Wenn alle Brünnlein fließen… würden!

Der „Kind­les­brun­nen“

Die er­fri­schende At­mo­sphäre ei­nes spru­deln­den Brun­nens an hei­ßen Som­mer­ta­gen, sein be­ru­hi­gen­des Mur­meln am Abend – in der Alt­stadt fin­det man dies am Markt­brun­nen so­wie in der Fuß­gän­ger­zone am Hirsch­brun­nen, ein­ge­schränkt auch beim Mond­schein­brun­nen. Und das war es dann auch schon wie­der.

Der „Arme Konrad“-Brunnen im Fi­nanz­amts­hof liegt tro­cken. Der „Kind­les­brun­nen“ an der Stadt­kir­che: ab­ge­stellt. Das Be­cken vom „Brün­nele“ ne­ben der Schloss­wall­schule ist so­gar zu­be­to­niert. Selbst beim Spring­brun­nen im Schloss­park, ganz neu an­ge­legt zur Gar­ten­schau 2019, sind sämt­li­che Dü­sen mit Me­tall­plat­ten fest zu­ge­schraubt. Da spru­delt nichts mehr.

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Luther auch streichen?

Le­ser­brief
Die Dis­kus­sion über Herrn Lämmle finde ich in­ter­es­sant. Auch, dass in Stei­nen­berg der Schul­name ge­än­dert wurde. Sollte man nicht dann auch alle Mar­tin-Lu­ther-Stra­ßen und ‑Ge­bäude um­be­nen­nen? Schließ­lich hatte Lu­ther an­ti­se­mi­ti­sche An­sich­ten ge­gen­über Ju­den und „spe­zi­elle“ An­sich­ten ge­gen­über Be­hin­der­ten. 

Soll­ten wir dann nicht kor­rekt sein und alle Na­men strei­chen? Wer ist/​war vol­ler Liebe? Nie­mand. Was wäre, wenn je­der Mensch alle Ge­dan­ken und al­les was er mal tat/​nicht tat of­fen­le­gen würde? Nichts Gu­tes würde da­bei her­aus kom­men. Bei nie­mand. 

Kei­ner ist aus sich her­aus ge­recht. Des­halb brau­chen wir alle die Ret­tung durch Gott. Egal, wie toll wir äu­ßer­lich er­schei­nen. Steht es uns zu, an­dere Men­schen zu rich­ten so wie es uns ge­rade ge­schicht­lich rein­passt? Wenn wir ge­recht sein wol­len, dann dürfte es nur noch Stra­ßen­na­men ge­ben, die nach Blu­men und Tie­ren be­nannt wer­den soll­ten. Dann müsste je­der Name ver­schwin­den.

Kath­rin Fi­scher, Schorn­dorf

August Lämmle darf bleiben

Kurz­mel­dung
Wenn es nach der AfD-Frak­tion des Ge­mein­de­rats geht, dürfte der Au­gust-Lämmle-Weg in Schorn­dorf nun doch sei­nen Na­men be­hal­ten. Sie zieht ih­ren An­trag vom April auf Um­be­nen­nung zu­rück, wie sie in ei­ner Pres­se­er­klä­rung schreibt. Als Grund für die­sen An­trag hatte sie an­ge­führt ge­habt, dass Lämmle laut An­ga­ben des His­to­ri­kers Pe­ter Pog­untke sei­ner­zeit die NS-Ras­sen­po­li­tik be­grüßt habe. In­zwi­schen sei die Frak­tion je­doch durch eine Ver­wandte Lämm­les, Dr. Ur­sula Fink, mit­tels ei­nes aus­führ­li­chen Of­fe­nen Brie­fes über­zeugt wor­den, „dass das Gut­ach­ten von Pe­ter Pog­untke an ganz we­sent­li­chen Stel­len in Frage zu stel­len ist.“ So dass sich laut Frak­ti­ons­chef Lars Haise „auf ei­nem so san­di­gen Fun­da­ment“ ihr An­trag nicht auf­recht­erhal­ten lasse.

