Nachtrag zum Kommentar „Entfremdet“ vom 18. Februar 2021
Eine Leserin hat darauf aufmerksam gemacht, dass der Eigenbetrieb „Citymanagement“ laut Haushaltsplanentwurf (Seite 855) sogar über einen jährlichen Etat von 1,6 Millionen Euro verfügt, wovon allein rund eine halbe Million Euro für Personalkosten ausgewiesen ist.
Die 100.000 Euro sind nur das Stammkapital.
Vielen Dank für diesen Hinweis!
Entfremdet
Kommentar
Unlängst hat der Gemeinderat der Gründung eines Eigenbetriebs „Citymanagements“ zugestimmt, für das 100.000 Euro unserer Steuergelder eingesetzt werden [dazu s. Nachtrag „1,6 Millionen…“]. Ziel ist, die Innenstadt mit Leben zu erfüllen, und damit die Menschen nicht noch mehr im Internet kaufen. Jetzt hat die Verwaltung den Krämermarkt im März abgesagt. Ja was denn nun?
Ach so, die Innenstadtgeschäfte würden davon nicht profitieren. Ok, das ist ein berechtigter Einwand. Aber was ist mit den übrigen Menschen hier? Sind sie nur Nummern und Zahlen, nach denen die Stadt Steuergelder zugeschrieben bekommt? Werden sie nur noch als Statisten wahrgenommen? Kürzlich hieß es aus dem Rathaus, dass man auf den Bänken am Marktplatz nicht mehr sitzen darf. Die Bänke gehörten zwar zum Stadtbild, offenbar aber nicht für die Menschen selbst hingestellt. So, als fungierten diese lediglich, um jenes Stadtbild aufzuhübschen. Es scheint, dass der Lockdown und somit der fehlende Besucherverkehr auch in der Verwaltung seine Spuren hinterlassen und deren Angestellte von der Bevölkerung entfremdet hat.
„Entfremdet“ weiterlesenEin Zitat
„Da sagt er dasselbe wie unsere Andrea am 30.10.2020 bei ihrer Anmoderation ab Min 1:40. Ist der OB nun auch ein Querdenker, ein Reichsbürger, Rechtsradikaler oder muss er gar vom Verfassungsschutz beobachtet werden?“
Kommentar eines Querdenkers auf Facebook zum „Rettet die Innenstädte“-Appell des Oberbürgermeisters: „Der Handel in den Städten ist schon auf der Intensivstation.“
Marie Schmid
Gedenktag
Heute vor 120 Jahren starb Marie Schmid. Sie ist die Begründerin des Schorndorfer Marienstifts, das 1903 als „Pfarrtöchterheim“ begann. Dafür hatte sie ihr stattliches Wohnhaus in der Johann-Philipp-Palm-Straße 22 (gegenüber Bantel) nach ihrem Tod zur Verfügung gestellt. Es bot Platz für zehn bis zwölf Stiftsfräulein.
Nach dem Tod ihrer Tochter hatte sie bereit ein Kirchenfenster gestiftet. Es ist das rechte Große im Chor der Stadtkirche und bezieht sich auf einen Text aus dem Markusevangelium (Mk 5,41): „Talita Kumi“ – „Mädchen, steh auf!“
Marie Vreede wurde 1814 als Tochter eines Fabrikbesitzers in Holland geboren. Ihre Mutter stammte aus Württemberg, und ihre Schwester war in Großheppach verheiratet, wo Marie den zehn Jahre älteren Rechtskonsulenten Carl Heinrich Victor Schmid kennenlernte. Nach der Heirat 1833 zog sie mit ihm nach Schorndorf in das Haus Hauptstraße 22.
„Marie Schmid“ weiterlesenProtest im Supermarkt
Kurzmeldung
Am Samstag ging eine Frau in einem Winterbacher Supermarkt einkaufen – vorschriftsmäßig mit Mund-Nasen-Bedeckung. Allerdings trug sie auch ein Schild um den Hals: „Ich trage diese Maske nur aus Zwang. Weil ich mir sonst nichts zu essen kaufen kann.“ Daraufhin stellte der Inhaber des Supermarkts sie vor die Wahl, entweder das Schild abzunehmen, oder seinen Laden zu verlassen. Sie entschied sich für Letzteres. Als sie das Schild umdrehte, stand dort ein Zitat von Coco Chanel: „Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. Laut.“
Amalie von Furtenbach
Gedenktag
Heute vor 26 Jahren starb die Schriftstellerin Amalie von Furtenbach. Ihre Impressionen vom Leben in Schorndorf vor 100 Jahren begeistern bis heute.
