Kommentar«
Schon klar: Nachdem der vorherige OB alles, was Sport in der Stadt betraf, bevorzugt bedacht hat, weil das seiner persönlichen Vorliebe entsprach, haben Kulturtreibende das Gefühl, dass jetzt sie mal an der Reihe sind. Mit Bernd Hornikel als Hobbymusiker steht ihnen ein Stadtoberhaupt zur Verfügung, dass ihren Wünschen gegenüber sehr aufgeschlossen ist.
Tatsächlich blieben denn auch bereits voriges Jahr die Kulturvereine davon verschont, dass man ihnen wegen der prekären Stadtfinanzen die Zuschüsse kürzte. Für 2024 soll ihnen die Förderung nun sogar erhöht werden. „Inflationsausgleich“ lautet die Begründung. Was auf rund 40.000 Euro zusätzlich für Kulturforum, Manufaktur und Figurentheater Phönix rausläuft. Geld, das im Haushaltsplan bisher noch nicht berücksichtigt ist, und laut Sitzungsvorlage „über den Verwaltungsantrag eingearbeitet“ werden müsse.
Nun mag man sagen, dass alle Vereine gleich behandelt werden müssten, um die Solidargemeinschaft nicht zu gefährden. Erst recht in schwierigen Zeiten, wenn das Geld knapp ist. Dass da nicht einige wenige eine elitäre Sonderstellung beanspruchen.
CDU-Stadtrat Klinger wunderte sich voriges Jahr, dass kulturelle Veranstalter nicht mehr Kreativität bei der Beschaffung finanzieller Unterstützung an den Tag legten, statt ausschließlich für öffentliche Gelder die Hand aufzuhalten. Er deutete an, dass die Deckung der Kosten auch über Eintrittsgelder möglich ist: Wenn man dem Publikumsgeschmack das bietet, was es gerne sehen wolle. Das Zeltfestival in Winterbach macht so etwas beispielhaft vor.
Mehr als nur ein G’schmäckle hat nun freilich, dass die Vorberatung zu diesem Thema vorige Woche in nichtöffentlicher Sitzung stattfand. Die Gemeindeordnung besagt, dass über die Verwendung unserer Steuergelder öffentlich diskutiert werden muss. Ausnahmen sind nur möglich, wenn das „öffentliche Wohl“ gefährdet ist, oder Personen geschützt werden müssen.
Stutzig macht, dass die Vorberatung zu diesem Thema vor einem Jahr noch öffentlich war. Nun ja. In der Gemeinderatssitzung danach kam es allerdings auch zum Desaster. Als der Antrag der Verwaltung zur Sonderbehandlung des KuFo keine Mehrheit fand, stellte der OB plötzlich fest, dass das bedeutet: Die KuFo-Geschäftsführerin bekommt kein Gehalt mehr.
Was im Umkehrschluss bedeutet, dass dieser Antrag nie hätte gestellt werden dürfen. Denn wenn der Gemeinderat einzig die Option „Abnicken“ hat, ist er kein demokratisches Gremium mehr sondern nur noch Erfüllungsgehilfe.
Parallel dazu war der Verwaltungsspitze noch völlig entgangen, dass Grünen-Stadtrat Ulrich Kost als Vorsitzender des Kunstvereins befangen war und deshalb gar nicht hätte mitabstimmen dürfen.
Einerseits wäre es da wünschenswert, wenn es im Rathaus – wie vom OB ersehnt – einen Justiziar gäbe, der darauf achtet, dass Gesetze eingehalten werden. Andererseits hat Schorndorf kein Geld für diesen Posten. Und man fragt sich zu Recht, warum solche Dinge nicht von den Leuten, die dort bereits sitzen, geleistet werden können – wie in anderen Rathäusern auch.
Interessanterweise soll der Gemeinderat überdies heute Abend die Zuschuss-Erhöhung bei besagten Kultur-Institutionen nicht nur für das Jahr 2024 sondern auch gleich noch für 2025 beschließen. Möglicherweise will man dadurch vor neuen Forderungen nach zwölf Monaten gefeit sein.
Allerdings finden im Juni Kommunalwahlen statt. Was bedeutet, dass der nächste Gemeinderat vielleicht eine ganz andere Zusammensetzung aufweist – und möglicherweise abweichende Prioritäten im Umgang mit öffentlichen Geldern setzt. Wenn man den neu gewählten Volksvertretern aber solch einen Beschluss ans Bein bindet, ist das eine, vorsichtig gesagt, eigenwillige Vorstellung von Demokratie.
Zwar könnte das neue Gremium wieder erneut darüber abstimmen. Dazu müsste aber erst ein Antrag gestellt werden. Überdies steht zu befürchten, dass die Kulturvereine dann Einspruch erheben und sich auf die Planungssicherheit berufen, weil sie ja bereits fest mit dieser Erhöhung kalkuliert haben.
Zusätzlich ist, sofern dieser Zuschuss bewilligt wird, allen weiteren Vereinen Tür und Tor geöffnet, mit der Forderung nach einem Inflationsausgleich ebenso im Rathaus vorstellig zu werden. Womöglich auch in nichtöffentlichen Sitzungen. Unter Berufung auf den Grundsatz der Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung.
Alternativ könnte die Meldestelle für Missstände in der Stadtverwaltung, die am Schluss der heutigen Gemeinderatssitzung neu geschaffen werden soll, zu diesem Thema gleich mal auf ihre Wirksamkeit hin getestet werden.