„Als wir den An­trag for­mu­liert ha­ben, wa­ren uns diese Dis­kre­pan­zen und auch die Ver­stri­ckun­gen zu ei­nem An­hän­ger der so­ge­nann­ten An­tifa lei­der noch nicht be­kannt.“ Ge­meint ist Cor­ne­lius Renkl, Mit­glied im VVN/​Bund der An­ti­fa­schis­ten und der Le­on­ber­ger KZ-Ge­denk­stät­ten­in­itia­tive. Die­ser habe 2005 in ei­nem Vor­trag über Au­gust Lämmle des­sen Wir­ken zur Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus neu be­leuch­tet, und dar­auf habe sich Pog­untke in sei­nem Gut­ach­ten ge­stützt.

Die Palmen sind wieder da

Die Pal­men ak­tu­ell…

Kurz­mel­dung
Sechs Pal­men der Sorte „Wa­shing­to­nia ro­busta“ ha­ben ihr Über­win­te­rungs­quar­tier ver­las­sen und zie­ren jetzt wie­der die Jo­hann-Phil­ipp-Palm-Straße, wei­tere Ex­em­plare den Un­te­ren Markt­platz. Über den Win­ter ha­ben sie of­fen­sicht­lich et­was „Fe­dern ge­las­sen“: Die üp­pi­gen Baum­kro­nen, die sie noch im Ok­to­ber 2020 hat­ten (s. Bild un­ten), sind ge­lich­tet, die Blät­ter an den Spit­zen gelb.

14 Ex­em­plare die­ser gro­ßen, 2,50 Me­ter ho­hen Pal­men wur­den nach der Gar­ten­schau zum Kauf an­ge­bo­ten für 300 Euro („Stadt­nach­rich­ten“ vom 9. Ok­to­ber 2019 „Al­les darf raus“, Ar­ti­kelnr. 37). Der Ein­kaufs­preis zu­vor lag nach An­ga­ben von Lars Scheel (City-Ma­nage­ment) bei 450 Euro.

… und vo­ri­ges Jahr im Ok­to­ber

Wie viele die­ser Pal­men noch im Be­sitz der Stadt sind, be­ant­wor­tet Scheel mit: „Ins­ge­samt 17 Stück (2 Sor­ten).“ Und auf die Frage, was nö­tig ist, da­mit sie art­ge­recht über­win­tern: „Über­win­te­rung im Ge­wächs­haus bei küh­len Tem­pe­ra­tu­ren (nur starke Fröste müs­sen ab­ge­mil­dert wer­den).“ Dies ge­schehe „bei ei­ner Schorn­dor­fer Gärt­ne­rei.“

Die Kos­ten, die da­durch all­jähr­lich an­fal­len, be­zif­fert er auf „in etwa 100–150 Euro pro Pflanze.“ Ins­ge­samt also je­den Win­ter rund 2.500 Euro. Als Ver­gleichs­größe nennt er: „Dies sind in etwa die Kos­ten für eine Wech­sel­be­pflan­zung ei­nes Pflanz­kü­bels mit ein­jäh­ri­gen Blüh­pflan­zen.“ Mit dem Zu­satz, der Vor­teil der Pal­men sei: „Sie kom­men sehr gut mit we­nig Was­ser aus und ver­ur­sa­chen un­ter­jäh­rig auch in hei­ßen Som­mern we­ni­ger Pfle­ge­kos­ten.“

„Wir sind für diese Zeiten gemacht“ – Teil II

Gast­bei­trag von Cla­rissa Pin­kola Es­tés
Die Psy­cho­ana­ly­ti­ke­rin und „Can­ta­dora“ Cla­rissa Pin­kola Es­tés hat vo­ri­ges Jahr ei­nen Brief an eine junge Ak­ti­vis­tin ge­schrie­ben, der ebenso er­mu­ti­gend wie weg­wei­send ist. Nach Teil I hier die Fort­set­zung:

„Bli­cke hin­aus über Dei­nen Bug: Dort sind Mil­lio­nen recht­schaf­fe­ner See­len mit Dir zu­sam­men auf dem Was­ser. Tief in Dei­nen Kno­chen wuss­test Du im­mer schon, dass dem so ist.