Am 19. Juni 1901 erblickte sie in Hebron, Labrador, das Licht der Welt, als erstes Kind von Friedrich Nestle, der dort im Missionsdienst der Herrnhuter Gemeine stand. Ihre Mutter war die Apothekerstochter Emilie Weismann, die er am 12. Juli 1900 in deren Heimatort Wilhelmsdorf geheiratet hatte.
Aus dem Brief eines anderen Missionars erfährt man über die klimatischen Verhältnisse in Labrador: „Schon am 19ten Nov. waren unsere Buchten mit gangbarem Eis belegt, welches erst am 27ten Juny wieder wegging. Der Winter war anhaltend streng; doch stieg die Kälte nicht über minus 36 Grad Celsius. Einem weiteren Missionarsbrief von dort ist zu entnehmen: „Das bischen Sommer, das wir hatten, war meistens Regen, Nebel, und immerwährende Eisluft.“
„Amalie von Furtenbach“ weiterlesenDie Grünen in der Pubertät
Kommentar
Verglichen mit der alten Tante SPD sind die Grünen eine sehr junge Partei. Den Kinderschuhen zwar entwachsen, befinden sie sich jetzt offenbar mitten in der Pubertät. Besonders in Schorndorf. Mit der Radikalität, die durch den Zuwachs neuer Kräfte entsteht, sprich: unerbittlich von der eigenen Weisheit überzeugt, alles andere in Bausch und Bogen ablehnen, gleichzeitig aber sehr empfindlich selbst auf Kritik reagieren.
Der Austritt von Stadtrat Andreas Schneider aus der Gemeinderatsfraktion ist nicht nur der dritte Fall von Abspaltung dort, er zeigt auch die Grundproblematik dieser Partei auf: Hatten die Grünen in ihren Anfängen jeden Beschluss im Konsens gefällt, d.h. so lange diskutiert, bis alle einverstanden waren, so verfallen sie jetzt ins andere Extrem à la „Wir ticken zu unterschiedlich, also trennen wir uns lieber“, statt zu versuchen die Positionen zu verbinden.
„Die Grünen in der Pubertät“ weiterlesenProtest im Schaufenster

Gegen die Politik der Regierung beginnen Schorndorfs Gewerbetreibende jetzt mit Plakaten zu protestieren.
So hat etwa die Traditionsgaststätte „Harmonie“ in ihren Fenstern ein Zitat von Fernsehkoch Steffen Henssler ausgehängt: „Das Einzige was mir dazu einfällt, ist politische Hilflosigkeit.“ Zudem wird dort die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Systemgastronomie, Andrea Belegante, angeführt: „Bei den Beschlüssen zur Schließung von Restaurants kann von zielführend, verhältnismäßig oder nachvollziehbar absolut keine Rede sein. Unsere Branche wird erneut in einen Lockdown geschickt, obwohl unsere Restaurants keine Infektionstreiber sind und unter strengsten, behördlich genehmigten Hygienekonzepten arbeiten.“
„Protest im Schaufenster“ weiterlesenGeist der Zerstörung
Gastbeitrag von Eve Gideon
Seit einiger Zeit sieht man ein Immobilienbanner vor dem prägnanten Fachwerk-Eckhaus an der Burgstraße gegenüber vom Kindergarten. Hinter einem der Fenster hängt verloren und traurig ein Traumfänger.
Jetzt zeigt sich ein ebensolches Immobilienbanner auch an der Fassade des Stadtbauernhauses in der Aichenbachstraße. Der letzte Bewohner ist vermutlich gestorben. Das Banner überdeckt schon die Fenster. Das liebevoll gepflegte Haus wird sicher – wie üblich in unserer Stadt – abgerissen, das Grundstück samt Garten komplett überbaut. Ein weiteres Geklotze wird entstehen, gesichtslos, geschichtslos, Gewinn bringend.
Es scheint mir, als habe über die Jahre ein alles zerstörender Materialismus Herzen und Hirne übernommen. Da ist kein Raum mehr für Gewachsenes und Liebgewonnenes, für Heimat und Geschichte, kein Platz mehr für Menschlichkeit und Respekt. Es gibt kein Bedauern, keine Scham, kein Halten, nur eines: Wachsen und Besitzen, noch mehr und noch schneller.
In unserer einst liebenswerten Stadt regieren Gier und Baggerschaufel, fressen sich immer weiter durch Winkel und Straßen, durch Wiesen und Haine. Sie geben Auskunft, welch dumpf-brutaler Zerstörungsgeist herrscht. Fast ist es wie Krieg, nur langsamer.