Dient es den Menschen?!

Kom­men­tar
Di­gi­tale Tech­nik ist et­was Wun­der­ba­res! Ohne sie gäbe es kein „Schoblatt“. Mit Hilfe die­ser Tech­nik wer­den uns auch z. B. Wahl­er­geb­nisse be­quem und top-ak­tu­ell ins Haus ge­lie­fert. Ob wir frei­lich im Schorn­dor­fer Rat­haus eine di­gi­tale Ge­sichts­er­ken­nung brau­chen, ist frag­lich. Der Nut­zen scheint sich in Gren­zen zu hal­ten.

Viele Bür­ge­rIn­nen wä­ren schon froh, wenn ihr An­lie­gen, mit dem sie dort an­fra­gen, um­ge­hend be­ar­bei­tet wird. Was nützte es ih­nen, un­ab­hän­gig von Öff­nungs­zei­ten die Ver­wal­tung zu er­rei­chen, wenn es da­nach nicht zü­gig vor­an­geht?

Und noch im­mer war­ten wir ver­geb­lich auf den Bür­ger­ser­vice, Ge­mein­de­rats­sit­zun­gen on­line ver­fol­gen zu kön­nen. Wer hö­ren möchte, was das Gre­mium zu ei­nem be­stimm­ten Thema sagt, muss sich per­sön­lich in die Sit­zung be­ge­ben, oft­mals noch stun­den­lang an­dere Ta­ges­ord­nungs­punkte über sich er­ge­hen las­sen. Die Tech­nik zur Über­tra­gung ist ja da. Doch frem­deln ein­zelne Rä­ten mit ihr, ha­ben of­fen­bar Angst, von ei­ner Ka­mera be­ob­ach­tet zu wer­den. Die Be­fürch­tung, dass sie im Rat kun­geln und sich nicht gern in die Kar­ten schauen las­sen, wird da­durch frei­lich nicht sehr schla­gend ent­kräf­tet.

„Dient es den Men­schen?!“ wei­ter­le­sen

Hausdurchsuchung wegen Tee

Ei­nen „re­gel­rech­ten Über­fall“ der Po­li­zei um 9 Uhr mor­gens in ih­rer Woh­nung er­lebte vor kur­zem Irina Bau­mann, Ge­schäfts­füh­re­rin der Firma Tee­mana, die Ar­te­mi­sia-Tee ver­treibt. Auf An­trag des Land­rats­amts Rems-Murr habe das Amts­ge­richt ei­nen Durch­su­chungs­be­fehl an­ge­ord­net. „Un­an­ge­mel­det, wie das wohl so üb­lich ist, ka­men be­waff­nete Po­li­zei­be­amte zu uns her­ein“, und: „Uns wurde höf­lich na­he­ge­legt zu ko­ope­rie­ren, da sonst un­sere ganze Woh­nung auf den Kopf ge­stellt wer­den würde“, schil­dert sie das Ge­sche­hen in ei­ner Pres­se­mit­tei­lung.

„Wie ist es mög­lich, dass jetzt im Mo­ment in Ostkongo/​Afrika die Ent­wick­lungs­hil­fe­or­ga­ni­sa­tion der BRD, die Ge­sell­schaft für in­ter­na­tio­nale Zu­sam­men­ar­beit (GIZ), den An­bau und die An­wen­dung von Ar­te­mi­sia an­nua ana­med fi­nan­zi­ell för­dert“, fragt sie, „das Land­rats­amt Rems-Murr diese Pflanze je­doch gleich­zei­tig als schäd­lich und ver­bots­wür­dig ein­stuft?“

„Haus­durch­su­chung we­gen Tee“ wei­ter­le­sen

Vorsicht Falle: Fördergelder!

Kom­men­tar
OB-Kan­di­dat Mar­kus Rei­ners sah sie im Wahl­kampf als das All­heil­mit­tel schlecht­hin, um die über­schul­dete Stadt­kasse zu sa­nie­ren: För­der­gel­der! Man müsse mehr da­von an Land zie­hen. Dass diese Rech­nung nie auf­ge­hen kann, zeigt sich ak­tu­ell am Bei­spiel der Stabs­stelle Kli­ma­schutz: 4 ganze Stel­len wur­den dort für 5 Per­so­nen ge­schaf­fen, und für 4 Teil­be­rei­che wa­ren För­der­gel­der be­an­tragt wor­den, wie in der Be­schluss­vor­lage (Seite 3) für den Ge­mein­de­rat nach­zu­le­sen ist. Die er­nüch­ternde Bi­lanz: Nur ei­nem ein­zi­gen An­trag wurde voll ent­spro­chen, und selbst der ist auf 3 Jahre be­schränkt, dann ist  Schluss.

