Anna Haag

Anna Haag um 1909 (Foto: pri­vat)

Ge­denk­tag
Das Recht, den Dienst mit der Waffe ver­wei­gern zu dür­fen, ist ihr zu ver­dan­ken: Anna Haag, die heute vor 133 Jah­ren, am 10. Juli 1888, in Alt­hütte zur Welt kam.

Sie war die Toch­ter des Dorf­schul­leh­rers Ja­kob Schaich und wuchs mit fünf Ge­schwis­tern auf. Sie ging in Back­nang auf die Hö­here Töch­ter­schule und hei­ra­tete 1909 Al­bert Haag, der spä­ter Pro­fes­sor für Ma­the­ma­tik und Phi­lo­so­phie wurde. Sie zog drei Kin­der auf und schrieb Texte für Zei­tun­gen so­wie Ro­mane. In Bu­ka­rest lei­tete sie 1916 eine Flücht­lings­un­ter­kunft und ein Wohn­heim für deut­sche Ar­bei­te­rin­nen.

Anna Haag war über­zeugte Pa­zi­fis­tin, war ak­ti­ves Mit­glied der „Frau­en­liga für Frie­den und Frei­heit“. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg wurde sie als SPD-Mit­glied in den Land­tag ge­wählt und be­an­tragte dort eine Ver­fas­sungs­än­de­rung, näm­lich, dass un­ter Ar­ti­kel 47 die­ser Satz auf­ge­nom­men wird: „Nie­mand darf zum Kriegs­dient ge­zwun­gen wer­den!“ – und stieß auf gro­ßen Wi­der­stand. So ließ etwa die „Deut­sche Volks­par­tei“ von Mi­nis­ter­prä­si­dent Rein­hold Maier über die Presse ver­kün­den, dass sie da­ge­gen stim­men werde.

„Anna Haag“ wei­ter­le­sen

Führung „Grabsteine erzählen von Frauen“

Grab­kreuz für Mat­hilde und Pau­line von Kahl­den

An­kün­di­gung
Dass eine Hof­dame von Kron­prin­zes­sin Olga in Schorn­dorf ge­bo­ren wurde, wis­sen wir nur, weil zwei Schwes­tern die­ser Cä­ci­lie von Kahl­den hier ge­stor­ben sind und ein Grab­kreuz da­von zeugt. Die­ses wurde zum Aus­lö­ser für die ent­spre­chen­den For­schun­gen der Frau­en­ge­schichts­werk­statt.
Der Alte Fried­hof ist das kul­tu­relle Ge­dächt­nis der Stadt. Da­her bie­tet Stadt­rä­tin und ‑füh­re­rin Kirs­ten Katz am kom­men­den Sonn­tag, 11. Juli, dort eine Füh­rung an, de­ren Schwer­punkt bei den Grä­bern der Frauen liegt. Be­ginn ist um 11 Uhr, Treff­punkt am Haupt­ein­gang; sie kos­tet 5 Euro pro Per­son, Kin­der bis 14 Jahre frei; Dauer: ca. 1 Stunde.

„Der Alte Fried­hof ist auch ein Ort der Er­in­ne­rung an be­deu­tende Frauen, an starke Frauen, an au­ßer­ge­wöhn­li­che Frauen, an Frauen, die ver­folgt, ver­letzt, ver­spot­tet, ge­tö­tet wur­den, an mu­tige Frauen“, be­schreibt Kirs­ten Katz ihre Lei­den­schaft für die­ses Thema. Präch­tige Grab­denk­mä­ler, die von den wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen im auf­stre­ben­den Zeit­al­ter der In­dus­tria­li­sie­rung zeu­gen, fin­den sich dort ebenso wie die be­wusst be­schei­den ge­stal­te­ten Grab­plat­ten der Fa­mi­lie Veil, die der Herrn­hu­ter Bru­der­schaft an­ge­hörte. Kirs­ten Katz wird u.a. die Stif­te­rin Ma­rie Schmid vor­stel­len, ebenso die Se­kre­tä­rin Ruth Vog­ten­ber­ger, die Zeit­ge­schichte ge­schrie­ben hat, so­wie Zwangs­ar­bei­te­rin­nen und die erste Rich­te­rin Würt­tem­bergs, Dr. Ilse Beiss­wan­ger.

