Jahresrückblick 2023 (Teil 2)

Die Um­ge­stal­tung der In­nen­stadt war kom­mu­nal­po­li­tisch vor­herr­schen­des Thema in der zwei­ten Jah­res­hälfte. Linke Ge­mein­de­rats-Frak­tio­nen wol­len Park­plätze ab­schaf­fen zur Ret­tung des Welt­kli­mas – aus­ge­nom­men der OB-Dienst­park­platz auf dem Spi­tal­hof.

Im Juli er­klärte die Ver­wal­tung, der Spi­tal­hof sei nach Fer­tig­stel­lung der Bü­che­rei oh­ne­hin nicht als Park­platz ge­eig­net, weil dann die Zu­fahrt dort nicht breit ge­nug für Au­tos wäre. Gleich­zei­tig je­doch wurde der Zaun vom Schloss­wall-Schul­hof zu­rück­ge­setzt, da­mit große Bau­fahr­zeuge dort un­ge­streift durch­kom­men.

Das City-Ma­nage­ment sollte sein 150.00 Euro teu­res „Be­spie­lungs­kon­zept“ für den Un­te­ren Markt­platz im Tech­ni­schen Aus­schuss vor­stel­len, was dann aber von der Ta­ges­ord­nung ge­nom­men wurde. Be­schlos­sen wurde im Ge­mein­de­rat hin­ge­gen mehr­heit­lich eine Kür­zung der Ver­eins­zu­schüsse um 10 Pro­zent we­gen der „an­ge­spann­ten Haus­halts­lage“.

Die Hoff­nung, dass die feh­len­den 3 Mil­lio­nen Euro im städ­ti­schen Haus­halt durch Steuer-Mehr­ein­nah­men ver­schwin­den, er­füllte sich laut Fi­nanz-Zwi­schen­be­richt nicht. Die Stadt­werke, die mitt­ler­weile durch un­sere Steu­er­gel­der ge­stützt wer­den müs­sen, trenn­ten sich von ih­rem tech­ni­schen Ge­schäfts­füh­rer Chris­toph Baier.

Im Au­gust er­lebte OB Hornikel selbst, wie es ist, wenn Zu­schüsse ge­kürzt wer­den. Das Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­rium teilte ihm mit, es werde 5 Pro­zent we­ni­ger an Zu­wen­dun­gen für das Fa­mi­li­en­zen­trum in Schorn­dorf über­wei­sen. Diese Ent­schei­dung be­zeich­nete der OB in ei­ner Pres­se­mit­tei­lung aus mo­ra­li­scher Sicht für falsch.

Laut Sta­tis­ti­schem Lan­des­amt war der of­fi­zi­elle Schul­den­stand der Stadt zum Jah­res­wech­sel um wei­tere 7 Mil­lio­nen Euro auf ins­ge­samt 186 Mil­lio­nen Euro ge­stie­gen. Wo­von der Lö­wen­an­teil in den Ei­gen­be­trie­ben ver­ur­sacht wor­den war.

Das Ma­ga­zin „Apollo News“ fand her­aus, dass die Jour­na­lis­tin Dunja Ha­yali, die anno 2021 den Kün­ke­lin­preis ver­lie­hen be­kom­men hatte, wie­der­holt von der Bun­des­re­gie­rung Ho­no­rare für Mo­de­ra­ti­ons-Jobs er­hal­ten hatte. Kri­ti­ker se­hen darin ei­nen In­ter­es­sens­kon­flikt zwi­schen un­ab­hän­gi­ger Be­richt­erstat­tung und die­sem ih­rem Bröt­chen­ge­ber.

An­ge­sichts der be­vor­ste­hen­den Schöf­fen­wahl stellte sich die Frage, wes­halb diese von po­li­ti­schen Amts­trä­gern be­stimmt wer­den, da so et­was ei­gent­lich dem Prin­zip der Ge­wal­ten­tei­lung wi­der­spricht. Eine Um­frage er­gab, dass das Ver­trauen in das Jus­tiz­we­sen sinkt.

