OB sieht sich mit harter Realität konfrontiert

Sein ers­tes Halb­jahr als Ober­bür­ger­meis­ter habe er sich an­ders vor­ge­stellt, be­kannte Bernd Hornikel am Don­ners­tag in sei­ner Haus­halts­rede. Statt Schorn­dorf mit sei­nen Ideen zu be­glü­cken, wie etwa Was­ser­spiele auf dem Un­te­ren Markt­platz, muss er die Steu­er­gel­der der Ein­woh­ne­rIn­nen jetzt für Pflicht­auf­ga­ben, al­lem voran die Un­ter­brin­gung von Flücht­lin­gen, ver­wen­den.

Er wollte „ge­stal­ten“, nicht den Man­gel ver­wal­ten. Als ge­lern­ter Ju­rist wollte er eine ei­gene Ab­tei­lung mit Ju­ris­ten im Rat­haus eta­blie­ren. Er wollte Klima‑, Um­welt- und Na­tur­schutz, Ar­bei­ten und Woh­nen, Pflege „und vie­les mehr“ in ei­nem Stadt­ent­wick­lungs­kon­zept „vor­aus­schau­end den­ken“.

Seine Amts­zeit habe er da­her bis­lang als „sehr frus­trie­rend“ er­lebt: Pro­bleme schie­nen sich vor ihm „auf­zu­tür­men“ und „las­sen uns manch­mal so­gar rat­los zu­rück“. Er be­schäf­tige sich „ge­fühlt 12 Stun­den am Tag mit der Flücht­lings­krise, die an­de­ren 12 Stun­den mit der En­er­gie­krise“.

Aber dann sage er sich: „Wir dür­fen nicht in die­sen Ge­füh­len ver­har­ren. Es ist un­sere Auf­gabe, die Stadt durch diese Kri­sen zu ma­nö­vrie­ren.“ Die „mul­ti­plen Pro­bleme der Zeit“ könn­ten jetzt „nur als Ge­samt­ge­sell­schaft ge­löst“ wer­den.

„OB sieht sich mit har­ter Rea­li­tät kon­fron­tiert“ wei­ter­le­sen

Der OB erklärt die finanzielle Lage der Stadt

An­kün­di­gung
Wie es um die fi­nan­zi­elle Si­tua­tion Schorn­dorfs steht, wel­che Pro­bleme es gibt, und wie er diese lö­sen will, wird Ober­bür­ger­meis­ter Bernd Hornikel am Don­ners­tag, 27. Ok­to­ber, in der öf­fent­li­chen Sit­zung des Ge­mein­de­rats er­klä­ren.

Seine Rede zum städ­ti­schen Haus­halt steht al­ler­dings erst an 14. Stelle auf der Ta­ges­ord­nung. Vor­her soll Mi­chael Schöff­ler für den über­ra­schend ver­stor­be­nen AfD-Stadt­rat Ul­rich Buß­ler als Nach­rü­cker ver­pflich­tet wer­den. Auch ist ge­plant, dass die Wirt­schafts­be­richte der Stadt­werke und der Zen­tra­len Dienste nicht mehr wie bis­lang von der Baker Tilly GmbH, son­dern von der BBH AG aus Mün­chen ge­prüft wer­den, und der Ge­mein­de­rat dies ab­seg­net.

Über­dies will die Ver­wal­tung wei­tere Flä­chen zur Be­bau­ung frei­ge­ben, wie etwa in Ober­b­er­ken am En­zi­an­weg, und da­für die Zu­stim­mung des Gre­mi­ums ein­ho­len. Dazu steht in den Sit­zungs­un­ter­la­gen (S. 17), dass die­ses Vor­ha­ben ei­nen Acker­bo­den „von mitt­le­rer Wer­tig­keit“ be­treffe, und das Ge­biet da­durch „in sei­ner Funk­tion als Kalt­luft­pro­duk­ti­ons­flä­che“ und so­mit seine aus­glei­chende Wir­kung für die um­ge­bende Be­bau­ung „nach­hal­tig be­ein­träch­tigt“ werde, „die Aus­wir­kun­gen auf das lo­kale Klima je­doch ge­ring“ seien.

