Paula Haushahn

Foto: Fa­mi­lie Haus­hahn

Ge­denk­tag
Heute vor 123 Jah­ren kam Paula Haus­hahn zur Welt. Sie war Schorn­dorfs erste Lo­kal­jour­na­lis­tin. 1888 hatte ihr Va­ter, der Buch­dru­cke­rei­be­sit­zer Adolf Haus­hahn, die de­mo­kra­ti­sche Zei­tung „Schorn­dor­fer Volks­blatt“ ge­grün­det, für das sie Be­richte ver­fasste und als An­zei­gen­lei­te­rin fun­gierte.

Als Haus­hahns Ver­lag samt Buch­dru­cke­rei im Jahr 1940 von der NS-Presse über­nom­men wurde, musste sie ih­ren Le­bens­un­ter­halt ge­zwun­ge­ner­ma­ßen beim „Schorn­dor­fer Kreis­blatt“ ver­die­nen. Be­acht­lich ist, dass sie dort dem Ver­lags­lei­ter Vik­tor Ma­thi­o­szek, der nach ih­ren Aus­sa­gen ein „ty­pi­scher Nazi mit dem gol­de­nen Par­tei­ab­zei­chen“ war, in der Ge­schäfts­stelle Haus­ver­bot er­teilte, und ihn schließ­lich aus sei­nem Amt ver­trieb. Und dies, ob­wohl der Schrift­lei­ter der Zei­tung, Dr. Böh­mer, „nie ge­wagt hat, ihm die Türe zu wei­sen, auch wenn er ihn noch so be­lei­digt und ge­quält hat“.

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Die „Weiber-Tat“ ist keine Legende

Ge­denk­tag
Ex­akt 333 Jahre ist es her, dass der Göp­pin­ger Vogt am 16. De­zem­ber 1688 über die „Wei­ber von Schorn­dorf“ schrift­lich be­rich­tete. Da­durch wis­sen wir, dass die da­ma­lige Ret­tung der Stadt durch mu­tige Frauen keine Le­gende ist, son­dern „po­li­ti­sches Han­deln“, wie der ehe­ma­lige Stadt­ar­chi­var Uwe Jens Wan­del er­klärt. Und dass sie die­ses be­mer­kens­wer­ter­weise zu ei­ner Zeit an den Tag leg­ten, „da den Frauen auch die al­ler­min­deste Teil­habe am öf­fent­li­chen Le­ben ver­wehrt war“ und sie „wie un­mün­dige Kin­der be­han­delt wur­den“.

Von Da­niel Speer sind die De­tails be­kannt: Die Schorn­dor­fe­rin­nen hat­ten jene Ge­sand­ten aus Stutt­gart, die die hie­sige Ob­rig­keit zur Über­gabe der Stadt an die Fran­zo­sen auf­for­der­ten, der­art be­drängt, dass diese sich ins Rat­haus flüch­ten. Und dort wur­den sie nicht mehr raus­ge­las­sen. Drei Nächte und zwei Tage hiel­ten 40 Frauen Wa­che auf dem Markt­platz. Die von Speer als „Ama­zo­nes“ Be­zeich­ne­ten hat­ten ein Feuer ent­zün­det, und wech­sel­ten sich mit dem Wach­dienst ab. „Die bö­ses­ten Wei­ber wur­den zur Of­fi­cie­rin ge­macht, und das war ihr Zei­chen: dass sol­che De­gen an der Seite, und kurze Ge­wehre tru­gen“, schrieb Speer in sei­nem un­mit­tel­bar da­nach ge­druck­ten Flug­blatt über das „Schorn­dorf­fi­sche Wei­ber-Volck“.

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Geschenke von Barbara und la Befana

Die Hei­lige Bar­bara an der Nord­seite un­se­rer Stadt­kir­che

Ge­denk­tag
Am heu­ti­gen Tag der Hei­li­gen Bar­bara ist es al­ter Brauch, Zweige von Obst­bäu­men ab­zu­schnei­den und in eine Vase zu stel­len, da­mit diese „Bar­ba­ra­zweige“ zu Weih­nach­ten blü­hen. We­ni­ger be­kannt ist hin­ge­gen, dass Kin­der im Rhein­land frü­her nicht vom Ni­ko­laus son­dern von der Hei­li­gen Bar­bara kleine Ge­schenke be­ka­men, wenn sie ihre – selbst­ver­ständ­lich gut ge­putz­ten – Schuhe am 4. De­zem­ber vor die Tür stell­ten.

