Kurzglosse
Was können wir uns doch glücklich preisen, in unserem Oberbürgermeister einen so tapferen Kämpfer gegen die Pandemie zu haben:
Zwar konnte er die Demonstration der Querdenker am Freitag auf dem Marktplatz nicht verhindern.
Zwar konnte er nicht verhindern, dass sie dort behaupten, die Infektionszahlen seien nur Testergebnisse, keine Kranken, keine Toten, und nur durch Massentest erzielt, behaftet mit hoher Fehlerquote.
Zwar konnte er nicht verhindern, dass sich dort über 500 Menschen versammelt haben.
Er konnte das nicht verhindern, weil die Versammlungs- und Meinungsfreiheit im Grundgesetz garantiert sind.
Aber er sorgte kurzentschlossen für einen Ausgleich.
Er ließ die historische Führung auf dem Alten Friedhof mit Stadträtin Kirsten Katz absagen.
Die sollte am Sonntag stattfinden.
Noch vor Inkrafttreten der neuen Schutzverordnung.
Dort wären wahrscheinlich nicht mehr als 12 TeilnehmerInnen im Freien zusammengekommen.
Nicht gerade viel im Vergleich zu der Kundgebung.
Doch was zählt, ist die löbliche Absicht.
Auch der Oberbürgermeister bringt Opfer mit diesem Erlass.
Denn er nimmt den „Bildungsauftrag“ der Stadt, wie er stets in Bezug auf den Neubau der Stadtbücherei betont, sehr ernst.
Und nun lässt er eine Führung, in welcher Stadtgeschichte vermittelt wird, ausfallen. Geschichte von Frauen. Von starken Frauen. Also: sein favorisiertes Thema. Und vermittelt von seiner – vermutlich – Lieblingsstadträtin, da sie bekanntlich immer kritisch nachhakt.
Was für ein Kämpfer gegen die Pandemie!