Brauchen wir das?

Schöne neue Kin­der­renn­bahn…

Kom­men­tar
Als neue „At­trak­tion“ gibt es auf dem Un­te­ren Markt­platz jetzt eine „Au­to­renn­bahn für Kids“. Auf ei­ner Art Bug­gys, „Daim­ler­flit­zer“ ge­nannt, weil ge­spen­det von sel­bi­gem Kon­zern, sol­len die Klei­nen ihre Run­den dre­hen kön­nen.

Man fragt sich: Brau­chen wir das? Als vor zwei Jah­ren an die­sem Platz ein Glas­kas­ten mit Old­ti­mer zwi­schen die bei­den Sitz­bänke ge­zwängt wurde, hat die Freude am Ver­wei­len dort be­reits stark ge­lit­ten. Jetzt ist die rechte Sitz­bank voll­ends ge­op­fert wor­den – für die Renn­bahn. Zu­ge­schüt­tet mit Sand. Müt­ter, die ihre Klei­nen beim Spiel im Blick ha­ben wol­len, kön­nen sich nicht mal mehr hin­set­zen.

„Brau­chen wir das?“ wei­ter­le­sen

Die Ernte war wichtiger

Heute vor 75 Jah­ren, am 30. Juni 1946, wurde die Schorn­dor­fe­rin Rosa Kamm in die Ver­fas­sungs­ge­bende Lan­des­ver­samm­lung von Würt­tem­berg-Ba­den ge­wählt – als eine von 7 Frauen un­ter ins­ge­samt 100 Mit­glie­dern. Im Jahr 1919 hatte der Frau­en­an­teil des ver­gleich­ba­ren Gre­mi­ums bei 9,4 Pro­zent ge­le­gen.

Die Wäh­ler­schaft war of­fen­bar schwer zu mo­bi­li­sie­ren ge­we­sen. Die Wahl­be­tei­li­gung be­trug nur 59,41%, in klei­nen Ort­schaf­ten, wie etwa Schlich­ten oder Buhl­bronn lag sie gar nur bei 23%, wie das „Amts­blatt für den Kreis Waib­lin­gen“ be­rich­tete. Als Grund da­für wurde dort aus­ge­macht: „Viele Land­leute bang­ten um ihre Ernte und sa­hen die Heim­brin­gung, nach be­droh­li­cher Schlechtwetterpe­riode durch schöns­tes Wet­ter be­güns­tigt, als dring­li­cher an, wie den Gang zur Wahl­urne. An­dere wa­ren von ei­ner be­dau­er­li­chen po­li­ti­schen Pas­si­vi­tät be­fan­gen.“

„Die Ernte war wich­ti­ger“ wei­ter­le­sen

Am Rande bemerkt

Kurzglosse
Pa­pier ist ge­dul­dig, heißt es. Fah­nen­mas­ten sind es auch. Frü­her wurde vorm Rat­haus nur an ho­hen Fei­er­ta­gen ge­hisst. Meis­tens die Stadt­far­ben, manch­mal Schwarz-Rot-Gold, und bei Be­su­chen aus der Part­ner­stadt Tulle die Tri­ko­lore. In­zwi­schen aber auch im­mer häu­fi­ger an­dere Bot­schaf­ten: „Keine Ge­walt an Frauen“ steht dann auf dem Ban­ner, oder „Ma­yors for Peace“, um zu zei­gen, dass un­ser Ober­bür­ger­meis­ter eben­falls für den Frie­den ist.

Ganz ak­tu­ell flat­ter­ten jetzt Re­gen­bo­gen­far­ben ne­ben dem Rat­haus­ein­gang. Als Be­kun­dung für die se­xu­elle Selbst­be­stim­mung al­ler Men­schen. Wir dür­fen ge­spannt sein, was als nächs­tes folgt. Eine Fahne für Fahr­rad­freund­lich­keit? Ein Ban­ner für Bür­ger­nähe? Ein Stück Stoff ge­gen Steu­er­geld­ver­schwen­dung?

