
Gedenktag
Heute vor 40 Jahren wurde der 18. April zum Internationalen Denkmaltag erklärt. Nur ein Jahr später, nämlich 1983, ließ der damalige OB Hanke die Schorndorfer Altstadt als Gesamtanlage unter Denkmalschutz stellen. Ihr Erscheinungsbild, das durch (nach-)mittelalterliche Bausubstanz innerhalb der früheren Stadtmauer geprägt ist, wurde damals per Verordnung als schützenswert erklärt, insbesondere die giebelständigen Fachwerkhäuser. Das Meiereigebäude am Archivplatz, in dem die neue Stadtbücherei entstehen soll, war bereits 1928 ins Landesverzeichnis württembergischer Baudenkmale eingetragen worden.
Warum der dort geplante Anbau aus Beton durchaus mit einem solchen Denkmalschutz vereinbar sei, erklärte vor vier Jahren Tobias Panke, zuständiger Gebietsreferent für Schorndorf, auf Anfrage so: Denkmalpflege bedeute „im Allgemeinen“ nicht, „Neubauten zu verhindern, Rekonstruktionen zu befürworten oder Blendarchitektur zu fördern“. Sondern: Die Aufgabe des Denkmalamts sei, „Beeinträchtigungen des Denkmals abzuwehren und gegenüber anderen öffentlichen Interessen abzuwägen“.

Konkret schrieb er: „Der Neubau der Stadtbücherei stellt keine Beeinträchtigung des Nachbargebäudes dar, es nimmt Volumen, Kubatur, Disposition der Alten Meierei auf und versteht sich als Verlängerung des Baukörpers.“ Er zeige „aber gleichzeitig deutlich, dass er ein Kind des 21. Jahrhunderts ist und versucht sich nicht über Imitation dem Nachbargebäude anzubiedern.“
Die Gesamtanlage werde „nicht beeinträchtigt“, denn der Neubau „orientiert“ sich an der umgebenden und „für Schorndorf typischen“ Gebäudestruktur. Als „sinnvolle und sich eingliedernde Ergänzung“ wird er von Tobias Panke angesehen: Und: „Gleichfalls reagiert er auf Straßenzüge, Platzgestaltung und Traufhöhen“. Der Charakter der Altstadt „kann und wird durch dieses Einzelvorhaben nicht gestört“. Mit dem Zusatz: „Wenn Ihnen aus persönlicher Sicht der Neubau nicht gefällt, ist sicherlich die Stadtverwaltung der richtige Ansprechpartner.“
Die hiesige Stadtverwaltung erwähnt das Gebäude in ihrer Broschüre „Stadterneuerung in Schorndorf von 1980 bis heute“. Diese wurde 2021 zum Jubiläum „50 Jahre Städtebauförderung“ herausgegeben. Darin ist es auf Seite 14 abgebildet mit dem Hinweis: „Das Technische Rathaus erstrahlt in neuem Glanz“.
Grundsätzlich sei, so ist in diesem Heft zu lesen, die Stadtverwaltung „stets bemüht, trotz des Strebens nach zeitgemäßen Wohn- und Arbeitsbedingungen die Belange des Ortsbildes und der Stadtgestalt in gebührender Weise zu berücksichtigen“ sowie baulich und kulturhistorisch bedeutsame Gebäude innerhalb der denkmalgeschützten Gesamtanlage „vor einer Verfremdung durch gebäudeuntypische Materialien und Gestaltungselemente zu bewahren.“
Das Gebäude der Meierei wurde im Jahr 1440 erstmals erwähnt, als es sich im Besitz der Witwe Anna Reich befand, die es dem Spital vermachte, um im Gegenzug ein „Pfrund- und Leibgedinge“ zu bekommen, sprich: Versorgung bis zum ihre Tod. Nach dem großen Stadtbrand 1634 waren nur noch die Grundmauern übrig. Die Jahreszahl 1685, die über dem östlichen Tor eingemeißelt ist, lässt darauf schließen, dass der Wiederaufbau in jenem Jahr beendet wurde. Dem Spital diente das Haus als Wirtschaftsgebäude, daher der Name „Meierei“, und noch Anfang des vorigen Jahrhunderts befand sich im Erdgeschoss der städtische Farrenstall. Im Stock darüber hatte zu jener Zeit die Frauenarbeitsschule ihre Räume.