In Ita­lien wur­den die Kin­der üb­ri­gens bis vor nicht allzu lan­ger Zeit noch an­statt zu Weih­nach­ten erst am 6. Ja­nuar be­schenkt, und zwar eben­falls durch eine weib­li­chen Fi­gur, näm­lich von „la Be­f­ana“. De­ren Name lei­tet sich ab von „Epi­pha­nia“, dem christ­li­chen Er­schei­nungs­fest, das an die­sem Tag ge­fei­ert wird. Sie ist eine Hexe, und der Le­gende nach wollte diese eben­falls das neu­ge­bo­rene Christ­kind be­su­chen, machte sich aber zu spät auf den Weg, so dass der Stern über die Krippe be­reits er­lo­schen war. Da­her klopfte sie an je­des Haus, wo sie den Kin­dern ihre Ge­schenke gab, um sie nach dem Weg zu fra­gen.

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Einladung in den philosophischen Salon

Ge­denk­tag
Heute ist „Welt­tag der Phi­lo­so­phie“. Er wurde von der UNESCO im Jahr 2005 aus­ge­ru­fen und wird im­mer am drit­ten Don­ners­tag im No­vem­ber be­gan­gen. Ziel da­bei ist, „der Phi­lo­so­phie zu grö­ße­rer An­er­ken­nung zu ver­hel­fen und ihr und der phi­lo­so­phi­schen Lehre Auf­trieb zu ver­lei­hen“.

Phi­lo­so­phen sind nicht nur längst ge­stor­bene Män­ner wie So­kra­tes oder Kant, son­dern es gibt auch Frauen un­ter ih­nen, wie etwa Han­nah Are­ndt, die diese Be­zeich­nung al­ler­dings für sich selbst ab­lehnte. Zu­dem gibt es auch noch le­bende Phi­lo­so­phen und Phi­lo­so­phin­nen, un­ter ih­nen An­ne­gret Stop­c­zyk, über die es im Klap­pen­text zu ih­rem Buch „Nein danke, ich denke sel­ber: Phi­lo­so­phie­ren aus weib­li­cher Sicht“ heißt, sie sei die „erste deut­sche Phi­lo­so­phin, der es ge­lingt, ab­seits aka­de­mi­scher In­sti­tu­tio­nen eine ei­gene Phi­lo­so­phie zu ent­wi­ckeln, die Den­ken, Füh­len und Er­le­ben ver­bin­det“.

Eine an­dere zeit­ge­nös­si­sche Phi­lo­so­phin ist Clau­dia Si­mone Dor­chain, die ei­nen vir­tu­el­len phi­lo­so­phi­schen Sa­lon be­treibt, und die man hier nä­her ken­nen­ler­nen kann: in ei­nem ak­tu­el­len In­ter­view mit ih­rem Kol­le­gen Gun­nar Kai­ser.

Was sind uns Kinder wert?

Ge­denk­tag
Heute ist Welt­kin­der­tag. Es gibt ihn seit 1954 auf Emp­feh­lung der UNO. Ziel ist un­ter an­de­rem, da­durch in den Fo­kus zu rü­cken, dass in der Kind­heit die Ba­sis für das spä­tere Le­ben ge­legt wird.

26 Sprach­för­der­kräfte sind laut An­ga­ben aus der Ver­wal­tung ak­tu­ell in Schorn­dorf an­ge­stellt. Sie hel­fen, dass Kin­der mit aus­län­di­schen Wur­zeln aus­rei­chende Sprach­kennt­nisse er­lan­gen, um am Un­ter­richt und folg­lich pro­blem­los am ge­sam­ten Ge­sell­schafts­le­ben teil­neh­men zu kön­nen. Diese Sprach­hel­fe­rIn­nen schaf­fen die Grund­lage ei­ner ge­lin­gen­den In­te­gra­tion, wel­che spä­tere Kos­ten im So­zi­al­be­reich auf­grund von Sprach­de­fi­zi­ten ver­mei­den hilft.

