Gedenktag
Am heutigen Tag der Heiligen Barbara ist es alter Brauch, Zweige von Obstbäumen abzuschneiden und in eine Vase zu stellen, damit diese „Barbarazweige“ zu Weihnachten blühen. Weniger bekannt ist hingegen, dass Kinder im Rheinland früher nicht vom Nikolaus sondern von der Heiligen Barbara kleine Geschenke bekamen, wenn sie ihre – selbstverständlich gut geputzten – Schuhe am 4. Dezember vor die Tür stellten.
In Italien wurden die Kinder übrigens bis vor nicht allzu langer Zeit noch anstatt zu Weihnachten erst am 6. Januar beschenkt, und zwar ebenfalls durch eine weiblichen Figur, nämlich von „la Befana“. Deren Name leitet sich ab von „Epiphania“, dem christlichen Erscheinungsfest, das an diesem Tag gefeiert wird. Sie ist eine Hexe, und der Legende nach wollte diese ebenfalls das neugeborene Christkind besuchen, machte sich aber zu spät auf den Weg, so dass der Stern über die Krippe bereits erloschen war. Daher klopfte sie an jedes Haus, wo sie den Kindern ihre Geschenke gab, um sie nach dem Weg zu fragen.
Eine andere Version erzählt von einer Frau, die zur Zeit der Geburt Jesu ihr Haus verließ, um Geschenke für ihr eigenes Kind zu besorgen. Als sie wieder heimkam, war das Kind jedoch von den Soldaten des Herodes ermordet worden, weil dieser Herrscher die unliebsame Konkurrenz des Jesuskinds auslöschen wollte, und daher alle kleinen Kinder töten ließ. Darüber verlor diese Frau den Verstand und beschenkte fortan jedes Kind.
Ähnlich wie wir es von Nikolaus kennen, ist la Befana nicht unbesehen freigiebig. Die faulen und unartigen Kinder werden von ihr ebenfalls bestraft, und zwar, indem sie Kohlen statt der erhofften Süßigkeiten bekommen.
La Befana wird als Pendant der Frau Perchta angesehen, die im alpenländischen Raum noch gut bekannt ist. Auch sie bestraft die Faulen oder jene, die gegen das Festspeise-Gebot verstoßen, indem sie ihnen Alpträume schickt. Andererseits belohnt sie Fleiß und Hilfsbereitschaft. So soll sie Spinnerinnen volle Spulen, goldene Fäden und Flachsbündel schenken, manchmal auch Münzen an Mägde, die diese in Eimern am Brunnen finden. Die Parallele zu Frau Holle ist hier offensichtlich.
Die Perchta fährt in den Rauhnächten durch die Lüfte, besonders aber laut Grimm’scher Mythenforschung am 6. Januar.