Fah­nen­mas­ten sind ge­dul­dig. Dort kann je­der sein Fähn­chen nach dem Wind der ak­tu­ell po­li­ti­schen Mode hän­gen. Und die Be­völ­ke­rung freut sich wie Bolle über den ed­len Geist de­rer, die sie his­sen.

Rätsel um Betten-Schwund gelöst

Kurz­mel­dung
In den Rems-Murr-Kli­ni­ken stan­den im Früh­jahr 2020 ins­ge­samt 85 In­ten­siv­bet­ten mit Be­atmungs­ge­rä­ten zur Ver­fü­gung, wie die „Schorn­dor­fer Nach­rich­ten“ am 31. März 2020 mel­de­ten. Am 11. No­vem­ber 2020 war dann aber ei­nem Ar­ti­kel zu ent­neh­men, dass es dort nur noch 61 In­ten­siv­bet­ten gebe (Wir ha­ben dar­über be­rich­tet).

Kri­ti­sche Jour­na­lis­ten arg­wöhn­ten sei­ner­zeit, dass die Zahl der Bet­ten künst­lich ver­knappt werde. Dass die Be­völ­ke­rung da­durch bei der Stange ge­hal­ten werde be­züg­lich Ein­hal­ten der Hy­gie­ne­vor­schrif­ten. Denn wenn die Kli­ni­ken wie­der an ihre Ka­pa­zi­täts­gren­zen ge­rie­ten, werde der Angst­pe­gel hoch­ge­hal­ten.

Nun hat je­doch der Bun­des­rech­nungs­hof laut „Fo­cus“ auf­ge­deckt, dass die Sub­ven­ti­ons­zah­lun­gen der Re­gie­rung an die Kli­ni­ken da­hin­ter ste­cken. Kon­kret: dass es „un­er­wünschte Mit­nah­me­ef­fekte“ bei die­sen „Aus­gleichs­zah­lun­gen“ ge­ge­ben habe. Schon An­fang Ja­nuar 2021 sei auch das Ro­bert-Koch-In­sti­tut dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den, „dass Kran­ken­häu­ser zum Teil we­ni­ger In­ten­siv­bet­ten mel­de­ten als ver­füg­bar ge­we­sen seien“. Der Grund: Geld gab es nur, wenn die Zahl der freien Bet­ten un­ter 25 Pro­zent sank. Da­her hät­ten die Kli­ni­ken de­ren An­zahl re­du­ziert, „um mo­ne­täre Nach­teile für den Stand­ort zu ver­mei­den“.

Wenn alle Brünnlein fließen… würden!

Der „Kind­les­brun­nen“

Die er­fri­schende At­mo­sphäre ei­nes spru­deln­den Brun­nens an hei­ßen Som­mer­ta­gen, sein be­ru­hi­gen­des Mur­meln am Abend – in der Alt­stadt fin­det man dies am Markt­brun­nen so­wie in der Fuß­gän­ger­zone am Hirsch­brun­nen, ein­ge­schränkt auch beim Mond­schein­brun­nen. Und das war es dann auch schon wie­der.

Der „Arme Konrad“-Brunnen im Fi­nanz­amts­hof liegt tro­cken. Der „Kind­les­brun­nen“ an der Stadt­kir­che: ab­ge­stellt. Das Be­cken vom „Brün­nele“ ne­ben der Schloss­wall­schule ist so­gar zu­be­to­niert. Selbst beim Spring­brun­nen im Schloss­park, ganz neu an­ge­legt zur Gar­ten­schau 2019, sind sämt­li­che Dü­sen mit Me­tall­plat­ten fest zu­ge­schraubt. Da spru­delt nichts mehr.