Eine er­neute Er­hö­hung der Ein­tritts­preise fürs Hal­len­bad soll nach der Haus­halts­rede des OB be­schlos­sen wer­den, ebenso der Be­bau­ungs­plan „Tann­bach“ in Mie­dels­bach hin­ter dem Netto-Markt.

Mit weißen Westen Aufsehen erregt

Zwei­ein­halb Wo­chen, nach­dem kri­ti­sche Un­ter­neh­me­rIn­nen in Win­ter­bach be­schlos­sen hat­ten, sich ak­tiv ge­gen die zer­stö­re­ri­sche Po­li­tik der Re­gie­rung zu weh­ren, tra­ten rund 250 von ih­nen vo­ri­gen Sonn­tag in Stutt­gart bei ei­ner De­mons­tra­tion in Er­schei­nung.

Mit wei­ßen Wes­ten und Pla­ka­ten, auf de­nen sie den Re­gie­ren­den die „Rote Karte“ zeig­ten, wur­den sie abends in den Nach­rich­ten des SWR-Fern­se­hens (ab Mi­nute 4:55) ei­gens er­wähnt. Ins­ge­samt seien 300 sol­cher Wes­ten be­sorgt wor­den, be­rich­tet In­itia­tor Cé­sar Ar­ri­bas. Im Laufe des Um­zugs hät­ten auch noch die rest­li­chen da­von be­geis­terte Ab­neh­mer ge­fun­den.

Am Mitt­woch hat sich die Gruppe nun of­fi­zi­ell den Na­men „Weiß­wes­ten“ ge­ge­ben. Eine Home­page werde ge­rade er­stellt. Er­klär­tes Ziel ist, die An­sich­ten und Er­war­tun­gen aus der Be­völ­ke­rung öf­fent­lich zu ma­chen: „Bei uns gibt es nicht links, Mitte, rechts, son­dern die Mei­nung von Bür­gern.“
Das nächste Tref­fen ist für Mitt­woch, 9. No­vem­ber, ge­plant.

In der Zwickmühle

Kom­men­tar
Ge­schäfts­leute re­du­zie­ren ih­ren Strom­ver­brauch. Fa­mi­lien dre­hen ihre Hei­zung run­ter. Warum? Weil En­er­gie teuer wird. Weil sie Angst ha­ben, sonst ihre Rech­nun­gen nicht be­zah­len zu kön­nen.

Man könnte jetzt be­haup­ten, im Rat­haus habe man es da­mit nicht ganz so ei­lig, weil die Leute dort ihr Bud­get nicht selbst er­wirt­schaf­ten wie die Ge­wer­be­trei­ben­den. Für sie gelte of­fen­bar nicht, wie für je­den Pri­vat­haus­halt, dass man sich an an­de­rer Stelle ein­schrän­ken muss, wenn Strom und Gas mehr kos­ten, weil Geld schlicht nicht un­be­grenzt da ist.

Es scheint, als wisse die Stadt­ver­wal­tung gar nicht, was Spa­ren über­haupt ist. Wenn nicht ge­nug Steu­er­gel­der flie­ßen, schimpft sie auf die böse Re­gie­rung in Ber­lin und Stutt­gart, die ihr zu we­nig da­von zu­wei­sen. Und wenn der Haus­halt in Schief­lage kommt, er­höht man kur­zer­hand Ge­büh­ren und Ein­tritts­gel­der. Doch die­ser Ge­danke greift zu kurz.

