Sicher ist sicher

Kom­men­tar
Es gab Zei­ten, da galt: Wenn man nicht krank ist, ist man ge­sund. Wenn man sich nicht krank fühlt, nicht krank aus­sieht, ist man ge­sund. Heute ist das an­ders. Da muss ein Test her­an­ge­zo­gen wer­den, um das fest­zu­stel­len. Si­cher ist si­cher.

Es gibt im­mer noch Men­schen, die den­ken, alle Po­li­ti­ker sind je­der­zeit recht­schaf­fen und ha­ben nur das Wohl­erge­hen des Vol­kes im Sinn. Schließ­lich hat man als Kind ge­lernt: „Du sollst nicht lü­gen.“ Und so steht es ja auch in der Bi­bel. Die Rea­li­tät ist eine an­dere. Man er­in­nere sich etwa an Aus­sa­gen wie „Nie­mand hat die Ab­sicht, eine Mauer zu er­rich­ten!“ (Ulb­richt 1961) oder „Mund­schutz ist nicht not­wen­dig, weil der Vi­rus gar nicht über den Atem über­trag­bar ist“ (Spahn 2020).

Es ist also drin­gend ge­bo­ten, dass wir die Tech­nik nut­zen, um auch Po­li­ti­ker mit­hilfe tech­ni­scher Tests auf ih­ren geis­ti­gen Ge­sund­heits­zu­stand zu über­prü­fen. Vor­schlag: por­ta­ble Lü­gen­de­tek­to­ren – ab so­fort Pflicht für jeg­li­che Po­li­ti­ker und Po­li­ti­ke­rin­nen. Si­cher ist si­cher.

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Ein Zitat

„Jetzt haben wir ja wieder Ausgangssperre.
Als Nächstes werden sie uns sagen, dass wir um 19 Uhr im Bett liegen sollen.“

Von einer Passantin in der Fußgängerzone aufgeschnappt.

Reinhold Maiers Erklärung 1933

Aus ak­tu­el­lem An­lass sei heute an Rein­hold Maier er­in­nert, den aus Schorn­dorf stam­men­den ers­ten Mi­nis­ter­prä­si­den­ten von Würt­tem­berg-Ba­den. Seit 1918 war er Mit­glied der links­li­be­ra­len Deut­schen De­mo­kra­ti­schen Par­tei DDP, ab 1932 Ab­ge­ord­ne­ter im Reichs­tag. Dort stimmte er am 23. März 1933 für das Er­mäch­ti­gungs­ge­setz der Re­gie­rung. Hier seine Er­klä­rung dazu im Wort­laut:

„Das deut­sche Volk hat am 5. März eine ab­so­lute Mehr­heit der Rech­ten in den Reichs­tag ge­wählt und da­mit sei­nen Wil­len be­kun­det, die Füh­rung sei­nes Staa­tes der ge­gen­wär­ti­gen Re­gie­rung an­zu­ver­trauen. Wir hof­fen und wün­schen, dass das deut­sche Volk un­ter der jet­zi­gen Lei­tung sei­nen seit vier­zehn Jah­ren zäh und op­fer­voll ge­führ­ten Kampf um Frei­heit und Wie­der­erstar­ken der deut­schen Na­tion er­folg­reich zu Ende brin­gen möge. 

Wir füh­len uns in den gro­ßen na­tio­na­len Zie­len durch­aus mit der Auf­fas­sung ver­bun­den, wie sie heute vom Herrn Reichs­kanz­ler hier vor­ge­tra­gen wur­den. Wir leug­nen auch kei­nes­wegs, dass Not­zei­ten be­son­dere Maß­nah­men er­for­dern, und ha­ben des­we­gen wie­der­holt Er­mäch­ti­gungs­ge­set­zen und Not­ver­ord­nun­gen zu­ge­stimmt.

„Rein­hold Mai­ers Er­klä­rung 1933“ wei­ter­le­sen

Thusnelde Dieterich

Ge­denk­tag
Heute vor 133 Jah­ren kam Thus­nelde Die­te­rich zur Welt. Sie war Schorn­dorfs erste So­zi­al­ar­bei­te­rin, da­mals noch „Für­sor­ge­rin“ ge­nannt. Im Jahr 1919 wurde sie vom hie­si­gen „Be­zirks­wohl­tä­tig­keits­ver­ein“ als eine der ers­ten drei Frauen in die­ser Funk­tion in ganz Würt­tem­berg en­ga­giert, ab 1921 stand sie dann als Be­am­tin in staat­li­chen Diens­ten.