Ins­ge­samt fal­len 324.600 Euro Per­so­nal­kos­ten in die­ser Stabs­stelle an. Jähr­lich. Der ein­ma­lige Zu­schuss für die CO2-Bi­lan­zie­rung in Höhe von 3.200 Euro ist noch nicht ein­mal 1% die­ser Summe. Und die für den Rad­we­ge­ko­or­di­na­tor über­nom­me­nen 53.000 Euro ent­spre­chen nur 16% der ge­samt an­fal­len­den Per­so­nal­kos­ten pro Jahr. Oder an­ders aus­ge­drückt: 84% müs­sen aus der Stadt­kasse be­zahlt wer­den. Geld, das Schorn­dorf ei­gent­lich nicht hat. Ge­nau das ist das Ge­fähr­li­che an den För­der­gel­dern: Sie ver­lei­ten dazu, eine Maß­nahme zu be­gin­nen, weil man an­schei­nend Geld ge­schenkt be­kommt. Und wer will denn so doof sein, ein Ge­schenk aus­zu­schla­gen?

„Vor­sicht Falle: För­der­gel­der!“ wei­ter­le­sen

Keine Waffenlieferung! Keine Gewalt!

Zum 10. Mal fand am Frei­tag die Mahn­wa­che der Schorn­dor­fer Frie­dens­in­itia­tive vor dem Rat­haus statt. Erst­mals rie­fen die Pa­zi­fis­tIn­nen vor zehn Wo­chen dazu auf, nach­dem Russ­land eine mi­li­tä­ri­sche In­ter­ven­tion in der Ukraine be­gon­nen hatte. Ein­zig an Kar­frei­tag fiel sie aus. Jetzt wa­ren 40 Men­schen ge­kom­men, um ihre Sorge und ih­ren Pro­test ge­gen­über jeg­li­cher Kriegs­hand­lung zum Aus­druck zu brin­gen.

Sie tru­gen Pla­kate und Fah­nen mit Auf­schrif­ten wie „Frie­den schaf­fen ohne Waf­fen“ oder „Nu­clear wea­pons are ban­ned“. Es spra­chen Uwe Glund und Do­ris Kom­me­rell von der Frie­dens­in­itia­tive so­wie In­grid Bo­lay vom Welt­la­den über die Aus­wir­kun­gen von Auf­rüs­tung und Krieg auf Län­der des glo­ba­len Sü­dens. Ein Schild „Stoppt das Mor­den der Po­li­zei“ hiel­ten zwei junge Ab­ge­sand­ten ei­ner Demo der An­tifa, die gleich­zei­tig auf dem Un­te­ren Markt­platz statt­fand und die sich „ge­gen Ras­sis­mus und Po­li­zei­ge­walt“ rich­tete (dazu spä­ter mehr).

„Keine Waf­fen­lie­fe­rung! Keine Ge­walt!“ wei­ter­le­sen

Hebammen sind unverzichtbar

Ge­denk­tag
„Für mich ist wich­tig, dass bei der Ge­burt je­mand da­bei ist, der mich und meine Ge­schichte kennt“, sagt eine schwan­gere Frau, „wo ich weiß: Es ist je­mand für mich da. Nicht für die Ge­burt. Son­dern für mich.“ Dies ist ein Zi­tat aus dem Doku-Film „Heb­am­men – Auf die Welt kom­men“ von Leila Kühni, der heute an­läss­lich des In­ter­na­tio­na­len Heb­am­men­tags in der Schweiz Pre­miere hat.

Diese Aus­sage bringt auf den Punkt, warum Heb­am­men für Frauen un­ver­zicht­bar sind. Die Re­gis­seu­rin hat selbst ein Kind ge­bo­ren und emp­fand es als „Pri­vi­leg, ein so ge­wal­ti­ges Er­leb­nis wie eine Ge­burt er­le­ben zu dür­fen“. Doch er­fuhr sie, dass an­dere Frauen auch eher trau­ma­ti­sche Er­fah­run­gen rund um die Ge­burt mach­ten, wie sie in ei­nem per­sön­li­chen State­ment zum Film er­klärt. Der Trai­ler ver­mit­telt ei­nen ers­ten Ein­druck des­sen, was, wie sie sagt, „aus­schließ­lich zum Frau­sein ge­hört“.

