Ankündigung«
Schorndorf, schwer von den Stürmen der Zeit umbraust, besitzt vier Leuchttürme, die der Stadt Sicherheit und allen vorbeifahrenden Schiffen Orientierung geben. Dies ist einer Beschlussvorlage für die Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 16. November, zu entnehmen.
Diese Leuchttürme heißen „Manufaktur“, „Gitarrentage“, „Figurentheater Phönix“ und „Kunstnacht“. Und sie sollen – trotz leerer Kassen – mehr Geld aus dem Stadtsäckel bekommen als andere Vereine.
Das hat voriges Jahr schon mal geklappt. Von der 10-Prozent-Kürzung, die die CDU-Fraktion für sämtliche Vereine vorgeschlagen hatte, wurden Kulturforum, Manufaktur, Jazzclub und Co. ausgenommen. Weil die Mehrheit im Gemeinderat es so wollte. Möglich auch, weil StadträtInnen wie Sabine Reichle, 12 Jahre lang Manu-Vorsitzende, und Ulrich Kost, aktiv im KuFo und Vorsitzender des Kunstvereins, genau deshalb in dieses Gremium gewählt wurden.
Denkbar ist auch, dass man sich da ein Beispiel an den SchoWo-Machern nahm. Dort hat es sich eingebürgert, das Budget zu überschreiten und einen Nachschlag von der Stadt zu fordern – mit Erfolg. Und auch, wenn dieser Zuschuss im Jahr 2020 per Gemeinderatsbeschluss auf 120.000 Euro „eingefroren“ worden war. Auf Antrag der CDU-Fraktion. Und für drei Jahre.
Für das Jahr 2022 genehmigten die StadträtInnen dann aber bereits 132.000 Euro – weil ja auch die Kosten für die SchoWo gestiegen waren. Und im Mai dieses Jahres wurde der Rat darüber nur noch in Kenntnis gesetzt, dass das Geld auch diesmal nicht reichen wird. Bezahlt werden die rund 150.00 Euro jetzt vom Eigenbetrieb Citymanagement.
Eine Sonderbehandlung der Kulturvereine gegenüber anderen Vereinen lehnte CDU-Rat Max Klinger voriges Jahr ab. Denn so hoch verschuldet, wie die Stadt ist, drohe ihr, dass überhaupt gar keine Freiwilligkeitsleistungen mehr bezahlt werden können. Im Verwaltungsausschuss (s. Sitzungsprotokoll, S. 6) nahm er die Kulturvereine in die Pflicht, selbst aktiv Unterstützer zu finden und mehr Mitglieder zu generieren. Wenn „nur 30 Hansel“ zu Veranstaltungen kämen, müsste man sich auch fragen, ob das Angebot richtig sei.
Ihm antwortete SPD-Rätin Sabine Reichle, dass die Bands, die hier vor diesen 30 Hansel spielten, später große Hallen füllen würden. FW-Rat Gerhard Nickel ergänzte im Gemeinderat, dass Schorndorf in einem Atemzug mit Hamburg und Berlin genannt werde, wenn es um solche Spielstätten gehe. Worauf er sehr stolz sei.
OB Hornikel hingegen gab Klinger Recht, dass die Kultureinrichtungen in die Pflicht genommen werden müssten, selbst nach Einnahmequellen zu suchen und sich nicht nur auf den Zuschuss der Stadt verlassen. Er versprach: „Diesen Prozess will die Stadt gemeinsam mit den Einrichtungen im Jahr 2023 angehen.“ Also eigentlich jetzt.
Die Kulturzuschüsse stehen an 8. Stelle auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. Zuvor geben die einzelnen Fraktionen in ausführlichen Grundsatzreden ihre Meinung zu den leeren Kassen der Stadt kund, und wie sie diese Misere beheben wollen.
Übrigens: Es kann, wenn auch selten, vorkommen, dass ein Leuchtturm kippt oder umstürzt. Beispielsweise dann, wenn der Untergrund nachgibt. So geschehen auf der nördlichen Geestemole in Bremerhaven am 18. August 2022 (s. Foto).
Die Gemeinderatssitzung beginnt um 18.30 Uhr. Interessierte BürgerInnen sind dazu laut amtlicher Bekanntmachung im Großen Sitzungssaal des Rathauses „herzlich eingeladen“. Sie haben dort zu Beginn der Zusammenkunft die Gelegenheit, ihre Fragen an Verwaltung und RätInnen stellen.