Kommentar
Als neue „Attraktion“ gibt es auf dem Unteren Marktplatz jetzt eine „Autorennbahn für Kids“. Auf einer Art Buggys, „Daimlerflitzer“ genannt, weil gespendet von selbigem Konzern, sollen die Kleinen ihre Runden drehen können.
Man fragt sich: Brauchen wir das? Als vor zwei Jahren an diesem Platz ein Glaskasten mit Oldtimer zwischen die beiden Sitzbänke gezwängt wurde, hat die Freude am Verweilen dort bereits stark gelitten. Jetzt ist die rechte Sitzbank vollends geopfert worden – für die Rennbahn. Zugeschüttet mit Sand. Mütter, die ihre Kleinen beim Spiel im Blick haben wollen, können sich nicht mal mehr hinsetzen.
Man fragt sich freilich auch, wie das zusammenpasst: Einerseits hat die Verwaltung die Parkplätze auf dem Unteren Marktplatz reduziert, um die Aufenthaltsqualität zu steigern und auch, um die Schorndorfer dadurch zum Umstieg aufs Fahrrad zu motivieren. Andererseits nimmt man Sitzbänke weg, und überdies wird dem Untertürkheimer Konzern hier Gelegenheit zur frühkindlichen Kundenbindung gegeben.
Das Ganze ist eine Aktion des neuen „Citymanagements“, welches allein an Personalkosten jährlich 500.000 Euro verschlingt. Da fragt man sich: Brauchen wir das? Zumal gleichzeitig die Bädle in Buhlbronn und Schlichten nicht öffnen können, weil der Betrieb zu teuer sei.
Braucht es wirklich ein Management für unsere Altstadt? Wofür eigentlich? Wird die Attraktivität der Stadt tatsächlich gesteigert, wenn sie zu einer Art Vergnügungspark gemacht wird? Und das, wenn gleichzeitig öffentliche Mülleimer überquellen und an anderer Stelle die Pflege des Bestehenden schwer zu wünschen übrig lässt? Am Archivgebäude ist ein Regenrohr defekt. Fehlt es am Geld für die Reparatur oder am Willen? Oder hat man für so etwas einfach nur kein Auge?