Ankündigung
Der Gemeinderat soll in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag die Idee der Rathausverwaltung absegnen, Sockel für Sonnenschirme an Restaurants im Stadtzentrum durch Steuergelder zu finanzieren, konkret: mit 50.000 Euro.
Punkt 3 der Tagesordnung lautet: „Unterstützung von Gastronomiebetrieben in der Innenstadt zur Aufrechterhaltung der Außenbewirtschaftung und zur Abwendung der coronabedingten, existenzbedrohlichen Lage“.
Der Beschlussvorschlag im Wortlaut: „Zustimmung zur Unterstützung von Gastronomiebetrieben in der historischen Altstadt durch Übernahme der Kosten für die Herstellung von Fundamenten für große Gastronomieschirme auf Sondernutzungsflächen mit einem Gesamtbudget von 50.000 Euro“.
Die Sitzung findet in der Künkelinhalle statt und beginnt um 18.30 Uhr.
Am Rande bemerkt
Kurzglosse
Was können wir uns doch glücklich preisen, in unserem Oberbürgermeister einen so tapferen Kämpfer gegen die Pandemie zu haben:
Zwar konnte er die Demonstration der Querdenker am Freitag auf dem Marktplatz nicht verhindern.
Zwar konnte er nicht verhindern, dass sie dort behaupten, die Infektionszahlen seien nur Testergebnisse, keine Kranken, keine Toten, und nur durch Massentest erzielt, behaftet mit hoher Fehlerquote.
Zwar konnte er nicht verhindern, dass sich dort über 500 Menschen versammelt haben.
Er konnte das nicht verhindern, weil die Versammlungs- und Meinungsfreiheit im Grundgesetz garantiert sind.
Aber er sorgte kurzentschlossen für einen Ausgleich.
Er ließ die historische Führung auf dem Alten Friedhof mit Stadträtin Kirsten Katz absagen.
Die sollte am Sonntag stattfinden.
Noch vor Inkrafttreten der neuen Schutzverordnung.
Dort wären wahrscheinlich nicht mehr als 12 TeilnehmerInnen im Freien zusammengekommen.
Nicht gerade viel im Vergleich zu der Kundgebung.
Doch was zählt, ist die löbliche Absicht.
Auch der Oberbürgermeister bringt Opfer mit diesem Erlass.
Denn er nimmt den „Bildungsauftrag“ der Stadt, wie er stets in Bezug auf den Neubau der Stadtbücherei betont, sehr ernst.
Und nun lässt er eine Führung, in welcher Stadtgeschichte vermittelt wird, ausfallen. Geschichte von Frauen. Von starken Frauen. Also: sein favorisiertes Thema. Und vermittelt von seiner – vermutlich – Lieblingsstadträtin, da sie bekanntlich immer kritisch nachhakt.
Was für ein Kämpfer gegen die Pandemie!
Sophie Scholls Neffe liest in Schorndorf
Ankündigung
Julian Aicher wird am Freitag, 30. Oktober, aus dem Buch „Die sanfte Gewalt“ lesen, in dem Erinnerungen an seine Mutter Inge Aicher-Scholl zusammengetragen wurden. Diese war zeit ihres Lebens, wie schon zuvor ihre Geschwister Sophie und Hans, politisch engagiert. In den 1960-er Jahren organisierte sie Ostermärsche in Ulm und nahm in den 80-er Jahren an Sitzstreiks in Mutlangen teil.
Seine Mutter habe sich dabei auf das „Weiße-Rose“-Flugblatt bezogen, in dem es heißt: „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt“, sagt ihr Sohn Julian Aicher und sieht sich dieser Tradition ebenfalls verpflichtet.
Die Lesung findet in der Gaststätte „Platzhirsch“ statt und beginnt um 20 Uhr.
Frauenführung auf dem Friedhof

Ruth Vogtenberger
Ankündigung
Am Sonntag, 1. November, dem Tag Allerheiligen, bietet Stadträtin und ‑führerin Kirsten Katz auf dem Alten Friedhof einen speziellen historischen Rundgang an: „Grabsteine erzählen von Frauen“.