„Heb­am­men sind un­ver­zicht­bar“ wei­ter­le­sen

Rätsel am Maibaum

Kurz­mel­dung
Warum hängt Ur­bachs Fahne im Schorn­dor­fer Mai­baum? Ne­ben den Schil­dern der Schorn­dor­fer Orts­teile und Part­ner­städte ist deut­lich sicht­bar die Fahne des Nach­bar­or­tes Ur­bach zu se­hen. Sollte es dort Men­schen ge­ben, die gern in un­sere Stadt ein­ge­mein­det wer­den wol­len?

Viel­leicht will auch je­mand nur, dass die Her­kunft der Tanne an der Spitze ge­büh­rend ge­wür­digt wird. Laut Ta­ges­zei­tung war sie im Hegn­au­hof ge­fällt wor­den, der zu Ur­bach ge­hört. Oder sol­len wir zum Nach­den­ken an­ge­regt wer­den: Warum stammt diese Fichte aus dem Nach­bar­ort? Sind im hei­mi­schen Wald alle Fich­ten be­reits ab­ge­holzt? Oder müs­sen diese ins Aus­land ver­kauft wer­den, um mit den Er­lö­sen den städ­ti­schen Haus­halt zu sa­nie­ren?

Zum Ur­sprung der Tra­di­tion des Mai­baum-Auf­stel­lens äu­ßert sich üb­ri­gens der Kul­tur­anthro­po­loge Wolf-Die­ter Storl ganz un­miss­ver­ständ­lich: Der 1. Mai sei „ein Fest des Früh­lings, der Frucht­bar­keit und der Le­bens­freude“. Aus die­sem Grund werde der Mai­baum im Dorf „wie ein rie­si­ger Phal­lus“ auf­ge­stellt, des­sen Spitze ei­nen Blü­ten­kranz durch­stößt.

Wie Klimaschutz betrieben wird

Um Schorn­dorf kli­ma­neu­tral zu ma­chen, hat der Ge­mein­de­rat vor ei­nem Jahr die Er­rich­tung ei­ner „Stabs­stelle Kli­ma­schutz und Mo­bi­li­tät“ be­schlos­sen. Nur die AfD-Frak­tion stimmte da­ge­gen. Ins­ge­samt 5 Ar­beits­stel­len sind zu die­sem Zweck in­zwi­schen ge­schaf­fen wor­den. Über die da­für an­fal­len­den Per­so­nal­kos­ten stand nichts in der Sit­zungs­vor­lage, au­ßer, dass die Stadt­ver­wal­tung „sich be­wusst“ sei, dass diese Stabs­stelle „Aus­wir­kun­gen“ für den Haus­halt ha­ben werde.

Da­bei war die­ser Per­so­nal­auf­wand im zu­vor ver­ab­schie­de­ten Haus­halts­plan be­reits ent­hal­ten: der Pos­ten ei­ner Lei­te­rin und der ei­nes Kli­ma­schutz­ma­na­gers so­wie ein Rad­we­ge­ko­or­di­na­tor (70%-Stelle), eine Mo­bi­li­täts­be­auf­tragte (80%-Stelle) plus Halb­tags­stelle für die As­sis­ten­tin. Die Ent­loh­nung der Lei­te­rin wurde im Haus­halts­plan auf Ta­rif­stufe EG 13 und das Ge­halt des Kli­ma­schutz­ma­na­gers auf EG 12 fest­ge­setzt. Die Mo­bi­li­täts­be­auf­tragte und der Rad­we­ge­ko­or­di­na­tor wer­den mit EG 11 ent­lohnt, die As­sis­tenz mit EG 7

Im ak­tu­el­len Haus­halts­plan sind diese fi­nan­zi­el­len „Aus­wir­kun­gen“ nicht so ohne wei­te­res zu fin­den. Erst wie­der­hol­tes Nach­fra­gen bei der Pres­se­stelle er­gab, dass diese „mit­auf­ge­führt“ seien im Teil­haus­halt „In­fra­struk­tur und Land­schafts­pflege“. Dort wird im Un­ter­punkt „Um­welt­schutz­maß­nah­men“ der Per­so­nal­auf­wand der Stabs­stelle Kli­ma­schutz mit 324.600 Euro pro Jahr an­ge­ge­ben.

