Kurzglosse
Gemeinderatssitzung in der Künkelinhalle unter „Corona-Bedingungen“ heißt nicht nur, dass dort alle Anwesenden Abstand zueinander wahren müssen, sondern auch, dass am Eingang eine Fieberkontrolle stattfindet.
Da richtet einem also ein netter junger Mann ein Gerät Richtung Stirn, und sagt kurz drauf: „Sie können rein.“ Man kommt sich vor wie bei Petrus an der Himmelstür. Man ist dankbar, dass die Messung nicht an anderer Körperstelle vorgenommen wird, wie man es noch aus Kindheitstagen kennt. Und man ist erleichtert. Denn ein negativer Bescheid hätte sicherlich großes Ungemach nach sich gezogen.
Dann aber staunt man: Da kommt ein Mann an, ordnungsgemäß mit Maske halb unkenntlich – und der muss sich offenkundig diesem Ritual nicht unterziehen.
„Ich bin Stadtrat“, sagt er.
Oh, denkt man, gibt es hier Menschen 1. und 2. Klasse?!
Dann aber fällt einem zum Glück ein, dass man mal was von einer „politischen Immunität“ gehört hat.
Offensichtlich erstreckt sich die auch auf Corona.
Rekord-Frauenanteil im Gemeinderat
Kurzmeldung
Heute vor einem Jahr erreichte der Frauenanteil im Schorndorfer Gemeinderat einen historischen Höchstwert von fast 44 Prozent.
Sissi Lamm war an diesem Tag für den verstorbenen Peter Erdmann in der FDP/FW-Fraktion nachgerückt.
Damit befinden sich seither 14 Frauen unter den 32 Mitgliedern dieses Gremiums – ein einmaliger Wert im gesamten Rems-Murr-Kreis.
Bei der Gemeinderatswahl im Mai vorigen Jahres wurde bereits mit knapp 41 Prozent ein bis dato nie dagewesen hoher Anteil an Stadträtinnen gewählt. Prozentual am meisten Rätinnen weist die Grünen-Fraktion mit 3 von 5 Mitgliedern auf, keine einzige die 3‑köpfige AfD-Fraktion.
Allererste Gemeinderätin in Schorndorf war die Apothekersgattin Klara Palm. Sie hatte 1919, als das Frauenwahlrecht frisch eingeführt worden war, auf der Liste der Bürgerpartei auf Platz 3 kandidiert. Sie erhielt allerdings nicht genügend Stimmen, um sofort einen der damals 20 Sitze im Gemeinderat einzunehmen. Doch rückte sie am 18. Mai 1922 für den verstorbenen Stadtrat Johannes Abele nach.
Mahnwache fürs Klima

Die örtlichen „Parents for future“ erinnerten heute auf dem Oberen Marktplatz daran, den Schutz des Klimas im Auge zu behalten. Sie folgten damit dem Aufruf der Klimaschutz-Bewegung “Fridays for Future”, die den 25. September zum ersten weltweiten Klima-Streik seit Ausbruch der Corona-Krise ausgerufen hatte.
Gut zwei Dutzend Menschen versammelten sich in Schorndorf bei einer Mahnwache am Marktbrunnen. Unter ihnen war auch Wilhelm Pesch. Zusammen mit Dörte Schnitzer fordert er als Vertreter von „German Zero“ einen Klima-Entscheid vom hiesigen Gemeinderat.
Das Ziel der Klimaneutralität könne vor Ort durch die Summe einzelner kleiner Maßnahmen erreicht werden. Als Beispiel nennt Pesch Solarpaneele auf Gebäuden oder auch – zur Verminderung des Autoverkehrs – ein kostenloses Busticket an Samstagen.
Neue Event-Agentur im Rathaus
Ein neuer Eigenbetrieb für „Tourismus und Citymanagement“ soll am Donnerstag, 1. Oktober, im Gemeinderat gegründet werden.
