Mein Freund, der Baum…

Le­ser­brief
Bei uns im Orts­teil Ober­b­er­ken kann je­der ma­chen was er will, so­lange das, was er ka­putt macht, ihm ge­hört. So war es im Mai. Da zog in der idyl­li­schen Un­te­ren Straße di­rekt im Fle­cken ein neuer Ei­gen­tü­mer ein. Als Ers­tes fing er an, ei­nen 100-jäh­ri­gen Nuss­baum zu fäl­len mit ei­nem Stamm­um­fang von 80–100 Zen­ti­me­tern. Als wir – seit 30 Jah­ren in die­sem Gässle an­säs­sig – ihn sehr hef­tig an­gin­gen, was er denn um Got­tes­wil­len da vor­habe, be­schimpfte er uns.

Das nächste, was er dann machte: Er fällte eine 100-jäh­rige Esche, die von un­ten bis kurz vor die Krone dicht mit Efeu be­wach­sen war und als Schlaf­stätte für min­des­tens 30 Spat­zen diente. Als ich an­kam, war der Baum schon weg. Wir ha­ben seit die­ser Fäll-Ak­tion 50 Pro­zent we­ni­ger Vö­gel im Gar­ten, ein­fach so. Mir wurde dann von ei­nem Nach­barn er­klärt, dass der Neu­bür­ger das dürfe, weil das Grund­stück ihm ge­höre und er “da­mit ma­chen könne, was er wolle”. Er hat nicht nur den Vö­geln eine Heim­statt weg­ge­sägt, er hat auch al­len Nach­barn ei­nen le­ben­di­gen schö­nen Baum weg­ge­nom­men. Jetzt glot­zen wir auf kahle Haus­wände.

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Gemeinsam gegen Ausgrenzung

Kurz­mel­dung
Zu ei­nem Ro­sen­kranz­ge­bet ge­gen die Spal­tung der Ge­sell­schaft ruft die In­itia­tive „Deutsch­land be­tet“ auf: je­den Mitt­woch um 18 Uhr über­all in Deutsch­land, an öf­fent­li­chen Plät­zen.

„La­den Sie Freunde, Be­kannte und Nach­barn ein, neh­men Sie Ker­zen mit und be­ten Sie den Ro­sen­kranz, sin­gen Sie Lie­der!“, for­dert die In­itia­tive auf, „um un­ser Land, das ak­tu­ell eine der schwers­ten Kri­sen sei­ner Ge­schichte er­lebt, der Got­tes­mut­ter an­zu­ver­trauen, und sie um Hilfe für alle Bür­ger zu bit­ten, um Ein­heit und Frie­den.“

Die Ak­tion greift den An­stoß des Salz­bur­ger De­chants Stein­wen­der auf, der in­ner­halb kür­zes­ter Zeit 35 Ge­mein­den zum Mit­ma­chen mo­ti­vierte, wie das On­line-Ma­ga­zin kath​.net schreibt. In Wien fan­den sich spon­tan 200, in Linz ca. 100 Men­schen zum öf­fent­li­chen Be­ten zu­sam­men. Eine Ge­bets­welle könne durch­aus ge­gen eine „to­ta­li­tär auf­tre­tende Re­gie­rung“ hel­fen, denn be­tende Ka­tho­li­ken seien „Pro­tes­tan­ten“, die die Po­li­tik im Gu­ten zum Um­den­ken an­re­gen könn­ten.

Vor zwei Wo­chen hatte be­reits der ös­ter­rei­chi­sche Pa­ter Dr. An­ton Läs­ser die Aus­gren­zung von Men­schen als „him­mel­schrei­en­des Un­recht“ be­zeich­net (ab Mi­nute 5:22) und da­mit in­zwi­schen über 100.000 Auf­rufe die­ses Vi­deos er­lebt.

Ein Zitat

„Ich müsste mich selbst zensieren und könnte weniger authentisch auftreten.“

Die Erklärung des FDP/FW-Fraktionsvorsitzenden Gerhard Nickel, warum er gegen "hybride Sitzungen" des Gemeinderats ist, an denen die RätInnen auch via Internet teilnehmen könnten.
(Quelle: "Schorndorfer Nachrichten" vom 7. Dezember 2021)

Geschenke von Barbara und la Befana

Die Hei­lige Bar­bara an der Nord­seite un­se­rer Stadt­kir­che

Ge­denk­tag
Am heu­ti­gen Tag der Hei­li­gen Bar­bara ist es al­ter Brauch, Zweige von Obst­bäu­men ab­zu­schnei­den und in eine Vase zu stel­len, da­mit diese „Bar­ba­ra­zweige“ zu Weih­nach­ten blü­hen. We­ni­ger be­kannt ist hin­ge­gen, dass Kin­der im Rhein­land frü­her nicht vom Ni­ko­laus son­dern von der Hei­li­gen Bar­bara kleine Ge­schenke be­ka­men, wenn sie ihre – selbst­ver­ständ­lich gut ge­putz­ten – Schuhe am 4. De­zem­ber vor die Tür stell­ten.

