Kurzglosse
„Ein kleiner Springer sucht seine Königin.
Er ist von weißer Farbe, Alter: schwer zu schätzen. Vermutlich gehört er einer Freiluft-Schachfigurengruppe an. Er wurde im Schlosspark aufgegriffen und möchte jetzt am Ochsenberg abgeholt werden.“
Eine Frage der Logik
Kurzglosse
Man liest immer wieder, es reiche allein die Vermutung, dass ein Reichsbürger bei den Montagsspaziergängen mitläuft, um diese zu rechtsextremistischen Veranstaltungen zu erklären. Nun drängt sich aktuell die Frage auf: Wie ist dann die Menschenkette des „Schorndorfer Appells“ von vorigem Dienstag zu bezeichnen, nachdem sich dort eine Montagsspaziergängerin eingereiht hatte?
Müsste man nach den Regeln der Logik nicht schlussfolgern, dass diese Aktion somit ein Montagsspaziergang geworden ist?
In der Schule haben wir gelernt: Wenn A gleich B ist, und B gleich C, muss folgerichtig A auch gleich C sein. Fürs Leben gelernt, übertragen wir also: Wenn die Menschenkette durch jene Frau zu einem Montagsspaziergang wird, und wenn ein Montagsspaziergang eine rechtsextremistische Veranstaltung ist, ist logischerweise auch diese Menschenkette eine rechtsextremistische Aktion.
Oder anders gesagt: Die Menschenkette hat ihre Unschuld verloren.
Am Rande bemerkt
Kurzglosse
Papier ist geduldig, heißt es. Fahnenmasten sind es auch. Früher wurde vorm Rathaus nur an hohen Feiertagen gehisst. Meistens die Stadtfarben, manchmal Schwarz-Rot-Gold, und bei Besuchen aus der Partnerstadt Tulle die Trikolore. Inzwischen aber auch immer häufiger andere Botschaften: „Keine Gewalt an Frauen“ steht dann auf dem Banner, oder „Mayors for Peace“, um zu zeigen, dass unser Oberbürgermeister ebenfalls für den Frieden ist.
Ganz aktuell flatterten jetzt Regenbogenfarben neben dem Rathauseingang. Als Bekundung für die sexuelle Selbstbestimmung aller Menschen. Wir dürfen gespannt sein, was als nächstes folgt. Eine Fahne für Fahrradfreundlichkeit? Ein Banner für Bürgernähe? Ein Stück Stoff gegen Steuergeldverschwendung?
Fahnenmasten sind geduldig. Dort kann jeder sein Fähnchen nach dem Wind der aktuell politischen Mode hängen. Und die Bevölkerung freut sich wie Bolle über den edlen Geist derer, die sie hissen.
Am Rande bemerkt
Kurzglosse
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung Thorsten Englert zum Ersten Bürgermeister gewählt. Angesichts dieses Ereignisses fragt sich die Germanistin, ob die Bezeichnung „Bürgermeister“ eigentlich noch zeitgemäß ist. Das Wort „Meister“ bezeichnet laut Duden einen Menschen, der entweder in seinem Fach hervorragend ist (und dies per Meisterprüfung bewiesen hat) oder es hat die Bedeutung „Herr und Gebieter“.
Ein Schneidermeister ist ein Könner seines Fachs im Schneidern, ein Bäckermeister im Backen. Ein Bürgermeister müsste analog Könner im „Bürgern“ sein. Das gibt es nicht. Also bliebe nur die Definition „Herr und Gebieter“. Und genau das ist er nicht. Im Gegenteil. Er hat der Bevölkerung zu dienen. Die Bürgerschaft ist der Souverän. Er wird von deren Steuergeldern bezahlt. Diese Amtsbezeichnung muss dringend an die tatsächlichen Verhältnisse angepasst werden in: „Erster Bürgerdiener“.
Am Rande bemerkt
Kurzglosse
Was können wir uns doch glücklich preisen, in unserem Oberbürgermeister einen so tapferen Kämpfer gegen die Pandemie zu haben:
Zwar konnte er die Demonstration der Querdenker am Freitag auf dem Marktplatz nicht verhindern.
Zwar konnte er nicht verhindern, dass sie dort behaupten, die Infektionszahlen seien nur Testergebnisse, keine Kranken, keine Toten, und nur durch Massentest erzielt, behaftet mit hoher Fehlerquote.