Im Sep­tem­ber wur­den die Spiel­ge­räte auf dem Schloss­wall-Schul­hof aus­ge­tauscht. An die Stelle von Klet­ter­mög­lich­kei­ten aus Holz tra­ten Ge­räte aus Me­tall und Kunst­stoff. Der Päd­agoge Frie­der Stöckle hatte dort einst den Kin­dern ein Stück Na­tur in die Stadt ge­bracht. Auch das höl­zerne Pi­ra­ten­schiff am Stadt­hal­len­see fiel ei­nem Ab­riss­ge­bot der Stadt­ver­wal­tung zum Op­fer.

Diese hat wie­derum den Un­te­ren Markt­platz als Spiel­wiese zur Um­ge­stal­tung der Stadt ent­deckt. Ein Wett­be­werb solle ent­spre­chende Ideen lie­fern, da­mit dort keine Au­tos mehr nur „nutz­los“ rum­ste­hen, wie Stadt­rat Kost (Grüne) meinte, son­dern sich Men­schen an ei­ner „Auf­ent­halts­qua­li­tät“ er­freuen.

Das Land­ge­richt Stutt­gart be­schei­nigte ei­nem 61-jäh­ri­gen Schorn­dor­fer, sein Kom­men­tar un­ter ei­nen Zei­tungs­ar­ti­kel im In­ter­net sei keine Volks­ver­het­zung ge­we­sen, wie das hie­sige Ge­richt zu­vor ge­ur­teilt hatte. Der Rich­te­rin hier un­ter­stellte Rechts­an­walt Sat­tel­maier, „al­les falsch ge­macht“ zu ha­ben. Diese be­fand auf Nach­frage je­doch, dass al­les „in Ord­nung“ sei, wenn der An­ge­klagte in zwei­ter In­stanz zu sei­nem Recht ge­kom­men sei, und dass ihr ei­ge­nes Ur­teil un­ter „un­ter­schied­li­che Rechts­auf­fas­sung“ falle.

Im Ok­to­ber be­schloss der Ge­mein­de­rat (mit Aus­nahme der AfD-Frak­tion) die Um­ge­stal­tung von Spi­tal­hof und Un­te­rem Markt­platz, um den Au­to­ver­kehr zu re­du­zie­ren. Die Schöf­fen­wahl hatte statt­ge­fun­den, doch wollte Amts­ge­richts­di­rek­to­rin Grei­ner das Er­geb­nis nicht preis­ge­ben. An­nette Beu­tel zu­min­dest, so er­fuh­ren wir auf Nach­frage von ihr selbst, ist wie­der­ge­wählt wor­den und freut sich be­reits auf ihr öf­fent­li­ches Eh­ren­amt als Haupt­schöf­fin.

Das Land­ge­richt Stutt­gart er­klärte, die Vor­würfe ge­gen Mi­chael Ball­weg, der An­fang 2021 in Schorn­dorf bei ei­ner Demo auf­trat, seien völ­lig halt­los, wes­halb es kein Ver­fah­ren er­öff­nen werde. Dass der „Querdenken“-Initiator zu­vor 9 Mo­nate lang in Un­ter­su­chungs­haft in Stamm­heim ge­hal­ten wor­den war, könnte nach Mei­nung sei­nes Ver­tei­di­gers un­ter den Straf­tat­be­stand „Ver­fol­gung Un­schul­di­ger“ fal­len.

In sei­ner Rede zum städ­ti­schen Haus­halt 2024 ge­stand Bür­ger­meis­ter Eng­lert ein, sein Ver­spre­chen, im kom­men­den Jahr 2,75 Mil­lio­nen Euro Ge­winn zu ma­chen, nicht er­reicht zu ha­ben. Ob­wohl er statt­des­sen so­gar zu­sätz­li­che 4 Mil­lio­nen Euro Schul­den an­häuft, blieb er op­ti­mis­tisch, „dass sich un­sere Haus­halts­lage bes­ser ent­wi­ckelt als ak­tu­ell pro­gnos­ti­ziert“. Und meinte: „Manch­mal ist es eben wie im Lotto: Man braucht et­was Glück, um zu ge­win­nen.“

Nach wie vor jagt er För­der­gel­dern hin­ter­her, auch wenn er durch den Ei­gen­an­teil, den die Stadt für sol­cher­lei Pro­jekt auf­brin­gen muss, ihre Fi­nan­zen noch mehr in die ro­ten Zah­len treibt.