Marie Schmid ist eine, von denen sie berichten wird: Die Stifterin des Pfarrtöchterheims (heute Marienstift) hat nach dem Tod ihrer Tochter 1882 nicht nur ein großes Fenster im Chor der Stadtkirche gespendet, sondern auch einen auffallend großen Grabstein für die Verstorbene in Auftrag gegeben.
Betont schlicht sind hingegen die Gräber der Familie Veil in unmittelbarer Nachbarschaft dazu. Der Grund: Die Familie gehörte der Herrnhuter Brüdergemeine an, die auf diese Weise zum Ausdruck bringt, dass alle Menschen im Tode gleich sind.
Und nur wenige wissen, wer Ruth Vogtenberger ist, die unterhalb der Kapelle ihre letzte Ruhe fand. Sie hatte nach dem Ersten Weltkrieg an den Versailler Friedensgesprächen teilgenommen.
Die Führung beginnt um 11 Uhr am Haupteingang.
Um die coronabedingten Verordnungen einzuhalten, empfiehlt die Stadt-Info, vorab eine Teilnehmerkarte zum Preis von 5 Euro zu erwerben. Wer sich spontan zur Teilnahme entscheidet, sollte entsprechend früher für die Bezahlung und Aufnahme der Kontaktdaten erscheinen.
Eile mit Weile
Kommentar
Marcus Bort habe sich bei seiner Bewerbung im Juli „exzellent präsentiert“, verkündete der Oberbürgermeister, nachdem kurz zuvor der Aufsichtsrat der Stadtwerke ihn zu deren neuem kaufmännischen Geschäftsführer ernannt hatte.
Auffällig ist: In der damaligen Pressemitteilung stand nichts davon, dass der Aufsichtsrat diese Berufung einstimmig absegnete. Anders als jetzt bei Borts Abberufung.
Dies lässt vermuten, dass einzelne Personen des Aufsichtsrats schon damals möglicherweise den Eindruck hatten, der auserkorene Mann sei vielleicht doch nicht der Richtige für unsere Stadtwerke.
Nun arbeite man mit Hochdruck daran, „die Stelle möglichst schnell wieder besetzen zu können“, betont der Oberbürgermeister in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender.
Es wäre zu wünschen, dass er jetzt nicht überhastet handelt, sondern vielleicht doch mehr auf jene Personen hört, die im Juli schon mit ihrem Vorbehalt richtig lagen.
Stadtwerke-Geschäftsführer wieder weg
Kurzmeldung
Vor wenigen Wochen erst hatte der Aufsichtsrat Marcus Bort zum kaufmännischen Geschäftsführer der Stadtwerke erwählt. Am 1. September trat er seine Stelle an. Gestern nun hat ihn der Aufsichtsrat bereits wieder „abberufen“, und zwar einstimmig, wie es in einer Pressemitteilung der Stadt heißt.
Als Grund wird genannt, es hätten sich „unterschiedliche Ansichten zur Unternehmenskultur der Stadtwerke Schorndorf GmbH herauskristallisiert“.
Der Oberbürgermeister, gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrats, erklärt, man habe sich dafür entschieden, „frühzeitig und entschlossen zu handeln“. Auch würde man „mit allen Kräften daran arbeiten, die Stelle möglichst schnell wieder besetzen zu können“.
Interims-Geschäftsführer Bodo Skaletz, der nach dem Ausscheiden von Geschäftsführer Andreas Seufer Anfang Februar 2020 seit Anfang März an der Spitze der Stadtwerke steht, habe seinen Vertrag bis Jahresende verlängert und fungiere nun offiziell als Sprecher der Geschäftsführung.
Als Ende Juli der Vertrag mit Bort (neben Christoph Baier als technischem Geschäftsführer) unterschrieben war, verkündete der Oberbürgermeister: „Beide Kandidaten haben sich im Bewerbungsverfahren exzellent präsentiert. Mein Dank gilt dem renommierten Personalberatungsunternehmen Labbé & Cie. aus Nürnberg, das uns in diesem aufwändigen Prozess professionell begleitet hat.“
Die Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat sei in diesem Verfahren „von einem hohen gegenseitigen Vertrauen geprägt“ gewesen. Und man habe damit „gemeinsam einen wichtigen Schritt in die Zukunft des Unternehmens gemacht“.