„Wie Kli­ma­schutz be­trie­ben wird“ wei­ter­le­sen

„Hört sich gut an“

Ge­denk­tag
Das Motto des heu­ti­gen „Tags ge­gen Lärm“ lau­tet: „Hört sich gut an.“ Des­halb sei hier ein Zi­tat des fran­zö­si­schen Phi­lo­so­phen Blaise Pas­cal an­ge­führt: „Al­les Un­glück der Men­schen ent­steht durch ihre Un­fä­hig­keit, in Ruhe in ei­nem Raum zu ver­wei­len.“

Eine sol­che „Stille mit uns ganz al­lein“ ist nach An­sicht der ame­ri­ka­ni­schen Psy­cho­lo­gin Dr. Anne Wil­son Schaef ein grund­le­gend mensch­li­ches Be­dürf­nis, kein Lu­xus, son­dern ab­so­lute Not­wen­dig­keit. Gleich­wohl werde sie zu sel­ten prak­ti­ziert, denn: „Wann hast du das letzte Mal ver­sucht, ganz al­lein still in ei­nem Raum zu sit­zen – ohne Fern­se­her, ohne Ra­dio, ohne Te­le­fon?“

Man müsse, meint sie, da­für gar keine be­son­dere Tech­nik an­wen­den. Es rei­che, ein­fach da­zu­sit­zen, und in die­sem Al­lein­sein zu­sam­men mit der Stille ab­zu­war­ten, was sie uns mit­tei­len wolle. Na­tür­lich kön­nen wir sie nur dann hö­ren, wenn wir das Ge­dan­ken­ka­rus­sell im Kopf aus­blen­den. Sie emp­fiehlt: „Pro­biere es mal aus, dei­nem Be­dürf­nis für eine sol­che Zeit der Stille nach­zu­ge­ben – selbst wenn du meinst, dass du sie gar nicht brauchst.“

Kriegspropaganda überwinden

Ge­denk­tag
Heute ist „In­ter­na­tio­na­ler Tag der Part­ner­städte“. Der letzte Sonn­tag im April wurde 1963 erst­mals für diese Form prak­ti­zier­ter Völ­ker­ver­stän­di­gung aus­ge­ru­fen. Ihr Ziel ist die Aus­söh­nung und der Frie­den zwi­schen Men­schen, die sich einst im Krieg ge­gen­über­stan­den. In Schorn­dorf be­steht bei­spiels­weise die Part­ner­schaft mit dem fran­zö­si­schen Tulle seit 1969. Auf diese Weise ha­ben die Men­schen bei­der Städte er­folg­reich die Pa­ro­len aus dem Krieg über­wun­den und statt­des­sen freund­schaft­li­che Bande über Gren­zen hin­weg ge­knüpft. Frie­den und Völ­ker­ver­stän­di­gung er­schei­nen in­zwi­schen ganz nor­mal. Dies ist ein Er­folg, den man nicht ge­ring schät­zen sollte. Im­mer­hin wur­den un­sere fran­zö­si­schen Nach­barn frü­her per Kriegs­pro­pa­ganda als „Erz­feind“ be­zeich­net.

Wie das da­mals war, kann man im „Schorn­dor­fer An­zei­ger vom 6. De­zem­ber 1918 nach­le­sen: Der 1. Welt­krieg war be­en­det, und in Schorn­dorf häng­ten die Men­schen vol­ler Freude an al­len Häu­sern Fah­nen aus den Fens­tern. Die Zei­tung schreibt dazu: „Un­glaub­lich aber wahr ist es, daß an ei­nem hie­si­gen Haus un­ter den De­ko­ra­ti­ons­fähn­chen sich auch ein blau-weiß-ro­tes (fran­zö­si­sche Tri­ko­lore) be­fun­den hat.“ Auf of­fen­bar sehr ent­rüs­tete Kri­tik hin wurde es dann wie­der ent­fernt.

„Kriegs­pro­pa­ganda über­win­den“ wei­ter­le­sen
schoblatt.de