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Gesucht: Frauen, die Tabus brechen

Die Jury des Bar­bara-Kün­ke­lin-Prei­ses bit­tet um Vor­schläge, wem die mit 5.000 Euro do­tierte Aus­zeich­nung im März 2023 ver­lie­hen wer­den soll. Ge­sucht wer­den laut Pres­se­mit­tei­lung Frauen, die sich „mu­tig und un­er­schro­cken für das Wohl ih­rer Mit­men­schen ein­set­zen“, die da­bei auch „Ta­bus bre­chen und Vor­bil­der sind“. So wie Bar­bara Kün­ke­lin, die der Le­gende nach 1688 An­füh­re­rin der his­to­risch ver­brief­ten „Schorn­dor­fer Wei­ber“ war, die die Stadt vor der Plün­de­rung durch fran­zö­si­sche Sol­da­ten be­wahrt ha­ben.

Seit 1984 wird der Bar­bara-Kün­ke­lin-Preis alle zwei Jahre ver­ge­ben, und zwar im­mer am Sonn­tag nach Kün­ke­l­ins Ge­burts­tag im März. Erste Preis­trä­ge­rin war Ka­tha­rina Ad­ler, die sich tat­kräf­tig da­für ein­setzte, die Land­schaft im All­gäu vor Zer­stö­rung zu be­wah­ren. So half sie un­ter an­de­rem, die Groß­pro­jekte Au­to­bahn Lin­dau-Kemp­ten und die Groß­kies­grube im Na­tur­schutz­ge­biet Eis­to­bel zu ver­hin­dern.

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0,01 Prozent Mitsprache beim Wald

An­kün­di­gung
Die ei­nen wol­len drin „ba­den“, um ihr see­li­sches Gleich­ge­wicht wie­der­zu­fin­den, an­dere möch­ten sich dort sport­lich aus­to­ben, und wie­der an­dere Bäume fäl­len, um Geld mit dem Holz­ver­kauf zu ver­die­nen. Da­zwi­schen gibt es die He­ger und Pfle­ger. Am Wald be­stehen sehr viele, teils wi­der­strei­tende In­ter­es­sen. Des­halb lädt Re­vier­förs­ter Ju­lian Schmitt erst­mals Bür­ge­rIn­nen dazu ein, ihre Wün­sche zu äu­ßern, um zu ent­schei­den, wie Schorn­dorfs Wald in Zu­kunft ge­nutzt und ge­stal­tet wird.

Zur „Zu­kunfts­werk­statt Stadt­wald“ wur­den nicht nur 40 Ver­eine ge­be­ten Ver­tre­te­rIn­nen zu ent­sen­den, son­dern auch die ge­samte Ein­woh­ner­schaft auf­ge­ru­fen: Bis Sonn­tag, 16. Ok­to­ber, kann man sich noch un­ter www​.schorn​dorf​.de/​z​u​k​u​n​f​t​s​w​e​r​k​s​t​a​t​t​-​s​t​a​d​t​w​ald für diese Mit­spra­che „be­wer­ben“. Un­ter al­len die­sen An­mel­dun­gen wür­den dann 4 (in Wor­ten: vier) Men­schen für die Teil­nahme aus­ge­lost, was bei rund 40.000 Ein­woh­ne­rIn­nen 0,01 Pro­zent der Stadt­be­völ­ke­rung ent­spricht.

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Demo in Kahla gegen die „ReGIERung“

Kurz­mel­dung
„Ge­gen die sys­te­ma­ti­sche Zer­stö­rung der Wirt­schaft – Weg mit der Re­GIE­Rung“ stand auf ei­nem Ban­ner bei ei­ner Demo in Schorn­dorfs Part­ner­stadt Kahla am Mon­tag. 500 Men­schen wa­ren da laut Po­li­zei­an­ga­ben in der rund 6.700 Ein­woh­ner gro­ßen Stadt auf die Straße ge­gan­gen. In ganz Thü­rin­gen sol­len es an die­sem Abend min­des­tens 20.000 De­mons­tran­tIn­nen ge­we­sen sein.