„Wenn alle Brünn­lein flie­ßen… wür­den!“ wei­ter­le­sen

August Lämmle darf bleiben

Kurz­mel­dung
Wenn es nach der AfD-Frak­tion des Ge­mein­de­rats geht, dürfte der Au­gust-Lämmle-Weg in Schorn­dorf nun doch sei­nen Na­men be­hal­ten. Sie zieht ih­ren An­trag vom April auf Um­be­nen­nung zu­rück, wie sie in ei­ner Pres­se­er­klä­rung schreibt. Als Grund für die­sen An­trag hatte sie an­ge­führt ge­habt, dass Lämmle laut An­ga­ben des His­to­ri­kers Pe­ter Pog­untke sei­ner­zeit die NS-Ras­sen­po­li­tik be­grüßt habe. In­zwi­schen sei die Frak­tion je­doch durch eine Ver­wandte Lämm­les, Dr. Ur­sula Fink, mit­tels ei­nes aus­führ­li­chen Of­fe­nen Brie­fes über­zeugt wor­den, „dass das Gut­ach­ten von Pe­ter Pog­untke an ganz we­sent­li­chen Stel­len in Frage zu stel­len ist.“ So dass sich laut Frak­ti­ons­chef Lars Haise „auf ei­nem so san­di­gen Fun­da­ment“ ihr An­trag nicht auf­recht­erhal­ten lasse.

„Als wir den An­trag for­mu­liert ha­ben, wa­ren uns diese Dis­kre­pan­zen und auch die Ver­stri­ckun­gen zu ei­nem An­hän­ger der so­ge­nann­ten An­tifa lei­der noch nicht be­kannt.“ Ge­meint ist Cor­ne­lius Renkl, Mit­glied im VVN/​Bund der An­ti­fa­schis­ten und der Le­on­ber­ger KZ-Ge­denk­stät­ten­in­itia­tive. Die­ser habe 2005 in ei­nem Vor­trag über Au­gust Lämmle des­sen Wir­ken zur Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus neu be­leuch­tet, und dar­auf habe sich Pog­untke in sei­nem Gut­ach­ten ge­stützt.

Die Palmen sind wieder da

Die Pal­men ak­tu­ell…

Kurz­mel­dung
Sechs Pal­men der Sorte „Wa­shing­to­nia ro­busta“ ha­ben ihr Über­win­te­rungs­quar­tier ver­las­sen und zie­ren jetzt wie­der die Jo­hann-Phil­ipp-Palm-Straße, wei­tere Ex­em­plare den Un­te­ren Markt­platz. Über den Win­ter ha­ben sie of­fen­sicht­lich et­was „Fe­dern ge­las­sen“: Die üp­pi­gen Baum­kro­nen, die sie noch im Ok­to­ber 2020 hat­ten (s. Bild un­ten), sind ge­lich­tet, die Blät­ter an den Spit­zen gelb.

14 Ex­em­plare die­ser gro­ßen, 2,50 Me­ter ho­hen Pal­men wur­den nach der Gar­ten­schau zum Kauf an­ge­bo­ten für 300 Euro („Stadt­nach­rich­ten“ vom 9. Ok­to­ber 2019 „Al­les darf raus“, Ar­ti­kelnr. 37). Der Ein­kaufs­preis zu­vor lag nach An­ga­ben von Lars Scheel (City-Ma­nage­ment) bei 450 Euro.

… und vo­ri­ges Jahr im Ok­to­ber

Wie viele die­ser Pal­men noch im Be­sitz der Stadt sind, be­ant­wor­tet Scheel mit: „Ins­ge­samt 17 Stück (2 Sor­ten).“ Und auf die Frage, was nö­tig ist, da­mit sie art­ge­recht über­win­tern: „Über­win­te­rung im Ge­wächs­haus bei küh­len Tem­pe­ra­tu­ren (nur starke Fröste müs­sen ab­ge­mil­dert wer­den).“ Dies ge­schehe „bei ei­ner Schorn­dor­fer Gärt­ne­rei.“

Die Kos­ten, die da­durch all­jähr­lich an­fal­len, be­zif­fert er auf „in etwa 100–150 Euro pro Pflanze.“ Ins­ge­samt also je­den Win­ter rund 2.500 Euro. Als Ver­gleichs­größe nennt er: „Dies sind in etwa die Kos­ten für eine Wech­sel­be­pflan­zung ei­nes Pflanz­kü­bels mit ein­jäh­ri­gen Blüh­pflan­zen.“ Mit dem Zu­satz, der Vor­teil der Pal­men sei: „Sie kom­men sehr gut mit we­nig Was­ser aus und ver­ur­sa­chen un­ter­jäh­rig auch in hei­ßen Som­mern we­ni­ger Pfle­ge­kos­ten.“

schoblatt.de