwa wenn in der Gemeinde „ein Amt so zur persönlichen Herzenssache wird, dass kein Raum bleibt für andere Sichtweisen“. Die Durchsetzung egoistischer Eigeninteressen komme nicht selten „als selbstloser Dienst getarnt“ daher.
Marguerite Porete, die vor über 700 Jahren in Frankreich als Wanderbegine lebte, setzte die Liebe komplett mit Gott gleich. In ihrem Buch „Der Spiegel der einfachen Seelen“ lässt sie die Seele sagen: „Ich bekenne es Euch, Frau Liebe: Es gab eine Zeit, da stand ich im Dienst der Tugenden, aber jetzt hat Eure Vornehmheit mich daraus befreit.“
Dass kirchliche Autoritäten damit ein Problem hatten, liegt für Antje Schrupp auf der Hand: Wenn Gott („also das, was ‚richtig‘ ist“) nur über die Liebe gefunden werden kann, ist die Institution Kirche überflüssig. Denn dann brauche es lediglich „selbstbewusste, gebildete, offenherzige, mutige Menschen“. Menschen, die „lieben können – einfach nur so“.
Die Wanderbegine Porete schreibt in ihrem Buch über die liebende Seele: Sie „fürchtet sich nicht vor Drangsalen, sie lässt sich nicht aufhalten, sie wird nicht schwach. Sie ist allem verbunden in der Freigebigkeit der reinen Nächstenliebe, und so verlangt sie von niemandem etwas auf Grund der Vornehmheit und Großzügigkeit der reinen Güte, mit der Gott sie erfüllt hat.“
Es verwundert nicht, dass der Bischof von Cambrai die Verbrennung ihres Buches anordnete. Marguerite Porete wurde der Ketzerei angeklagt und „überführt“. Am Pfingstmontag des Jahres 1310 starb sie auf der Place de Grève in Paris auf dem Scheiterhaufen.
Stefanie Bahlinger hat zur Jahreslosung – wie bereits in den Jahren zuvor – für den Verlag am Birnbach wieder eine Grafik entwickelt. Diese stellt zwei Kreise dar, die symbolisch für die Beziehung von Mensch zu Mensch bzw. Mensch/Gott gedeutet werden können. Zusammen ergeben sie ein Herz, in dessen Mitte der Fisch, das Geheimzeichen der ersten Christen, entsteht.
Die Grafik kann man dort zum privaten Ausdrucken oder als Hintergrundbild für den PC herunterladen.