Be­vor die pro­tes­tie­ren­den Men­schen durch Kah­las In­nen­stadt zo­gen, spra­chen zwei Red­ner ein „Frie­dens­ge­bet“. Sie kri­ti­sier­ten darin die „gott­lo­sen Nar­ren in Po­li­tik, Kir­che und Ge­sell­schaft“, die „das Land in eine Ka­ta­stro­phe stür­zen“. Sie rie­fen zum Wi­der­stand da­ge­gen auf, weil: „Je­der An­griff auf die Wahr­heit ist ein di­rek­ter An­griff auf Gott.“

Zwei Wo­chen zu­vor hat­ten dort rund 400 Män­ner und Frauen ge­gen die En­er­gie­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung und ge­gen die Russ­land-Sank­tio­nen de­mons­triert. „Ihr habt deut­schen Amts­eid ge­schwo­ren, nicht den der USA“ stand auf ei­nem der Pla­kate, auf ei­nem Ban­ner: „Wir sind die Kon­se­quenz auf eure In­kom­pe­tenz“.

Literaturnobelpreis für Annie Ernaux

An­nie Er­naux „ist eine kleine, fra­gile Frau, die aber ei­nen wun­der­ba­ren Schalk im Na­cken hat, und die sich vor nichts und nie­man­den fürch­tet.“ Sie zu tref­fen sei „als dürfte man Pippi Lang­strumpf ken­nen­ler­nen“, er­klärte Li­te­ra­tur­kri­ti­ker De­nis Scheck am Don­ners­tag ge­gen­über der Ta­ges­schau, be­fragt zu ih­rer Aus­zeich­nung.

Die 82-jäh­rige Fran­zö­sin ist erst die 17. Frau, de­ren Schaf­fen mit dem Li­te­ra­tur­no­bel­preis ge­wür­digt wird – ge­gen­über ins­ge­samt 101 Män­nern, de­nen er seit 1901 be­reits ver­lie­hen wurde.

An­nie Er­naux be­schreibt in ih­ren Bü­chern ei­gene Er­fah­run­gen, in de­nen sich an­dere Frauen aber auch des­halb wie­der­fin­den, weil ihr Stil sehr plas­tisch und leicht zu le­sen ist. So be­ginnt sie ih­ren Ro­man „Er­in­ne­run­gen ei­nes Mäd­chens“ fol­gen­der­ma­ßen: „Es gibt Men­schen, die über­wäl­tigt wer­den von der Ge­gen­wart an­de­rer, von ih­rer Art zu spre­chen, die Beine über­ein­an­der­zu­schla­gen, eine Zi­ga­rette an­zu­zün­den. Die ge­bannt sind von ih­rer Prä­senz. Ei­nes Ta­ges, viel­mehr ei­nes Nachts, wer­den sie mit­ge­ris­sen vom Be­geh­ren und Wil­len ei­nes an­de­ren, ei­nes Ein­zi­gen. Was sie zu sein glau­ben, ver­schwin­det. Sie lö­sen sich auf und se­hen ein Ab­bild ih­rer selbst han­deln, ge­hor­chen, er­fasst vom un­be­kann­ten Wil­len des An­de­ren. Er ist ih­nen im­mer ein Stück vor­aus. Sie ho­len ihn nie ein.“

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Aus, aus, aus!

Ab Mon­tag soll auch das Süd­por­tal dunk­ler wer­den

Kurz­mel­dung
Das Licht ist aus! Am Don­ners­tag und Frei­tag ha­ben Mit­ar­bei­ter der Stadt­werke die Be­leuch­tung der Kir­chen­fas­sade ab­ge­klemmt. 12 der ins­ge­samt 13 Strah­ler, die rund um die Stadt­kir­che an Stra­ßen­la­ter­nen an­ge­schlos­sen wa­ren, wur­den vom Strom­netz ge­trennt. Am Mon­tag soll auch der Strah­ler, der noch das Süd­por­tal be­leuch­tet, er­lö­schen. So spart die Stadt­ver­wal­tung En­er­gie und hält nun auch das Ge­setz zum Schutz von In­sek­ten ein.

Die Be­leuch­tung des Kirch­turms durch Strah­ler auf den um­lie­gen­den Dä­chern war be­reits am Mitt­woch ab­ge­stellt wor­den.

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