Auf ihre sehr tat­kräf­tige In­itia­tive hin wurde im Jahr 1924 ne­ben dem Kran­ken­haus ein Sol­bad für Kin­der ein­ge­rich­tet. Die Tbc-Kran­ken zu ei­ner sol­chen Kur zu schi­cken, war zu teuer ge­wor­den. Die Zie­ge­lei lie­ferte Zie­gel, eine Mö­bel­firma Lie­ge­stühle, die Spin­ne­rei in Un­ter­ur­bach Stoff für Ma­trat­zen und „Fräu­lein Lis Ar­nold“ Ti­sche und Stühle aus ih­rer Ei­sen­mö­bel­fa­brik. Aus Dürr­heim wurde Ba­de­salz in Sä­cken ge­lie­fert.

Die Halle war nach Sü­den hin of­fen und bot Platz für 30 Lie­ge­stühle. In zwei Räu­men stan­den Holz­ba­de­wan­nen, die durch eine Lei­tung vom Kran­ken­haus her ge­füllt wur­den. Die Kin­der er­hiel­ten mor­gens ein Früh­stück, nach dem Bad muss­ten sie lie­gen, da­nach wurde Gym­nas­tik be­trie­ben und ih­nen noch et­was vor­ge­le­sen. Nach dem Es­sen war zwei Stun­den Mit­tags­ruhe, nach­mit­tags folg­ten Spiele und Spa­zier­gänge, be­vor die Kin­der zum Über­nach­ten wie­der nach Hause gin­gen.

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Kein Lerneffekt

Kom­men­tar
Das Ver­bot der Im­biss­stände auf dem Markt am Sams­tag wird von Stadt­rat Lars Haise (AfD) scharf kri­ti­siert: „Die be­trof­fe­nen Stand­be­trei­ber sind völ­lig zu Recht em­pört über die Will­kür, die die Rat­haus­spitze hier an den Tag legt.“ Er führt in sei­ner Pres­se­mit­tei­lung an, dass die In­zi­denz kurz vor Weih­nach­ten bei 221 lag, wäh­rend sie jetzt bei 147 liege.

Da­mals habe es keine sol­chen Ein­schrän­kun­gen ge­ge­ben. Die Maß­nahme der Rat­haus­spitze sei „evi­denz­ba­siert und mit ge­sun­dem Men­schen­ver­stand nicht zu er­klä­ren“. Haise be­an­tragt da­her, dass die Stadt­ver­wal­tung den Be­trof­fe­nen „eine un­bü­ro­kra­tisch Ent­schä­di­gung“ aus­zahlt, und zwar in Höhe des Ge­winns aus der Vor­wo­che.

Mo­ment mal! Wieso sol­len denn ei­gent­lich wir Steu­er­zah­len schon wie­der aus­bü­geln, was sich die po­li­tisch Ver­ant­wort­li­chen im Rat­haus ge­leis­tet ha­ben?

Da sollte doch wohl das Ver­ur­sa­cher­prin­zip gel­ten. Der, der Mist ge­baut hat, muss da­für ein­ste­hen, auch fi­nan­zi­ell. Wenn nicht, ist der nächste Fall schon vor­pro­gram­miert. So wie bei ei­nem Fa­bri­kan­ten­söhn­chen, dem der Papa je­des Mal aus der Pat­sche hilft, in­dem er sein Scheck­buch zückt. Da lernt der Ben­gel ja nie, für sein Tun Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men.

April! April!

Kurz­mel­dung
Un­sere gest­rige An­kün­di­gung, dass Bri­gitte Al­din­ger für den Pos­ten der Ober­bür­ger­meis­te­rin kan­di­diert, war ein April­scherz. Ihre Kan­di­da­tur­ab­sicht war von uns frei er­fun­den. Sie selbst wusste nichts von ih­rem „Glück“. Wir ha­ben sie für diese Mel­dung in­stru­men­ta­li­siert, um die Kom­mu­nal­po­li­tik und ihre Ak­teure ein biss­chen auf die Schippe zu neh­men. Bri­gitte Al­din­ger hat sich über de­ren – na­tür­lich ebenso frei er­fun­dene – Stel­lung­nah­men amü­siert und fand sie ge­lun­gen, zu­mal sie der An­sicht ist, dass der Hu­mor zur­zeit viel zu kurz komme.

Brigitte Aldinger kandidiert bei OB-Wahl

Kurz­mel­dung
Bri­gitte Al­din­ger wirft für die Ober­bür­ger­meis­ter­wahl 2022 ih­ren Hut in den Ring. Sie habe vor der Land­tags­wahl an ih­rem Info-Stand für „die Ba­sis“ viel­fach ge­hört, dass die Leute sich eine Ver­än­de­rung in der Po­li­tik wün­schen, und dachte sich: „Warum da­mit nicht hier in mei­ner Hei­mat­stadt an­fan­gen?“ Hier kenne sie sich aus. Zu­dem ist sie Profi, hat sie doch an der Ver­wal­tungs­fach­hoch­schule stu­diert, spe­zia­li­siert auf Fi­nanz­we­sen.

