Zu einer „Mahnwache gegen Krieg“ rief gestern die Friedensinitiative Schorndorf spontan auf, nachdem die Lokalzeitung „Krieg in Europa“ getitelt hatte. 200 Menschen versammelten sich laut Veranstalter-Angaben um 18 Uhr auf dem Marktplatz. „Wir sind entsetzt, erschüttert, traurig, hilflos, ohnmächtig, zornig, wütend – und voller Angst“, erklärte die Initiatorin Doris Kommerell in einer kurzen Eingangsrede: „Es ist fast nicht auszuhalten.“
Der Wunsch, „sich mit anderen zu treffen, die ähnlich denken und fühlen“, sei Grund für die Zusammenkunft gewesen, um „die Sorgen und Ängste miteinander zu teilen, statt alleine zu sein.“ Auch, „auf die Straße zu gehen, um ein sichtbares Zeichen zu setzen gegen diesen Krieg“. Sowie: „um Solidarität auszudrücken“ mit den Menschen, die in der Ukraine direkt betroffen sind.
Anschließend wurde fünf Minuten lang geschwiegen, um an diese Menschen zu denken, wie auch an Politiker, „die jetzt Entscheidungen treffen müssen.“ Danach las Uwe Glund das Gedicht „Kriegslied“ von Matthias Claudius aus dem Jahr 1778 vor, das mit den Worten endet: „’s ist leider Krieg – und ich begehre, nicht schuld daran zu sein!“
Der designierte Oberbürgermeister Bernd Hornikel war ebenso anwesend wie seine Mitbewerberin für das Amt Brigitte Aldinger. Diese trug ein Plakat mit der Aufschrift „Friede beginnt in uns“. Sie erklärte dazu: „Es wird Zeit, dass wir mit uns selbst in Frieden kommen, damit wir im Außen den langersehnten Frieden schaffen.“
Als alte Häsin in Sachen Pazifismus stand Andrea aus Remshalden auf dem Marktplatz. Sie habe dort bereits vor 40 Jahren mit ihrem Vater zusammen solche Mahnwachen auf dem Wochenmarkt abgehalten. Auf die Frage, ob das damals – angesichts der Lage jetzt – vergeblich war, zitierte sie ihren Vater: „Jede Generation muss selbst anfangen, Schritt für Schritt, dass Friede werde.“ Man dürfe nie nachlassen, sich für den Frieden einzusetzen, „denn wir sind eine Menschheitsfamilie“. Frieden, Freiheit und Gesundheit seien die drei höchsten Güter der Menschen, „und für jedes einzelne lohnt es sich, aufzustehen und einzustehen.“
„Wenn überall auf der Welt Liebe herrschen würde, würde auch Friede herrschen“, erklärte eine andere Teilnehmerin, Samira Ben Yaflah. Die größte Hürde auf dem Weg dahin sei, dass „der Mensch auf sich selbst bezogen ist und nicht auf seinen Nächsten“. Sie für ihren Teil versuche „jedem Menschen offen zu begegnen, egal welche Meinung er hat.“ Zwar habe sie damit auch schon ab und zu mal schlechte Erfahrungen gemacht, aber überwiegend doch positive.
Wilhelm Pesch, dessen Fahrrad-Aktion „Critical Mass“ für diesen Abend geplant war, hatte seine MitstreiterInnen gebeten, zuvor an der Mahnwache teilzunehmen. Sie fuhren erst nach deren Ende los.