Selbst wenn Deine Au­ßen­plan­ken in die­sem stür­mi­schen Auf­ruhr bei je­der Welle er­zit­tern, ver­si­chere ich Dir, dass die lan­gen Höl­zer, die Dei­nen Bug und Dein Ru­der­blatt bil­den, aus ei­nem sehr gro­ßen Wald kom­men. Die­ses lang­fa­se­rige Holz ist be­kannt da­für, dass es al­len Stür­men trotzt, zu­sam­men­hält, sich be­haup­tet und ste­tig wei­ter vor­an­kommt.

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Einbahnstraßen für Radler öffnen!

Zusatzzeichen 1000–32: Radfahrer kreuzen von rechts und links.

An­kün­di­gung
In der Göp­pin­ger In­nen­stadt sind be­reits sämt­li­che Ein­bahn­stra­ßen für Rad­ler in beide Rich­tun­gen frei­ge­ge­ben wor­den. Das for­dert Ex-Stadt­rat und Klima-Ak­ti­vist Wil­helm Pesch auch für Schorn­dorf. Am heu­ti­gen Frei­tag, 4. Juni, lädt er zu ei­ner Ak­tion „Cri­ti­cal Mass“ ein, wie sie in Stutt­gart in­zwi­schen mo­nat­lich statt­fin­det. Mit die­ser Rad­tour durch die Stadt wol­len die Rad­le­rIn­nen den Ver­kehrs­raum wie­der für sich zu­rück­ge­win­nen. Ihr An­teil am Ge­samt­ver­kehr in Schorn­dorf liege der­zeit bei un­ter 10 Pro­zent. Pesch will da­bei auf­zei­gen, wie die Ver­wal­tung die Be­dürf­nisse der Rad­fah­rer bes­ser be­frie­di­gen kann. Start ist um 18 Uhr auf dem Markt­platz.

„Ge­öff­nete Ein­bahn­stra­ßen sind si­cher“, er­klärt die Ar­beits­ge­mein­schaft Fahr­rad- und Fuß­gän­ger­freund­li­cher Kom­mu­nen (AGFK) in ei­nem Falt­blatt: „Grund­sätz­lich sol­len Rad­fah­rer Ein­bahn­stra­ßen in bei­den Rich­tun­gen nut­zen kön­nen.“ Diese Öff­nung für Rad­le­rIn­nen sei „eine ein­fa­che, kos­ten­güns­tige und schnell um­setz­bare Maß­nahme“ für ein lü­cken­lo­ses Rad­we­ge­netz.

Ein­bahn­stra­ßen für den Rad­ver­kehr in beide Rich­tun­gen zu öff­nen ist seit 2001 in der Stra­ßen­ver­kehrs-Ord­nung (StVO) ver­an­kert. Eine Stu­die be­lege, dass in sol­chen Stra­ßen nicht mehr Un­fälle ge­sche­hen, son­dern im Ge­gen­teil ein „po­si­ti­ver Ein­fluss auf Ver­kehrs­si­cher­heit und Ver­kehrs­ab­lauf“ be­ob­ach­tet werde.

Die Stadt Schorn­dorf ist seit Juli 2017 Mit­glied der AGFK, mit der of­fi­zi­el­len Be­grün­dung, dort „Hil­fe­stel­lung bei fahr­rad­spe­zi­fi­schen Fra­gen“ zu er­hal­ten.

Der Traum vom schönen Archivplatz

Kom­men­tar
Ich habe den Pla­nern, die den Ar­chiv­platz auf­hüb­schen sol­len, Un­recht ge­tan. Sie tra­ten in der Vi­deo-Kon­fe­renz zur Bür­ger­be­tei­li­gung kei­nes­wegs mit hoch­tra­ben­den Theo­rien und wich­tig klin­gen­den Wor­ten auf. Sie ha­ben sich auf­merk­sam die Pro­bleme und Wün­sche der An­woh­ne­rIn­nen an­ge­hört. Der Mo­de­ra­tor, Chef-Pla­ner Bodo Schwie­ger, er­klärte auch, dass er be­reits In­sti­tu­tio­nen wie Amts­ge­richt und Schule so­wie Ver­bände, etwa Fahr­rad­ver­ein und Se­nio­ren­fo­rum, zum Thema „Auf­ent­halts­qua­li­tät auf dem Ar­chiv­platz“ be­fragt habe.