Her­mann Beu­tel meint dazu: „Die Bri­gitte ist eine Frau mit Herz und Ver­stand. Sie hat ja für den Ge­mein­de­rat auf un­se­rer Liste kan­di­diert. Na­tür­lich kön­nen wir sie nicht of­fi­zi­ell un­ter­stüt­zen, wenn sie jetzt ei­ner an­de­ren Par­tei an­ge­hört, aber wir be­grü­ßen die­sen Schritt.“ Wer­ner Ne­her hin­ge­gen be­fand: „Ich sehe in ih­rer Kan­di­da­tur kei­nen Sinn. Wenn wir erst ‚Smart City‘-Modellkommune sind, kommt so­wieso Künst­li­che In­tel­li­genz ins Rat­haus.“

Und Ger­hard Ni­ckel er­klärte: „Das kann sie gern tun. Wir kön­nen ja, wenn uns das Wahl­er­geb­nis nicht ge­fällt, im­mer noch den ‚Ro­ten Knopf‘ drü­cken.“ Aus SPD-Krei­sen war zu hö­ren: „Un­ser OB ist su­per. Es gibt gar kei­nen Bes­se­ren für Schorn­dorf!“ Wo­hin­ge­gen die­ser sou­ve­rän re­agierte: „Ich habe Sport­wis­sen­schaf­ten stu­diert. Und wenn ich et­was kann, dann sind es Wett­kämpfe.“

Dagmar Heilsberg berichtet aus Florida

Dag­mar Heils­berg saß in den 70er-Jah­ren für die SPD im Ge­mein­de­rat von Schorn­dorf. Bis 2010 war sie Re­gio­nal­ge­schäfts­füh­re­rin der SPD Ba­den-Würt­tem­berg. Ih­ren Ru­he­stand ver­bringt sie den Win­ter über an ih­rem Zweit­wohn­sitz in Flo­rida. Hier schreibt sie, wie das Le­ben ohne Lock­down dort aus­sieht:

„Ich habe die erste Imp­fung mit Pfi­zer. Hurra! Die zweite werde ich am 7. April be­kom­men. Das ging ganz fix und wurde von der Feu­er­wehr in ei­nem Thea­ter ab­ge­wi­ckelt. Be­glei­tet von gu­ter Stim­mung und wit­zi­gen Kom­men­ta­ren. Ich kenne nur ein paar von den Al­ten, die sich noch nicht ha­ben imp­fen las­sen, weil sie auf den Impf­stoff von „John­son und John­son“ war­ten (den muss man nur ein­mal imp­fen). An­sons­ten geht das nun auch bei den un­ter 65-Jäh­ri­gen sehr schnell mit den Impf­ter­mi­nen. Auch Dro­ge­rien und ein Su­per­markt imp­fen.

„Dag­mar Heils­berg be­rich­tet aus Flo­rida“ wei­ter­le­sen

Kein Kaffee, keine Currywurst?

Kath­rin Fi­scher in ih­rem mo­bi­len Café

Kurz­mel­dung
Kath­rin Fi­schers Café-An­hän­ger und „Brut­zel-Ole“ sol­len am kom­men­den Sams­tag auf dem Markt feh­len. Die Stadt­ver­wal­tung hat ih­nen ver­bo­ten zu er­schei­nen. Be­grün­dung: Sie fürch­tet, dass sich vor ih­ren Stän­den An­samm­lun­gen bil­den. Kath­rin Fi­scher wehrt sich ge­gen diese Dis­kri­mi­nie­rung

Auch Stadt­rä­tin Kirs­ten Katz hält das Ver­bot für ver­fehlt, wie sie in ei­ner E‑Mail an den Bür­ger­meis­ter und sei­nen Ord­nungs­amts­lei­ter schreibt: „Die ge­plante Maß­nahme er­scheint will­kür­lich und nicht zu Ende ge­dacht.“ Sams­tags gin­gen die Men­schen pri­mär zum Ein­kau­fen auf den Markt. Das Ver­bot der Im­biss­stände würde ihre Zahl nicht re­du­zie­ren.

Ja, es werde so­gar das Ge­gen­teil er­reicht: Ge­rade durch das feh­lende An­ge­bot auf dem Markt­platz müss­ten die Leute ge­zwun­ge­ner­ma­ßen auf an­dere Gas­tro­no­mien aus­wei­chen. Dort ent­stün­den dann umso grö­ßere An­samm­lun­gen. Eine Ver­tei­lung auf meh­rere Stel­len hält sie für sinn­vol­ler.

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