Erklärt wird dieser Schritt damit, dass Innenstädte „längst nicht mehr reine Versorgungsstandorte“ seien, sondern sich zu „multifunktionalen Freizeit- und Erlebnisorten“ entwickeln würden. Ein Citymanagement müsse den Menschen „ständig neue und vielseitige Besuchsgründe liefern“. Nur mit der „Entwicklung des Produkts Innenstadt“ könne es gelingen, „den Standort im Wettbewerb der Städte zu positionieren“.
Ruth Bader Ginsburg gestorben
Die amerikanische Richterin war bereits zu ihren Lebzeiten eine Legende.
1993 berief Präsident Clinton sie als zweite Frau neben sieben Männern an den Obersten Gerichtshof. Schon zuvor hatte sie sich besonders für Frauenrechte eingesetzt. Ihr ist es zu verdanken, dass die Diskriminierung von Frauen inzwischen als verfassungswidrig angesehen und deren Beseitigung eingeklagt werden kann.
Berühmt ist ihr Zitat: “Ich bitte nicht um Vorteile für mein Geschlecht, Alles, was ich von unseren Brüdern erbitte ist, dass sie ihren Fuß von unserem Nacken nehmen.” („I ask no favor for my sex. All I ask of our brethren is that they take their feet off our necks.“) Dieser Satz stammt aus dem Jahr 1837 und ist von Sarah Moore Grimké, einer Kämpferin für die Sklavenbefreiung und die Rechte der Frau.
Meghan Markle, die Herzogin von Sussex, nannte „RBG“ eine mutige Richterin, die ihr von Kind an eine wahre Inspiration gewesen sei. Sie rief dazu auf: „Ehrt sie, behaltet sie in Erinnerung, handelt in ihrem Sinne.“ („Honor her, remember her, act for her.“)
Ruth Bader Ginsburg starb heute im Alter von 87 Jahren. Viele Frauen weltweit trauern um sie.
Eine ausführliche Biografie ist bei FemBio nachzulesen.
Caroline Paulus
Gedenktag
Heute vor 253 Jahren wurde die Schriftstellerin Caroline Paulus in Schorndorf geboren.
Sie war die Tochter des Oberamtmannes Gottlieb Friedrich Paulus. Zusammen mit zehn Geschwistern wuchs sie hier auf, war musisch sehr begabt und spielte vorzüglich Klavier und Gitarre. Auch Gesang, Tanz und Schauspielerei lagen ihr. Im gemeinsamen Unterricht mit ihren Brüdern lernte sie Französisch und Latein und sah sich ihnen durchaus als gleichgestellt.
„Caroline Paulus“ weiterlesenPapst: Dialog mit Demonstranten suchen
Kurzmeldung
Papst Franziskus nahm heute Stellung zu den aktuellen politischen Unruhen in vielen Ländern. Laut Vatikan-News appelierte er dabei „an all jene, die Verantwortung öffentlicher oder politischer Art tragen, die Stimme ihrer Mitbürger zu hören und ihren gerechtfertigten Anliegen entgegenzukommen, unter Garantie des vollständigen Respekts der Menschen- und Bürgerrechte“.
Außerdem rief er kirchliche Gemeinschaften dazu auf, „unter der Anleitung ihrer Hirten für den Dialog, immer für den Dialog und die Versöhnung zu arbeiten.“
„Du, lass dich nicht verhärten…“
Eine Ärztin, eine Hebamme und eine „Klagepatin“ sprachen gestern bei der Demo von Querdenken-718 auf dem Oberen Marktplatz über die Gefahren für Mütter, Kinder und Ungeborene durch das Tragen von Masken. Weitere Redner berichteten, was sie beim „Fest der Freiheit“ am 29. August in Berlin erlebt haben.
„„Du, lass dich nicht verhärten…““ weiterlesenEin Zitat
"Es ist brutal, wie professionell der Oberbürgermeister und sein Finanzbürgermeister das handhaben."
Stadtrat Tim Schopf (SPD), neu im Aufsichtsrat der Stadtwerke, über das Aufarbeiten der dortigen Missstände
(Quelle: „Schorndorfer Nachrichten“ vom 5. September 2020)