Er ver­sprach, dass die Stel­lung­nah­men der An­woh­ne­rIn­nen in die Pla­nung „ein­flie­ßen“ wer­den. Drei Va­ri­an­ten will sein Büro ent­wi­ckeln, die dann im Herbst in ei­nem Work­shop er­neut ei­ner Bür­ger­be­tei­li­gung un­ter­zo­gen wer­den. Da­nach sol­len die vor­ge­schla­ge­nen Ideen als „Pop-up-Maß­nah­men“ auf dem Platz auf­ge­stellt wer­den.

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„Wir sind für diese Zeiten gemacht“

Gast­bei­trag von Cla­rissa Pin­kola Es­tés
Die Psy­cho­ana­ly­ti­ke­rin und „Can­ta­dora“ Cla­rissa Pin­kola Es­tés hat vo­ri­ges Jahr ei­nen Brief an eine junge Ak­ti­vis­tin ge­schrie­ben, der ebenso er­mu­ti­gend wie weg­wei­send ist:

„Meine liebe Freun­din,
lass den Mut nicht sin­ken. Wir wur­den für diese Zei­ten ge­macht.

Ich habe die­ser Tage von so vie­len ge­hört, die zu­tiefst ver­wirrt sind. Sie ma­chen sich Sor­gen über den der­zei­ti­gen Stand der Dinge in un­se­rer Welt. Es stimmt, man muss wirk­lich starke „Eier“ und Ova­rios, „Ei­er­stö­cke“, ha­ben, um vie­les von dem, das in un­se­rer Kul­tur heut­zu­tage als „gut“ durch­geht, aus­zu­hal­ten. Völ­lige Miss­ach­tung des­sen, was die Seele als höchst wert­voll und un­er­setz­lich an­sieht, und die Kor­rup­tion grund­sätz­li­cher Ideale wur­den auf ei­ni­gen gro­ßen Büh­nen der Ge­sell­schaft zur „neuen Nor­ma­li­tät“, zur Gro­teske der Wo­che.

„„Wir sind für diese Zei­ten ge­macht““ wei­ter­le­sen

Da ist Vorsicht geboten!

Glosse
Aus Er­fah­rung wis­sen wir: Sätze, die mit dem Wort „Nie­mand“ be­gin­nen, sind ge­fähr­lich. Be­son­ders, wenn sie von Po­li­ti­kern kom­men. Da heißt es, wach­sam sein. Da wird’s meis­tens hin­ter­her sehr un­an­ge­nehm. Oder teuer. Oder bei­des. Sie er­in­nern sich: „Nie­mand hat die Ab­sicht, eine Mauer zu er­rich­ten“ – Wal­ter Ulb­richt 1961.

Für heute Abend, 17 Uhr, hat un­ser Ober­bür­ger­meis­ter die Be­woh­ne­rIn­nen der In­nen­stadt per Brief ein­ge­la­den zu ei­ner Vi­deo-Kon­fe­renz. Drei Stun­den lang. Thema ist die „Er­hö­hung der Auf­ent­halts­qua­li­tät“ rund um den Ar­chiv­platz. Wört­lich schreibt er: „Nie­mand kann die Lage vor Ort aus ei­ge­ner Er­fah­rung so gut ein­schät­zen wie die An­woh­ne­rin­nen und An­woh­ner.“ Klingt gut. Fängt aber mit „Nie­mand“ an. Da ist also höchste Vor­sicht ge­bo­ten, siehe oben.

„Da ist Vor­sicht ge­bo­ten!“ wei­ter­le­sen
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