Gedenktag
Zu dem auf heute vorverlegten Tag des Baumes gedenken wir der 22 Linden in der Uhlandstraße, die vor neun Jahren dem Straßenbau zum Opfer fielen. Bis zu 80 Jahre alt waren sie, so genannte „vitale Großbäume“, drei von ihnen etwas marode. Trotz heftiger Diskussionen in der Bürgerschaft konnten in der Gemeinderatssitzung laut Protokoll (ab Seite 7) 13 RätInnen, die diesen Naturschatz erhalten wollten, ihre restlichen 18 KollegInnen nicht vom Wunsch nach Fällung der Linden abbringen.
Die Bäume wurden Ende 2012 abgesägt, und einige Anwohner freuten sich, dass der Gehweg seither topfeben ist, weil ihn keine Wurzeln mehr hochdrücken. Manche sind auch froh, jetzt nicht mehr so viel Laub wegkehren zu müssen, und dass von den Bäumen kein „Honigtau“ der Blattläuse ihre Autos klebrig bekleckert. Die neu gepflanzte Sorte soll davor gefeit sein.
Eine Bürgerinitiative hatte sich damals noch an die Grünen-Abgeordnete Beate Böhlen vom Petitionsausschuss des Landtags gewandt, um die Bäume zu retten. Erfolglos. Diplom-Ingenieur Christoph Link, der eine alternative Straßenplanung erarbeitet hatte, bei der zwei Drittel der Bäume hätten bleiben können, schrieb ihr daraufhin: „Mit Ihrem Brief haben Sie zu einer Planung in der Uhlandstraße verholfen, die absolut rückwärtsgewandt ist.“ Er legte in seinem Schreiben dar, dass ihre Entscheidung auf sachlichen Fehlern beruhe, mit dem Hinweis: „Ich würde mir wünschen, dann zu schweigen, wenn man fachlich nicht das notwendige Hintergrundwissen hat.“
Grünen-Stadtrat Wilhelm Pesch erklärte bei seinem Plädoyer für die Linden, dass diese fürs städtische Kleinklima wichtig seien, da sie Feinstäube binden, im Sommer kühlend wirken sowie Lärm schlucken.
Um eine einzige 100-jährige Buche zu ersetzen, müsste man 5.400 Jungpflanzen mit einem Kronenvolumen von mindestens 0,5 Kubikmetern einsetzen. Nach Berechnungen des österreichischen Ministeriums für Klimaschutz spendet ein 100 Jahre alter Baum pro Jahr über 1.000 kg Sauerstoff – genug für 10 Menschen. Somit versorgten diese Schorndorfer Linden damals rund 150 Personen jährlich.