Eine Bürgerbeteiligung für 60.000 Euro
Ankündigung
Die Rathausverwaltung möchte die Bürgerschaft entscheiden lassen, ob der Untere Marktplatz autofrei sein soll. Sie empfiehlt dem Gemeinderat daher, er möge in seiner Sitzung am Donnerstag, 22. Oktober, der Durchführung einer solchen Bürgerbeteiligung zustimmen (Punkt 4 der Tagesordnung). Dieses Verfahren werde 60.000 Euro kosten.
Als vor einem Jahr Stadtrat Andreas Schneider (Grüne) vorschlug, die Stadtbücherei am Archivplatz nicht ohne Bürgerbefragung zu bauen, da sie in der Bürgerschaft sehr umstritten sei, antwortete der Oberbürgermeister, dass dies ein „ganz aufwendiges Verfahren“ wäre. Er hielt Schneider vor, dessen Vorschlag „ist ein sehr teurer Antrag“, zumal dabei „eventuell das gleiche Ergebnis wie jetzt“ herauskäme.
Noch im vergangenen Sommer stand der Oberbürgermeister der Idee einer Bürgerbeteiligung für den Unteren Marktplatz noch skeptisch gegenüber mit dem Argument „Wenn wir die Bürger gefragt hätten, ob wir eine Gartenschau wollen, hätten wir keine.“
Die Gemeinderatssitzung findet in der Künkelinhalle statt und beginnt um 19 Uhr.
Dementes Mütterchen?
Kommentar
„Was ist bei unseren Stadtwerken los?“ hat Stadträtin Kirsten Katz ihren Beitrag in der gestrigen Ausgabe von „Schorndorf aktuell“, dem städtischen Mitteilungsblatt, überschrieben (Seite 2 unten). Als Aufsichtsrätin der Stadtwerke unterliegt sie einem Schweigegebot, darf noch nicht einmal ihrer eigenen Fraktion sagen, was sie im Aufsichtsrat erfährt.
Allerdings weist sie auf den Bericht der Abteilung „Revision“ hin, deren Leiterin Marietta Weil unlängst in öffentlicher Gemeinderatssitzung darlegte, was sie beim Prüfen der Bücher des Bäderbetriebs an Erstaunlichem aufgedeckt hat. Im Protokoll dieser Sitzung bekommt man einen ersten Eindruck davon, wenn sie zum Beispiel erklärt, dass zwischen Stadtwerken und Bäderbetrieb „nicht immer verursachergerecht verbucht werde“.
Am Rande bemerkt
Kurzglosse
Wir Journalistinnen haben es nicht gern, wenn wir eine Glosse mit feiner Pointe abschließen – und dann kommt jemand, und setzt noch eins drauf. In diesem Fall ist es die Landesregierung in Kiel.
Konkret geht es um Abgeordnete und Corona.
Ich hatte den Umstand, dass hiesige Stadträte vom Fiebertest vor einer Sitzung befreit sind, in meiner Glosse vom 2. Oktober mit deren politischer Immunität „erklärt“.
Die Kieler Regierung übertrifft das jetzt noch, wie im Tagesspiegel zu lesen ist: Sie hat einzelne Berliner Bezirke zu Corona-Risikogebieten erklärt, und alle, die von dort kommen, zur Quarantäne verpflichtet – alle, außer Abgeordnete.
Bevor man denen nun unterstellt, dass sie dem Volk Regeln auferlegen, an die sich selbst nicht halten, hilft ein Blick in die Realität:
So ein Volkvertreter kommt ja nicht zu Fuß zur Bundestagssitzung sondern im Auto. In einem geschlossenen. Darin ist er geschützt. Er kann sich also gar nicht mit Corona-Viren anstecken.
So ein Abgeordneter hat überhaupt gar keinen Kontakt zu uns Normalsterblichen. Deshalb spricht er über uns gern als „die Menschen da draußen im Lande“.
George Orwell formulierte dieses Phänomen bereits 1945 in seinem dystopischen Roman „Farm der Tiere“ mit dem Slogan: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“
Ich würde sagen: Sie sind einfach nicht von dieser Welt.