Der Ein­satz die­ser Sprach­hel­fe­rin­nen wird in Schorn­dorf durch Mi­ni­jobs und auf Ho­no­rar­ba­sis ver­gü­tet. Da­für stellt die Stadt jähr­lich 27.000 Euro an Steu­er­gel­dern zur Ver­fü­gung. Für sämt­li­che rund 400 Sprach­för­der­kräfte in ganz Ba­den-Würt­tem­berg wer­den dar­über hin­aus von der Lan­des­re­gie­rung jähr­lich ca. 2,6 Mil­lio­nen Euro aus­ge­ge­ben. Seit sie­ben Jah­ren sta­gniert die­ser Be­trag, und für die nächs­ten sie­ben Jahre stün­den laut Kul­tus­mi­nis­te­rin The­resa Schop­per (Grüne) auch nicht mehr Mit­tel im Lan­des­haus­halt zur Ver­fü­gung.

Zum Ver­gleich: Schorn­dorfs Ei­gen­be­trieb „Ci­ty­ma­nage­ment“, des­sen Auf­gabe es ist, die In­nen­stadt durch At­trak­tio­nen zu be­le­ben, ver­fügt über ei­nen Etat von 1,6 Mil­lio­nen Euro, dar­un­ter 511.000 Euro für Per­so­nal­kos­ten.

Eine Linde für Reinhold Maier

Reinhold Maier Linde "Symbol für Frieden und Freiheit" statt eines Denkmals
„Sym­bol für Frie­den und Frei­heit“ statt ei­nes Denk­mals

Ge­denk­tag
Heute vor 50 Jah­ren starb der ge­bür­tige Schorn­dor­fer Rein­hold Maier. Im Jahr 2002 wurde ihm zu Eh­ren im Schloss­park eine Linde ge­pflanzt. An­lass war da­mals das 50-jäh­rige Be­stehen des Lan­des Ba­den-Würt­tem­berg, des­sen ers­ter Mi­nis­ter­prä­si­dent er war, der Tag der Pflan­zung: der 16. Ok­to­ber, Mai­ers Ge­burts­da­tum.

Ober­bür­ger­meis­ter Win­fried Kü­b­ler er­klärte sei­ner­zeit, man habe grund­sätz­lich ein Denk­mal aus Stein, Bronze oder ei­nem an­de­ren „to­ten Ma­te­rial“ ver­wor­fen zu­guns­ten des Baums als „Sym­bol für Wach­sen, Blü­hen, Ge­dei­hen, Ge­fähr­det­sein und Äl­ter­wer­den“. Im Be­son­de­ren sei die Wahl dann auf eine Linde ge­fal­len, an­stelle ei­ner „mar­tia­li­schen“ Ei­che, die im 19. Jahr­hun­dert meist Kai­sern und Schlach­ten zu Eh­ren ge­setzt wurde. Denn die Linde sei tra­di­tio­nell eher Dich­tern und Den­kern vor­be­hal­ten.

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Unentdeckte Schätze in der Bürgerschaft

Ge­denk­tag
Den mor­gi­gen 18. Au­gust hat der So­zi­al­wis­sen­schaft­ler Dr. An­dreas Paust vor vier Jah­ren zum „Tag der Bür­ger­be­tei­li­gung“ aus­ge­ru­fen. Nicht ohne Grund fällt er gleich­zei­tig auf den „Tag der Se­ren­di­pi­tät“. Diese be­zeich­net das zu­fäl­lige Fin­den ei­nes Schat­zes, ob­wohl man ei­gent­lich gar nicht da­nach – oder so­gar nach et­was ganz an­de­rem – ge­sucht hatte.