In Ita­lien wur­den die Kin­der üb­ri­gens bis vor nicht allzu lan­ger Zeit noch an­statt zu Weih­nach­ten erst am 6. Ja­nuar be­schenkt, und zwar eben­falls durch eine weib­li­chen Fi­gur, näm­lich von „la Be­f­ana“. De­ren Name lei­tet sich ab von „Epi­pha­nia“, dem christ­li­chen Er­schei­nungs­fest, das an die­sem Tag ge­fei­ert wird. Sie ist eine Hexe, und der Le­gende nach wollte diese eben­falls das neu­ge­bo­rene Christ­kind be­su­chen, machte sich aber zu spät auf den Weg, so dass der Stern über die Krippe be­reits er­lo­schen war. Da­her klopfte sie an je­des Haus, wo sie den Kin­dern ihre Ge­schenke gab, um sie nach dem Weg zu fra­gen.

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Entgleisung im Gemeinderat

Die an­geb­lich schlechte Stim­mung im Ge­mein­de­rat tauchte im­mer wie­der als Thema im OB-Wahl­kampf auf. In der jüngs­ten Sit­zung des Tech­ni­schen Aus­schus­ses fragte Frie­de­rike Köst­lin da­her ihre Rats­kol­le­gIn­nen, wie sie selbst den Um­gangs­ton in­ner­halb die­ses Gre­mi­ums emp­fin­den.

Es sei an die­ser Stelle daran er­in­nert, dass un­ser ge­we­se­ner OB nach 100 Ta­gen im Amt die ein­mü­tige Ver­ab­schie­dung des Etats als Zei­chen für das gute Ver­hält­nis zwi­schen ihm und dem Ge­mein­de­rat ge­wer­tet hatte. Ei­nige Jahre spä­ter, als die­ses Gre­mium nicht den von ihm fa­vo­ri­sier­ten Thors­ten Eng­lert son­dern Ed­gar Hem­me­rich zum Ers­ten Bür­ger­meis­ter wählte, be­kam er ei­nen Wut­an­fall, der noch lange da­nach Ge­sprächs­stoff in der Stadt war.

Von ei­ner wei­te­ren Ent­glei­sung im Ge­mein­de­rat be­rich­tet nun Lars Haise (AfD) auf Köst­lins Frage „Ist der Ge­mein­de­rat in Schorn­dorf wirk­lich so zer­strit­ten? Hier sein Text im Wort­laut:

„Ent­glei­sung im Ge­mein­de­rat“ wei­ter­le­sen

Ein Oberbürgermeister für alle?

Kom­men­tar
Da tritt Bernd Hornikel kein leich­tes Amt an: Er will ein Ober­bür­ger­meis­ter „für alle“ sein, und ist doch nur von knapp 15 Pro­zent al­ler Stimm­be­rech­tig­ten ge­wählt, bei ei­ner ak­ti­ven Ab­leh­nung sei­ner Per­son durch fast zwei Drit­tel de­rer, die zur Wahl ge­gan­gen sind. Gut, man kann sa­gen, dass es all de­nen, die in der Mehr­heit nicht zur Wahl gin­gen, egal ist, wer Ober­bür­ger­meis­ter ist, dass da eine un­ter­schwel­lige Zu­stim­mung an­ge­nom­men wer­den kann. Oder aber Re­si­gna­tion.

Wir ha­ben die Er­fah­rung ge­macht, dass un­ser seit­he­ri­ger OB viel ver­spro­chen hat, wie zum Bei­spiel: „Die Zeit der Bän­de­les­durch­schnei­de­rei ist vor­bei“ – um dann mun­ter eine Ein­wei­hung nach der an­de­ren vor­zu­neh­men, sich so­gar beim Bag­ger­biss für die Sa­nie­rung der Feu­er­see­straße für die Nach­welt ab­lich­ten zu las­sen. Auf Pres­ti­ge­pro­jekte ver­zich­ten zu wol­len, war das eine, die An­kün­di­gung, mehr auf das Wis­sen der Bür­ge­rIn­nen zu set­zen, das an­dere – um dann et­li­che Be­ra­ter­bü­ros für seine Pläne an­zu­heu­ern. Be­ra­ter aus fer­nen Groß­städ­ten. Be­ra­ter, die wir von un­se­ren Steu­ern be­zah­len, ob­wohl sie manch­mal we­ni­ger Ah­nung ha­ben als wir Ein­hei­mi­schen, siehe Pla­nung Ar­chiv­platz.

„Ein Ober­bür­ger­meis­ter für alle?“ wei­ter­le­sen

Wohin mit den Wahlkampf-Prospekten?

