Bei der heutigen Wahl eines neuen Stadtoberhaupts besteht so viel Demokratie wie nie. Nicht nur, dass wir die Kandidaten inzwischen durch Berichte, Interviews und Videos intensiv begutachten konnten. Auch der Wahlvorgang an sich lässt uns eine zusätzliche Option der Willensbekundung, denn wir können selbst einen Namen nach unseren eigenen Vorstellungen auf dem Wahlzettel eintragen.
Während unsere Stimmabgabe bei anderen Wahlen durch jegliche Veränderung des Vordrucks automatisch als „ungültig“ gewertet wird, ist dies bei Bürgermeisterwahlen ausdrücklich erlaubt. In Albstadt ist auf diese Weise im Jahr 2015 Klaus Konzelmann Oberbürgermeister geworden: Er stand nicht auf dem Stimmzettel. Dieser Fall ist höchst ungewöhnlich, immerhin ist Albstadt etwas größer als Schorndorf, hat rund 44.000 Einwohner und somit 35.090 Wahlberechtigte. Der „Schwarzwälder Bote“ berichtete darüber.
Wir müssen aber gar nicht in die Ferne schweifen. Auch in Schorndorf hat sich Ähnliches schon zugetragen, nämlich 1989 bei der Wahl zum Ortschaftsrat in Buhlbronn. Brigitte Keitel stand dort ebenfalls nicht auf der Liste. Ihre MitbürgerInnen meinten jedoch, dass sie dem Gremium guttäte – und so wurde sie Stimmenkönigin. Fünf Jahre später wählte man sie zur Ortsvorsteherin, was sie jahrelang als einzige Frau im Rems-Murr-Kreis war.
Wer einen anderen Namen auf dem Stimmzettel zur OB-Wahl eintragen will, muss lediglich darauf achten, dass diese Person „unzweifelhaft erkennbar“ ist, wie es in der Anlage zu § 24 Absatz 3 unserer kommunalen Wahlordnung heißt. Denn sonst ist die Stimme ungültig. Daher wird geraten, sie „zweifelsfrei durch Familiennamen, Vornamen, Beruf oder Stand, Anschrift und nötigenfalls durch weitere Angaben“ kenntlich zu machen.
Bei der Schorndorfer OB-Wahl im Jahr 2014 bekam auf diese Weise die sozial eingestellte Unternehmerin und Künkelinpreisträgerin Sina Trinkwalder 12 Stimmen und erreichte damit das drittbeste Ergebnis. Es waren freilich nur der Amtsinhaber und sein Herausforderer Thomas Schaal angetreten. Weitere jeweils 6 Stimmen gingen an den Ersten Bürgermeister Edgar Hemmerich und den CDU-Fraktionsvorsitzenden Hermann Beutel.
Sonja Schnaberich-Lang, die Fachbereichsleiterin für „Kommunales“ im hiesigen Rathaus weist zudem darauf hin, dass nur Personen, die mindestens 5 Stimmen auf sich vereinigen können, im Endergebnis namentlich genannt werden. Bei der Wahl 1982 gab es diese Einschränkung noch nicht, dort erhielten u.a. Udo Lindenberg und Frank Zappa jeweils eine Stimme.