Ankündigung«
Damit „Probleme und Regelverstöße“ in der Stadtverwaltung „frühzeitig erkannt“ werden können, soll im Rathaus eine Meldestelle für Whistleblower eingerichtet werden. Laut Vorlage für die Sitzung des Verwaltungsausschusses am kommenden Donnerstag will OB Hornikel zu diesem Zweck die Stelle eines Justiziars einrichten, bei dem dieser „Hinweisgeberschutz“ künftig „angesiedelt“ sein wird.
Aus der Erfahrung mit den Stadtwerken heraus hatte die CDU eine solche Meldestelle beantragt. Inzwischen wurde bundesweit das „Hinweisgeberschutzgesetz“ erlassen, das solche Whistleblower in Wirtschaftsunternehmen und Behörden vor Repressionen schützt. Ausnahme davon gemäß § 9: Deren Identität darf weitergegeben, wenn Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte dies verlangen oder per Anordnung in einem „nachfolgenden Verwaltungsverfahren“.
Zum Entwurf dieses Gesetzes meinte der Jurist David Werdermann von der „Gesellschaft für Freiheitsrechte“ in der „Legal Tribune Online“, er lasse „viele Hinweisgebende im Stich und legt ihnen Steine in den Weg“. Geschützt würde ausschließlich das Melden von Fehlverhalten, wenn dies „gegen Rechtsvorschriften verstößt“.
Bereits seit 2021 gibt es für die Beschäftigten im Schorndorfer Rathaus mit Dr. Jochen Bernhard einen extern angesiedelten „Vertrauensanwalt“, zuständig für Hinweise auf Korruption. Wobei deren Definition nicht nur Bestechungsgelder umfasst, sondern jegliches Handeln, das zu „einem Schaden oder Nachteil für die Allgemeinheit“ führt. Auch ein „immaterieller Vorteil“ fällt unter diesen Begriff.
Ein Justiziar fungiert in erster Linie als „Anwalt der Stadt“. Er vertritt die Verwaltung bei Streitfällen, auch vor Gericht, und überprüft Beschlussvorlagen auf rechtliche Korrektheit. OB Hornikel, selbst Jurist, wünscht sich die Schaffung einer solchen Stelle schon seit seinem Amtsantritt.
Andere Städte im Rems-Murr-Kreis kommen ohne sie aus. Der Posten ist mit einem Einstiegsgehalt der Besoldungsgruppe A 13 verknüpft, was bei ca. 4.500 Euro brutto liegt.
Beim Schorndorfer Vertrauensanwalt war bis August 2022 noch keine einzige Meldung zu Missständen in der Verwaltung eingegangen. Ob sich der Justiziar für die Bürger ähnlich rentiert, entscheidet der Sozialausschuss am kommenden Donnerstag, 9. November, in seiner Sitzung, die um 18 Uhr beginnt und öffentlich ist. Das Thema steht als Punkt 6 auf der Tagesordnung.