Als Bürgermeister Englert vor drei Jahren den städtischen Haushaltsplan vorstellte, erklärte er: „Aktuell schaffen wir es nicht, unseren Ergebnishaushalt ordentlich auszugleichen“ – und zwar „aufgrund der Pandemie“ (s. S. 21 und 9). Gleichzeitig versprach er: „Dies gelingt uns erstmals wieder in 2024“. Denn dann „kommt der Turnaround“ und „wir schaffen es, Schulden zu tilgen“. Dann werde er „einen Gewinn von rd. 2,75 Mio. Euro“ vermelden.
Vorigen Donnerstag, in seiner Rede zu just diesem Haushalt 2024, hat sich sein optimistischer Ausblick in Luft aufgelöst, als er bekannte: „2024 schaffen wir dies nicht.“ (S. 7) Konkret: kein Gewinn. Noch nicht mal eine schwarze Null. Schlimmer: Es klafft ein Loch von 4 Millionen Euro in der Stadtkasse. Und Englert vertröstet erneut auf die Zukunft, kündigt an, in den Jahren 2025 bis 2027 könne er aufgrund günstiger Umstände wieder „Gewinne ausweisen“.
Um dies zu erreichen, fordert Englert vom Gemeinderat, „Finanzverantwortung“ ein (S. 17). Gleichzeitig hofft er, „dass sich unsere Wirtschaft, die Konjunktur und unsere Haushaltslage besser entwickelt als aktuell prognostiziert“. In seinem Schlusswort sagte der Leiter des städtischen Finanzwesens: „Manchmal ist es eben wie im Lotto: Man braucht etwas Glück, um zu gewinnen.“
Im Kernhaushalt werden die Schulden, die aktuell 45 Millionen Euro betragen, im nächsten Jahr auf 70 Millionen Euro steigen und sich übernächstes Jahr auf 93 Millionen Euro mehr als verdoppelt haben (Diagramm S. 8). Doch betont Englert, die Stadt verzeichne im Vergleich zu vielen anderen Kommunen noch „außerordentliche Erträge“ – durch „unsere aktive Grundstückspolitik“ (s. S. 6). Sprich: durch den Verkauf städtischen Besitzes in Form von Bauplätzen.
Insgesamt hat der Haushalt ein Volumen von rund 142 Millionen Euro und ist damit gegenüber dem Vorjahr um über 8 Mio. Euro gewachsen (S. 6). An Erträgen seien etwa 138 Millionen Euro reingekommen, was zu dem Minus von rund 4 Millionen Euro führe. Das heißt: Im kommenden Jahr „schaffen wir es nicht, unseren laufenden Betrieb ordentlich zu finanzieren“.
Auf Seite 83 steht im Planentwurf, dass kommendes Jahr „der gesetzliche Haushaltsausgleich zum zweiten Mal nach 2023 nicht mehr“ gelinge. Als Grund wird genannt: „Die sich aus dem Pandemietief erholenden Steuereinnahmen wurden längst durch die Auswirkungen der Inflation als Folge des Ukrainekriegs überholt“.
Durch die „Entnahme aus Rücklagen“ (die derzeit rund 30 Millionen Euro betragen) sei der geforderte Ausgleich „bilanztechnisch“ erreicht worden. Was jedoch dazu führe, dass „unsere Eigenkapitalquote reduziert“ werde, also diese Rücklagen bis Ende 2027 auf 15 Millionen Euro geschrumpft sein werden (S. 6 der Rede).
Anders gesagt: Es gelinge nicht, „den gesamten Ressourcenverbrauch, wie gesetzlich vorgeschrieben, zu erwirtschaften“. Dies gehe zu Lasten der „intergenerativen Gerechtigkeit“, so dass nachfolgende Generationen die Suppe später auslöffeln müssen.
Neue Investitionen könnten laut Englert ohne den „Verkauf von Bestandsgebäuden“ und ohne „Reduzierung der Freiwilligkeitsleistungen“ nicht mehr bewerkstelligt werden. Und so erklärt er die Frage, „welche der freiwilligen Aufgaben wir uns zukünftig noch leisten können“, zur „Pflichtaufgabe“ für den neuen Gemeinderat, der im Juni 2024 gewählt wird (S. 15 der Rede).
Die Freiwilligkeitsleistungen nehmen ständig zu, wie im Planentwurf (S. 83) zu ersehen. Sie betreffen die Bereiche „Soziales, Bildung, Digitalisierung, Kultur und Sport, Tourismus und Citymanagement“, wie auch „Integration oder Umweltschutz“. So „sinnvoll wie wünschenswert“ diese auch seien, könnten sie aber kaum noch geleistet werden, was „in Teilen schlicht an der vergleichsweise schwachen Ertragsstruktur des Schorndorfer Haushalts“ liege.
Oberbürgermeister Hornikel erklärte dazu in seiner Rede, dass man mit dem Eigenbetrieb Citymanagement „auf einem guten Weg“ sei: „Bereits jetzt haben wir richtig viele Touristinnen und Touristen.“ Insgesamt seien heuer rund 200 Gruppen-Stadtführungen nachgefragt worden. Unter seinem Vorgänger im Amt waren es schon mal über 500 an der Zahl, im Gartenschaujahr gar auf 600 gesteigert. Wegen der Pandemie war der Trend dann völlig eingebrochen.
Das Defizit der Künkelinhalle, das alljährlich aus der Stadtkasse aufgefüllt werden muss, ist derzeit auf eine Dreiviertelmillion Euro angestiegen. Im Vorjahr betrug es rund eine halbe Million Euro, wie im Haushaltsplan auf Seite 906 zu lesen ist. Grund für den Mehraufwand seien „Instandhaltungskosten von 107.000 Euro“.
Als der Gemeinderat 1995 den Bau dieser Künkelinhalle zum Preis von 16 Millionen Mark beschloss, war vereinbart worden, dass die Stadt das Gebäude im Jahr 2024 zum aktuellen Verkehrswert von ihrem seitherigen Besitzer, der Stadtbau, übernimmt. Dieser sogenannte „Heimfall“ kostet die Stadtkasse nun 6,2 Millionen Euro.
Der Hauptteil dieser Summe sei laut Englert „mit einem der Stadtbau gewährten Darlehen in ca. gleicher Höhe verrechnet“ (S. 14 der Rede). Jedoch müsse „voraussichtlich“ der Erwerb des Restaurants „Courage“ für 400.000 Euro „ergänzend finanziert“ werden.