Von Planern und anderen Menschen

Wunsch und Wirk­lich­keit

Kom­men­tar«
Von ei­nem „gro­ßen Schritt für die Ent­wick­lung der In­nen­stadt“ ist im Rat­haus die Rede. Weil der Ge­mein­de­rat (mit Aus­nahme der AfD) be­schlos­sen hat, auf dem Spi­tal­hof zwei Drit­tel der Park­plätze zu strei­chen und den Markt­platz ganz „au­to­frei“ zu ma­chen. Das Pro­blem bei der Sa­che: Die we­nigs­tens kön­nen sich die Aus­wir­kun­gen die­ser Um­ge­stal­tung nicht ein­mal im An­satz vor­stel­len.

Der Plan klingt rich­tig, sieht gut aus. Aber die Rea­li­tät ist spä­ter eine an­dere, wie wir im Schloss­park se­hen. Für die Gar­ten­schau wurde dort der Weg, der vom Fi­nanz­amts­hof ab­geht, neu an­ge­legt. In ei­nem ex­akt ab­ge­zir­kel­ten rech­ten Win­kel. Auf dem Pa­pier ganz hübsch an­zu­se­hen, auch kurz nach der Ein­rich­tung. Aber dann kommt der Mensch. Und der be­wegt sich nicht in ei­nem rech­ten Win­kel. Er „schnei­det“ die Kurve.

Dass miss­fällt den Stadt­obe­ren. Also le­gen sie ei­nen gro­ßen Stein auf die Ecke, wol­len die Men­schen wie­der in den rech­ten Win­kel zwin­gen. Was pas­siert? Auf der an­de­ren Seite die­ses Stei­nes ent­steht ein Tram­pel­pfad (s. Foto). Aus­druck der na­tür­li­chen Art mensch­li­cher Fort­be­we­gung.

Ähn­li­ches pas­siert be­reits auf dem Un­te­ren Markt­platz: Weil durch die Bau­stelle Park­plätze weg­ge­fal­len sind, stel­len Leute ihr Auto abends ent­lang des Rat­hau­ses ab. Weil die Park­plätze auf dem Spi­tal­hof feh­len, wird in die an­gren­zen­den Wohn­ge­biete aus­ge­wi­chen auf der Su­che nach ei­nem Stell­platz.

Der In­nen­stadt­han­del be­klagt ei­nen Rück­gang der Kund­schaft. Diese fährt in­zwi­schen lie­ber nach Win­ter­bach oder Schwä­bisch Gmünd zum Ein­kau­fen. Was ur­sprüng­lich ge­dacht war, um CO2 zu spa­ren, weil man die Men­schen zum Um­stieg aufs Fahr­rad er­zie­hen wollte, be­wirkt das ge­naue Ge­gen­teil: Noch mehr CO2-Aus­stoß.

In der IT-Bran­che heißt es: „Never touch a run­ning sys­tem“. Wenn ein Pro­gramm läuft: Hände weg! Denn wer weiß, wel­che Aus­wir­kun­gen ein Ein­griff an ganz un­er­war­te­ter Stelle ha­ben kann Das sollte man auch im Schorn­dor­fer Rat­haus be­her­zi­gen.

Es mag ja sein, dass auf dem Spi­tal­hof ein schö­ner neuer Platz mit der viel­ge­prie­se­nen Auf­ent­halts­qua­li­tät ent­steht. Aber da­für wird es schon jetzt in der Fuß­gän­ger­zone un­ru­hi­ger: Zu den vie­len Lie­fer­diens­ten, die dort un­ter­wegs sind, kom­men ver­stärkt Chauf­feur­dienste für alte Leute, die dort ins Café, zur Apo­theke oder in die Arzt­pra­xis ge­fah­ren wer­den.

Der Au­to­ver­kehr wird nicht we­ni­ger. Er ist nur wo­an­ders.

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