Wenn Mütter fragen

In der jüngs­ten Ge­mein­de­rats­sit­zung nutzte eine De­le­ga­tion von vier Müt­tern die Bür­ger­fra­ge­stunde, um ihr An­lie­gen vor­zu­brin­gen. Die stell­ver­tre­tende Vor­sit­zende des El­tern­bei­rats der Wei­ler­mer Grund­schule, Steffi Han­sen, sprach von ei­ner Si­tua­tion dort, die „so nicht trag­bar ist“.

Denn die Toi­let­ten be­fin­den sich in ei­nem se­pa­ra­ten Trakt. Des­halb müss­ten sich die Kin­der, wenn sie diese auf­su­chen, bei Wind und Wet­ter kom­plett an­zie­hen. Dazu komme, dass der Schul­hof früh­mor­gens stock­dun­kel sei und die Toi­let­ten zu­dem von au­ßen für je­der­mann zu­gäng­lich sind.

Was be­deute: „Theo­re­tisch ist es mög­lich, dass sich je­der, der nicht an­stän­dige Ab­sich­ten mit Kin­dern hat, da ver­ste­cken“ und ih­nen auf­lau­ern könnte. Und wenn so ein Fall ein­träte, könn­ten Rufe der be­dräng­ten Kin­der noch nicht ein­mal in der Schule ge­hört wer­den. Wes­halb sie das Gre­mium ein­dring­lich bat, sich die­ses Pro­blems an­zu­neh­men und ih­ren An­trag, den sie be­reits per Mail ge­schickt hatte, „wohl­wol­lend in Ihre Be­spre­chung auf­zu­neh­men.“

Weil OB Hornikel in ih­ren Aus­füh­run­gen nicht den Tat­be­stand ei­ner Frage er­kannte, gab er zu­nächst das Wort an Bür­ger­meis­ter Eng­lert wei­ter. Die­ser be­dankte sich „herz­lich“ und er­klärte: „Das Pro­blem stellt sich kom­ple­xer dar“.

Die Toi­let­ten an sich seien ja „funk­tio­nal“, und über­dies „be­we­gen wir uns in Wei­ler in Rich­tung Ganz­tags­schule“, wes­halb man jetzt nicht „an ei­ner Stelle bau­li­che Ein­griffe ma­chen“ könne.

Mit ei­nem „Da bitte ich auch um Ver­ständ­nis“ be­fand er dann: „Wir brau­chen ein Ge­samt­kon­zept.“ Um nach­zu­schie­ben: „Das wird es Mitte bis Ende der 20-er-Jahre ge­ben“. Dies löste bei den Müt­tern fas­sungs­lo­ses Kopf­schüt­teln aus.

Ih­nen jam­merte Eng­lert vor: „Das ist wie­der ein ho­her Mil­lio­nen­be­trag, den ich ein­pla­nen muss.“ Und so ver­kün­dete er ab­schlie­ßend klipp und klar: „Die Ver­wal­tung würde so ein Vor­zie­hen dem Ge­mein­de­rat nicht vor­schla­gen.“

Steffi Han­sen hakte dar­auf­hin nach: „Und wer über­nimmt die mo­ra­li­sche Ver­ant­wor­tung, wenn da was pas­siert?“ Schließ­lich habe es zwei Wo­chen zu­vor in Wei­ler eine Schie­ße­rei ge­ge­ben. Ihr wurde ent­geg­net, dass „bis­her ja noch nichts pas­siert“ sei.

Ober­bür­ger­meis­ter Hornikel re­la­ti­vierte: „Die Schie­ße­rei hat mit Ih­rer Schul­toi­lette gar nichts zu tun“ und ver­si­cherte: „Sie dür­fen nicht glau­ben, dass wir das ein­fach weg­schie­ben.“

Gleich­zei­tig meinte er je­doch, dass die Ver­wal­tung „mit der not­wen­di­gen Ob­jek­ti­vi­tät“ an diese Sa­che „ran­ge­hen“ müsse. Zu­dem sagte er: „Ich möchte Sie gerne ernst neh­men“ und be­teu­erte, die Sor­gen der Müt­ter „nicht weg­wi­schen“ zu wol­len, oder gar „als Hys­te­rie“ an­zu­se­hen.

Um diese Re­ak­tion ein­ord­nen zu kön­nen, hilft es, sich klar­zu­ma­chen, dass die de­mo­kra­ti­sche Art ei­ner Stadt­ver­wal­tung his­to­risch ge­wach­sen ist. Sie baut auf den Struk­tu­ren der Mon­ar­chie auf.

De­ren Prio­ri­tä­ten zei­gen sich im Amts­eid des Bür­ger­meis­ters in der Rei­hen­folge ih­rer Nen­nung: „Ich schwöre, dass ich mein Amt nach bes­tem Wis­sen und Kön­nen füh­ren, das Grund­ge­setz für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, die Lan­des­ver­fas­sung und das Recht ach­ten und ver­tei­di­gen und Ge­rech­tig­keit ge­gen je­der­mann üben werde.“ Von Sor­gen ist darin nicht die Rede.

Da­nach ge­lobt der Wahl­be­amte, „die Rechte der Stadt ge­wis­sen­haft zu wah­ren und ihr Wohl und das ih­rer Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner nach Kräf­ten zu för­dern.“ Mit an­de­ren Wor­ten: In ers­ter Li­nie ist das Stadt­ober­haupt zur Um­set­zung von Ge­set­zen da. Die Ein­woh­ner­schaft und de­ren Wohl kommt un­ter „fer­ner lie­fen“.

In der Pra­xis be­deu­tet das dann, dass bei­spiels­weise die Flucht­treppe an der Schloss­wall­schule mit 6 hel­len Strah­lern aus­ge­stat­tet wurde. Per Be­we­gungs­mel­der sprin­gen diese schon bei we­nig Däm­me­rung je­des Mal al­le­samt dann an, so­bald je­mand am Ge­bäude vor­bei­geht (s. Foto). Und warum? Weil der Brand­schutz das vor­schreibt.

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