Rund 70 Männer und Frauen trafen sich am Mittwoch in Winterbach, um gemeinsam zu beraten, wie der zerstörerische Kurs der aktuellen Regierung gestoppt werden kann. Nach lebhaftem Meinungsaustausch in konstruktiver Atmosphäre beschlossen sie, ihrem Protest öffentlich Ausdruck zu verleihen, und zwar mit weißen Westen und roten Plakaten, auf denen steht: „Rote Karte – Ihr regiert uns kaputt“.
Unternehmer Cesar Arribas, der die Zusammenkunft initiiert hat, erhielt, wie er sagte, bereits im Vorfeld derart viel positive Resonanz, so dass er überzeugt ist: „80 Prozent der Leute denken wie wir.“ Erster Einsatz des Straßenprotests soll am 16. Oktober in Stuttgart sein, wo unter dem Motto „Baden-Württemberg steht auf“ ab 12.30 Uhr ein Demo-Zug vom Cannstatter Wasen zum SWR geplant ist. Redner bei der Abschlusskundgebung auf dem Schlossplatz sind der Unternehmer Dr. Wolfgang Kochanek und der ehemalige CDU-Politiker Dr. Jürgen Todenhöfer.
Mit einem Zitat eröffnete Arribas die Aussprache: „Wenn der Deutsche etwas sagt, was der Regierung unangenehm ist, ist er gleich rechtsaußen“, um sogleich klarzustellen: „Aber das sind sie einfach nicht. Ich darf das sagen. Ich bin Ausländer.“ Ihm stimmte ein anderer Mann zu: „In einer Demokratie gibt es keine ‚Querdenker‘, da gibt es einfach andere Meinungen.“
Eine Frau nannte als Grund für das Versagen der Regierung, dass dort inzwischen „alle schlauen Köpfe weggebissen wurden“. Auch sie hat ausländische Wurzeln. Ihre Großeltern kamen aus Italien, haben sich hier „kaputtgeschafft“, um ihren Kindern und Enkeln ein besseres Leben zu ermöglichen. Jetzt aber würden uns immer mehr finanzielle Belastungen aufgebrummt, wodurch alles, was die Vorfahren aufgebaut haben, zunichte gemacht werde. Sie wünscht sich, dass man „wie in der DDR in Ruhe und Frieden dagegen demonstriert“. Vor allem sollte man den Politikern unmissverständlich erklären, dass sie so nicht weitermachen dürften, „denn die sind unsere Angestellten“.
An konkreten Vorschlägen kam: „Die Abgeordneten mit E‑Mails bombardieren“ und „Gas-Rechnungen stunden“ bzw. „einfach gar nicht zahlen“, denn diese Erhöhungen seien „reine Willkür“. Oder: „Jedem Polizisten, jedem Beamten, die was falsch machen, ein schlechtes Gewissen machen und sagen: Was du grad machst, ist Scheiße.“ Aussagen wie „Ich will nicht gegen etwas demonstrieren“, „Es könnte gefährlich sein, als große Gruppe aufzutreten“ oder „I gang uff koi Demo“ blieben die Ausnahme.
Eine Frau hielt es für an der Zeit, Politiker zu ermahnen, dass sie einen Eid geschworen haben und zwar „zum Wohle des deutschen Volkes“. Eine andere schlug Rudolf Steiners Konzept der „Sozialen Dreigliederung“ vor, in dem Geistes‑, Rechts- und Wirtschaftsleben strikt getrennt statt miteinander verflochten sind.
Eine weitere Frau sagte, dass sie seit 2 Jahren in Winterbach jeden Montag um 17 Uhr in der Ortsmitte auf der Straße steht mit einer Mahnwache gegen die Regierungspolitik. Sie habe öfters schon Unternehmer gefragt, warum diese sich nicht zusammenschließen, mit der Antwort: „Wir kriegen Unterstützung vom Staat.“ Jetzt fange dies jedoch an, sich zu ändern. Sie wünscht sich, dass auch andere den Mut haben, öffentlich für ihre Forderungen hinzustehen, statt Ausreden zu suchen, wie „ich hab keine Zeit“ oder „es regnet“.
Eine Mitstreiterinnen von ihr fügte an: „Die kleinen Demos sind deshalb so toll, weil dort jeder, der vorbeikommt sieht: Das sind keine Nazis, wie im Fernsehen gesagt wird. Sondern: Das ist ja die Else, und die ist doch kein Spinner.“ Sie selbst lasse sich von einer solchen Titulierung nicht mehr einschüchtern: „Dann nennen sie mich halt ‚Nazi‘. Das interessiert mich nicht.“
Auch Arribas unterstrich, dass, wer öffentlich gegen die Regierung protestiert, mit Gegenwind rechnen müsse, und wies die Anwesenden darauf hin: „Wer hier was machen möchte, muss echt große Cojones haben, große Eier.“ Und er betonte, dass jeder einzelne dazu aufgerufen ist, denn eins sei klar: „Ihr braucht nicht hoffen, dass da ein Retter kommt.“
Ein Mann empfahl, sich einer bereits organisierten Demonstration anzuschließen, statt selbst eine auf die Beine zu stellen. „Die großen Demos haben zwei Vorteile: 1. wird im Ausland darüber berichtet, 2. erscheinen in den Polizeiberichten die realen Zahlen. Das hat eine starke Durchschlagskraft, wie zum Beispiel bei der Mega-Demo in Wien mit 200.000 Leuten.“
Um dort als Gruppe wahrgenommen zu werden, beschlossen die Anwesenden, dass alle weiße Westen tragen sollen, die man für 3 Euro erwerben könne. Da der allgemeine Tenor war, „total unpolitisch“ auftreten zu wollen, einigte sich die Gruppe nach mehreren Vorschlägen schließlich auf „Rote Karte – Ihr regiert uns kaputt“ als Text für die Plakate.
Das nächste Treffen ist für Mittwoch, 5. Oktober, wieder um 19 Uhr angesetzt, diesmal in der Strandbar in Winterbach, Remsstr. 51. Arribas, der begeistert war von der „positiven Energie“, die er am Mittwoch erlebte, betont, dass er sich über jeden freue, der ebenso eingestellt ist und mitmachen will.