Zwar konnte er nicht verhindern, dass sich dort über 500 Menschen versammelt haben.
Er konnte das nicht verhindern, weil die Versammlungs- und Meinungsfreiheit im Grundgesetz garantiert sind.
Aber er sorgte kurzentschlossen für einen Ausgleich.
Er ließ die historische Führung auf dem Alten Friedhof mit Stadträtin Kirsten Katz absagen.
Die sollte am Sonntag stattfinden.
Noch vor Inkrafttreten der neuen Schutzverordnung.
Dort wären wahrscheinlich nicht mehr als 12 TeilnehmerInnen im Freien zusammengekommen.
Nicht gerade viel im Vergleich zu der Kundgebung.
Doch was zählt, ist die löbliche Absicht.
Auch der Oberbürgermeister bringt Opfer mit diesem Erlass.
Denn er nimmt den „Bildungsauftrag“ der Stadt, wie er stets in Bezug auf den Neubau der Stadtbücherei betont, sehr ernst.
Und nun lässt er eine Führung, in welcher Stadtgeschichte vermittelt wird, ausfallen. Geschichte von Frauen. Von starken Frauen. Also: sein favorisiertes Thema. Und vermittelt von seiner – vermutlich – Lieblingsstadträtin, da sie bekanntlich immer kritisch nachhakt.
Was für ein Kämpfer gegen die Pandemie!
Am Rande bemerkt
Kurzglosse
Wir Journalistinnen haben es nicht gern, wenn wir eine Glosse mit feiner Pointe abschließen – und dann kommt jemand, und setzt noch eins drauf. In diesem Fall ist es die Landesregierung in Kiel.
Konkret geht es um Abgeordnete und Corona.
Ich hatte den Umstand, dass hiesige Stadträte vom Fiebertest vor einer Sitzung befreit sind, in meiner Glosse vom 2. Oktober mit deren politischer Immunität „erklärt“.
Die Kieler Regierung übertrifft das jetzt noch, wie im Tagesspiegel zu lesen ist: Sie hat einzelne Berliner Bezirke zu Corona-Risikogebieten erklärt, und alle, die von dort kommen, zur Quarantäne verpflichtet – alle, außer Abgeordnete.
Bevor man denen nun unterstellt, dass sie dem Volk Regeln auferlegen, an die sich selbst nicht halten, hilft ein Blick in die Realität:
So ein Volkvertreter kommt ja nicht zu Fuß zur Bundestagssitzung sondern im Auto. In einem geschlossenen. Darin ist er geschützt. Er kann sich also gar nicht mit Corona-Viren anstecken.
So ein Abgeordneter hat überhaupt gar keinen Kontakt zu uns Normalsterblichen. Deshalb spricht er über uns gern als „die Menschen da draußen im Lande“.
George Orwell formulierte dieses Phänomen bereits 1945 in seinem dystopischen Roman „Farm der Tiere“ mit dem Slogan: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“
Ich würde sagen: Sie sind einfach nicht von dieser Welt.
Am Rande bemerkt
Kurzglosse
Gemeinderatssitzung in der Künkelinhalle unter „Corona-Bedingungen“ heißt nicht nur, dass dort alle Anwesenden Abstand zueinander wahren müssen, sondern auch, dass am Eingang eine Fieberkontrolle stattfindet.
Da richtet einem also ein netter junger Mann ein Gerät Richtung Stirn, und sagt kurz drauf: „Sie können rein.“ Man kommt sich vor wie bei Petrus an der Himmelstür. Man ist dankbar, dass die Messung nicht an anderer Körperstelle vorgenommen wird, wie man es noch aus Kindheitstagen kennt. Und man ist erleichtert. Denn ein negativer Bescheid hätte sicherlich großes Ungemach nach sich gezogen.
Dann aber staunt man: Da kommt ein Mann an, ordnungsgemäß mit Maske halb unkenntlich – und der muss sich offenkundig diesem Ritual nicht unterziehen.
„Ich bin Stadtrat“, sagt er.
Oh, denkt man, gibt es hier Menschen 1. und 2. Klasse?!
Dann aber fällt einem zum Glück ein, dass man mal was von einer „politischen Immunität“ gehört hat.
Offensichtlich erstreckt sich die auch auf Corona.