Im No­vem­ber frag­ten wir uns, was mit dem „in­tel­li­gen­ten Müll­ei­mer“ pas­siert ist, der al­lent­hal­ben als Vor­rei­ter der „Smart City“ und so­mit Bei­spiel für den nütz­li­chen Ein­satz künst­li­cher In­tel­li­genz an­ge­prie­sen wor­den war.

Die Stadt­ver­wal­tung ließ sich vom Ge­mein­de­rat eine zu­sätz­li­che Per­so­nal­stelle ge­neh­mi­gen: die ei­nes Jus­ti­ziars, der die Stadt in recht­li­chen Din­gen be­rät und ver­tritt, und gleich­zei­tig An­lauf­stelle für Rat­haus-Be­schäf­tigte sein soll, die Miss­stände ih­res Ar­beit­ge­bers zu mel­den ha­ben.

Von der Ab­sicht, nur noch Pflicht­auf­ga­ben zu er­fül­len, um den Stadt­haus­halt zu ret­ten, wur­den auch kul­tur­trei­bende In­sti­tu­tio­nen aus­ge­nom­men. Für Ma­nu­fak­tur und Co. gab es so­gar eine Er­hö­hung der Zu­schüsse. Ein­zig die AfD-Frak­tion stimmte da­ge­gen.

Dass das Wohl der Steu­er­zah­ler nicht zu in­ter­es­sie­ren scheint, meinte Le­ser­brief­schrei­be­rin Pe­tra Wahle, die eine Ge­fähr­dung der Be­völ­ke­rung be­fürch­tet, weil die Stra­ßen­be­leuch­tung in Schorn­dorf-Nord und in den Teil­or­ten nachts ab­ge­stellt wird, um Strom­kos­ten zu spa­ren.

Im De­zem­ber trat eine Mut­ter er­folg­reich ge­gen „un­halt­bare“ Zu­stände an der Grund­schule in Wei­ler ein. Steffi Han­sen hatte in der Bür­ger­fra­ge­stunde mo­niert, dass dort die Toi­let­ten von au­ßen für je­der­mann mit üb­len Ab­sich­ten frei zu­gäng­lich seien. Spon­tan hatte das Bür­ger­meis­ter­duo ihr An­lie­gen ab­ge­wim­melt, be­sah sich je­doch nach In­ter­ven­tion von SPD-Stadt­rä­tin Silke Ol­brich die Sa­che vor Ort – und fand eine schnell um­setz­bare Lö­sung des Pro­blems.

Mit dem Ar­gu­ment spä­ter an­fal­len­der Un­ter­halts­kos­ten wies die Ver­wal­tung ei­nige An­träge zum Haus­halt ab – ihre ei­ge­nen Bau­pro­jekte aus­ge­nom­men. Als „Ab­bau des In­ves­ti­ti­ons­staus“ ge­prie­sen wer­den diese den nach­fol­gen­den Ge­ne­ra­tio­nen im wahrs­ten Sinne des Wor­tes die Zu­kunft ver­bauen, weil ih­nen we­gen der Fol­ge­kos­ten kaum noch fi­nan­zi­el­ler Spiel­raum bleibt.

Hoff­nungs­voll bli­cken wir da­her nach Sulz­bach, wo wie­der ein­mal eine Frau eine Bür­ger­meis­ter­wahl ge­won­nen hat: Ve­ro­nika Franco Olias. Sie hat Ver­wal­tung stu­diert und bringt prak­ti­sche Er­fah­rung mit, die sie für un­ver­zicht­bar hält, um ein Rat­haus zu füh­ren. Und die Schorn­dor­fe­rin, Se­lina Holl, ge­bo­rene Ka­lischko, war be­reits im Sep­tem­ber zur Bür­ger­meis­te­rin in Alt­heim (Alb) ge­wählt wor­den.

Eine Info-Ver­an­stal­tung zum Thema Wind­rä­der auf dem Schur­wald stieß auf gro­ßes In­ter­esse in der Be­völ­ke­rung. Stadt­rä­tIn­nen wur­den dort nur sehr ver­ein­zelt ge­sich­tet. Es hat den An­schein, dass die Be­völ­ke­rung sol­che lo­kal­po­li­ti­sche The­men selbst in die Hand neh­men muss, ge­mäß dem Spruch in un­se­rem Bei­trag zu Weih­nach­ten: „Sei du selbst die Ver­än­de­rung, die du dir wünschst.“

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