Glosse
Da schreibt ei­ner in sei­nem Wahl­kampf-Pro­spekt, er will „mit Herz und Ver­stand“ un­ser Stadt­ober­haupt sein, er wolle „ein Ober­bür­ger­meis­ter für alle“ sein. Er wolle die Ki­ta­ge­büh­ren sen­ken, wolle den Se­nio­ren aus­rei­chend Park­plätze im Zen­trum zur Ver­fü­gung stel­len, und – Sie ah­nen es schon: die Schul­den der Stadt jähr­lich um 1 Mil­lion Euro sen­ken.

Rich­tig. Ich spre­che vom Pro­spekt un­se­res bis un­längst ge­we­se­nen Ober­bür­ger­meis­ters. Ich habe ihn auf­be­wahrt. Ich dachte mir: Wer weiß, wo­für man so et­was noch­mal brau­chen wird. Doch ich muss ge­ste­hen: Ich habe ver­sagt. Denn wir wis­sen alle, wie diese Ge­schichte aus­ge­gan­gen ist. Ich muss nicht wie­der­ho­len, wie weit er sich von sei­nen selbst ge­steck­ten Zie­len ent­fernt hat.

Na­tür­lich än­dern sich die Ge­ge­ben­hei­ten, und auch Men­schen än­dern sich. Wenn sie im Lauf der Zeit klü­ger wer­den, und aus die­sem Grund von al­ten Vor­ha­ben ab­se­hen, ist das ja ab­so­lut zu be­grü­ßen. Nicht aber, wenn es zum Nach­teil der Stadt ge­schieht. Dann sind wir ge­for­dert!

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Mann kann!

Kom­men­tar
Im­mer wie­der hört man, dass die Gleich­be­rech­ti­gung bei uns be­reits er­reicht ist. Die Rea­li­tät sieht an­ders aus: Bei der Ober­bür­ger­meis­ter-Wahl am Sonn­tag tritt ne­ben 4 Män­nern nur eine ein­zige Frau an. Woran liegt das?

Ein Grund könnte sein, dass Män­ner sich mit weit­aus mehr Selbst­be­wusst­sein für ei­nen Pos­ten be­wer­ben als Frauen – oder sollte man sa­gen: mit ei­ner man­gel­haf­te­ren Selbst­ein­schät­zung? Das ame­ri­ka­ni­sche Un­ter­neh­men Hew­lett Pa­ckard fand in ei­ner Stu­die her­aus, dass sich Frauen auf in­tern aus­ge­schrie­bene Stel­len nur dann be­war­ben, wenn sie die Qua­li­fi­ka­tion tat­säch­lich auch zu 100 Pro­zent er­füll­ten. Män­ner hin­ge­gen hiel­ten es für aus­rei­chend, le­dig­lich 60 Pro­zent da­von vor­wei­sen zu kön­nen.

Da tun sich na­tür­lich Ab­gründe auf, wenn wir da­von aus­ge­hen, dass sämt­li­che Män­ner in Füh­rungs­pos­ten nur knapp et­was mehr als die Hälfte der er­war­te­ten Leis­tung brin­gen kön­nen. Wir fra­gen uns: Wer sorgt dann da­für, dass der La­den trotz­dem rei­bungs­los läuft? Wie viel müs­sen Se­kre­tä­rin­nen, Ehe­frauen und Müt­ter dazu bei­tra­gen, aus­bü­geln, oder gar ret­ten?

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Der Mann, der nicht Schultes werden durfte

Ein ku­rio­ser und ver­mut­lich ein­ma­li­ger Vor­gang in der Schorn­dor­fer Stadt­ge­schichte spielte sich bei der Schult­hei­ßen-Wahl im April 1903 ab. Hein­rich Beiß­wan­ger, der be­reits 5 Jahre Schul­tes in Ge­rad­stet­ten war und sich be­wor­ben hatte, er­hielt mit 56 Pro­zent der Stim­men die ein­deu­tige Mehr­heit bei ei­ner Wahl­be­tei­li­gung von 94 Pro­zent.

Doch der Ge­mein­de­rat er­hob Ein­spruch. Er er­klärte, dass er und „eine große An­zahl von Bür­gern“ diese Wahl „als ei­nen gro­ßen Feh­ler für die Stadt“ an­sä­hen. Zu­sam­men mit dem Bür­ger­aus­schuss an­non­cierte er im „Schorn­dor­fer An­zei­ger“, es gehe da­bei nicht darum, „un­se­ren Wil­len der Wäh­ler­schaft zum Trotz durch­zu­set­zen“, son­dern: „Nach  un­se­rer fes­ten Über­zeu­gung wird Herrn Beiß­wan­ger an­ge­sichts sei­ner gro­ßen und ein­fluß­rei­chen Ver­wandt­schaft eine un­par­tei­ische Amts­füh­rung un­mög­lich sein.“ Der 36-Jäh­rige hatte näm­lich Au­guste Riehle ge­hei­ra­tet, die die Toch­ter vom Be­sit­zer der Lö­wen­braue­rei in Schorn­dorf war. Das erst­ge­bo­rene Kind der bei­den, Ilse, hatte erst drei Mo­nate vor der Wahl das Licht der Welt er­blickt.

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