Kurzglosse
Papier ist geduldig, heißt es. Fahnenmasten sind es auch. Früher wurde vorm Rathaus nur an hohen Feiertagen gehisst. Meistens die Stadtfarben, manchmal Schwarz-Rot-Gold, und bei Besuchen aus der Partnerstadt Tulle die Trikolore. Inzwischen aber auch immer häufiger andere Botschaften: „Keine Gewalt an Frauen“ steht dann auf dem Banner, oder „Mayors for Peace“, um zu zeigen, dass unser Oberbürgermeister ebenfalls für den Frieden ist.
Ganz aktuell flatterten jetzt Regenbogenfarben neben dem Rathauseingang. Als Bekundung für die sexuelle Selbstbestimmung aller Menschen. Wir dürfen gespannt sein, was als nächstes folgt. Eine Fahne für Fahrradfreundlichkeit? Ein Banner für Bürgernähe? Ein Stück Stoff gegen Steuergeldverschwendung?
Fahnenmasten sind geduldig. Dort kann jeder sein Fähnchen nach dem Wind der aktuell politischen Mode hängen. Und die Bevölkerung freut sich wie Bolle über den edlen Geist derer, die sie hissen.