In sei­nem Vor­trag „Wem ge­hört die Stadt?“ plä­diert Paust da­für, dass eine Stadt­ver­wal­tung sich dar­auf ein­las­sen sollte, der­ar­tige noch un­be­kannte Schätze an Wis­sen in­ner­halb der Bür­ger­schaft zu ent­de­cken. Dass sie darin die Chance des Wis­sens­zu­wach­ses er­kennt, auch – oder ge­rade – weil sie in ih­ren ur­sprüng­li­chen Vor­stel­lun­gen nicht vor­ge­se­hen wa­ren, wie bei der Se­ren­di­pi­tät. Dies frei­lich setze eine Dia­log­be­reit­schaft vor­aus, die dar­auf ab­zie­len müsse, die beste Lö­sung für die Stadt zu fin­den, und zwar ge­mein­sam.

Paust warnt ein­drück­lich vor den Fol­gen, wenn dies nicht ge­schieht. Wenn Bür­ger­be­tei­li­gung nur als „Ak­zep­tanz­be­schaf­fung für längst ge­trof­fene Ent­schei­dun­gen“ emp­fun­den wird. Wenn in­ner­halb der Be­völ­ke­rung der Ein­druck ent­steht: „Die ha­ben ihre Pläne fix und fer­tig und wol­len im Grunde gar nicht wirk­lich wis­sen, was ich da­von halte“.

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Dr. Antonie Lohss

(Foto: Stadt­ar­chiv Ger­lin­gen)

Ge­denk­tag
Sie war die erste Ärz­tin, die sich in Schorn­dorf mit ei­ner ei­ge­nen Pra­xis nie­der­ließ: Dr. An­to­nie Lohss ist heute vor 130 Jah­ren, am 13. Juli 1891, zur Welt ge­kom­men.

Als Dr. med. An­to­nie Lohss 1925 ihre Pra­xis in Schorn­dorf in der Ai­chen­bach­straße 57 er­öff­nete, sa­hen ihre männ­li­chen Kol­le­gen diese neue Kon­kur­renz nicht sehr gern, be­rich­tete ihre Toch­ter Luise vor ei­ni­gen Jah­ren. Das habe sich spä­ter je­doch ge­legt. Und im Zwei­ten Welt­krieg wa­ren die Schorn­dor­fer so­gar sehr froh, dass es sie gab. Schließ­lich wa­ren alle ärzt­lich nie­der­ge­las­se­nen Män­ner in den Krieg ein­ge­zo­gen wor­den und sie si­cherte ganz al­lein die me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung, die zu­vor von 16 Ärz­ten ge­leis­tet wor­den war.

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Anna Haag

Anna Haag um 1909 (Foto: pri­vat)

Ge­denk­tag
Das Recht, den Dienst mit der Waffe ver­wei­gern zu dür­fen, ist ihr zu ver­dan­ken: Anna Haag, die heute vor 133 Jah­ren, am 10. Juli 1888, in Alt­hütte zur Welt kam.

Sie war die Toch­ter des Dorf­schul­leh­rers Ja­kob Schaich und wuchs mit fünf Ge­schwis­tern auf. Sie ging in Back­nang auf die Hö­here Töch­ter­schule und hei­ra­tete 1909 Al­bert Haag, der spä­ter Pro­fes­sor für Ma­the­ma­tik und Phi­lo­so­phie wurde. Sie zog drei Kin­der auf und schrieb Texte für Zei­tun­gen so­wie Ro­mane. In Bu­ka­rest lei­tete sie 1916 eine Flücht­lings­un­ter­kunft und ein Wohn­heim für deut­sche Ar­bei­te­rin­nen.

Anna Haag war über­zeugte Pa­zi­fis­tin, war ak­ti­ves Mit­glied der „Frau­en­liga für Frie­den und Frei­heit“. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg wurde sie als SPD-Mit­glied in den Land­tag ge­wählt und be­an­tragte dort eine Ver­fas­sungs­än­de­rung, näm­lich, dass un­ter Ar­ti­kel 47 die­ser Satz auf­ge­nom­men wird: „Nie­mand darf zum Kriegs­dient ge­zwun­gen wer­den!“ – und stieß auf gro­ßen Wi­der­stand. So ließ etwa die „Deut­sche Volks­par­tei“ von Mi­nis­ter­prä­si­dent Rein­hold Maier über die Presse ver­kün­den, dass sie da­ge­gen stim­men werde.

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