
Zum 10. Mal fand am Freitag die Mahnwache der Schorndorfer Friedensinitiative vor dem Rathaus statt. Erstmals riefen die PazifistInnen vor zehn Wochen dazu auf, nachdem Russland eine militärische Intervention in der Ukraine begonnen hatte. Einzig an Karfreitag fiel sie aus. Jetzt waren 40 Menschen gekommen, um ihre Sorge und ihren Protest gegenüber jeglicher Kriegshandlung zum Ausdruck zu bringen.
Sie trugen Plakate und Fahnen mit Aufschriften wie „Frieden schaffen ohne Waffen“ oder „Nuclear weapons are banned“. Es sprachen Uwe Glund und Doris Kommerell von der Friedensinitiative sowie Ingrid Bolay vom Weltladen über die Auswirkungen von Aufrüstung und Krieg auf Länder des globalen Südens. Ein Schild „Stoppt das Morden der Polizei“ hielten zwei junge Abgesandten einer Demo der Antifa, die gleichzeitig auf dem Unteren Marktplatz stattfand und die sich „gegen Rassismus und Polizeigewalt“ richtete (dazu später mehr).
„Wir hätten nicht gedacht, dass dieser Krieg so lange dauern würde“, sagte Uwe Glund, und bedauerte: „Anstatt einen Waffenstillstand zu fordern, und zwischen den Regierungen der Ukraine und Russlands auf eine Verhandlungslösung zu drängen, werden von den NATO-Staaten immer mehr Waffen und Munition an die Ukraine geliefert.“
Dass unsere Regierung ebenfalls inzwischen „schwere Waffen wie Panzer und Panzerhaubitzen“ dorthin schickt, bedeute, „dass Deutschland de facto zur Kriegspartei wird“, wie auch der wissenschaftliche Dienst der Bundesregierung bestätigt habe. Glund hatte gehofft, „dass sich Bundeskanzler Scholz mit seinen anfänglichen Bedenken gegen die Lieferung schwerer Waffen in seiner Koalition durchsetzen könnte.“ Leider vergeblich. Er vermutet, dass vor allem seitens der USA „massiver Druck auf Scholz ausgeübt wurde.“ Glund ist der Ansicht, dass diese Waffenlieferungen „keineswegs wie angenommen, helfen, Menschenleben zu retten“, und bedauert, dass mittlerweile „ein Sieg der Ukraine von führenden Politikern als Ziel formuliert“ werde.
Glund hob hervor, „dass dieser Angriff Russlands auf die Ukraine in keiner Weise zu rechtfertigen und völkerrechtswidrig ist“. Gleichwohl hätten „die NATO-Staaten mit ihrer Politik in gewisser Weise dazu beigetragen“. Denn nach der deutschen Wiedervereinigung sei zwar der Warschauer Pakt aufgelöst worden, „die NATO aber nicht“. Auch habe letztere ständig die ihre Erweiterung nach Osten vorangetrieben, „obwohl seitens der USA und Deutschland Gorbatschow versichert wurde, dass dies nicht geschehen würde“.
Mehrere Vorschläge der russischen Regierung, die die „berechtigten Sicherheitsinteressen sowohl Russlands, als auch der europäischen Staaten berücksichtigen, wurden permanent beiseitegeschoben, statt sie als Einladung zur Erarbeitung einer neuen Friedensordnung anzunehmen“.
Für „bedenklich“ hält Glund, wenn Initiativen in Deutschland, die sich mit Offenen Briefen [u.a. von Alice Schwarzer] und konkreten friedensstiftenden Maßnahmen an die Regierung wenden, „sowohl von Politikern, als auch den Mainstream-Medien als indiskutabel und naiv bezeichnet werden“.
Anlass für die Demo auf dem Unteren Marktplatz war für die Antifa, wie sie auf einem Flugblatt schreibt, dass am Montag in Mannheim zwei Polizisten „einen Mann auf offener Straße totgeprügelt“ hätten. „Sie haben in ihm nur seine kroatischen Wurzeln gesehen. Regelmäßig werden Migrant:innen Opfer von Polizeigewalt, oft genug sterben sie auch dabei.“ Zu dieser Demo waren etwa 16 TeilnehmerInnen gekommen. Ihr Altersdurchschnitt lag deutlich unter dem jener auf dem Oberen Marktplatz.