Mobilfunkstrahlen-Gefahr schöngerechnet?

Foto: Fa­bian Horst

„Es be­stehen keine Ge­fähr­dun­gen“, er­klärte Bür­ger­meis­ter Eng­lert hin­sicht­lich der Mo­bil­funk­strah­lung in der Stadt am 25. Ja­nuar im Tech­ni­schen Aus­schuss. Ein von der Ver­wal­tung in Auf­trag ge­ge­be­nes Gut­ach­ten hatte ihm be­stä­tigt, es seien „keine auf­fäl­lig si­gni­fi­kan­ten Im­mis­sio­nen fest­stell­bar, die auch nur an­nä­hernd an ge­setz­li­che Grenz­werte her­an­rei­chen“. Die Schorn­dor­fer Orts­gruppe des Dach­ver­eins „Mo­bil­funk Bür­ger­fo­rum e.V.“ sieht das an­ders: Die Grenz­werte wür­den von vorn­her­ein so hoch an­ge­setzt, dass sie im­mer pro­blem­los un­ter­schrit­ten wer­den könn­ten.

Der Ver­ein „Dia­gnose Funk“ ver­an­schau­licht dies durch ei­nen Ver­gleich: „Die gül­ti­gen Grenz­werte sind so, als würde man die Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung auf den Stra­ßen auf 280 km/​h fest­le­gen. Dann würde es keine Über­schrei­tun­gen mehr ge­ben und je­der könnte tun und las­sen, was er will.“ Bei künst­li­cher er­zeug­ter Strah­lung (Rönt­gen, Atom­kraft etc.) gebe es grund­sätz­lich nie ein „ri­si­ko­freies Ex­po­si­ti­ons­ni­veau“. Grenz­werte wür­den le­dig­lich das Ver­hält­nis von Nut­zen und Ri­siko fest­le­gen, kon­kret: „Wie­viel ge­schä­digte Per­so­nen kann man in Kauf neh­men?“.

Das EMF-Por­tal (für Elek­tro­ma­gne­ti­sche Fel­der) der Tech­ni­schen Hoch­schule Aa­chen zeigt auf, dass Bel­gien „spe­zi­elle nied­rige Grenz­werte“ er­las­sen habe, die „zum Teil nur bei 0,5 Pro­zent des ent­spre­chen­den Grenz­werts in der IC­NIRP-Emp­feh­lung lie­gen“. Die kri­ti­sche Schorn­dor­fer Orts­gruppe hatte schon lange ein „Mo­bil­funk-Vor­sor­ge­kon­zept“ für die Stadt ge­for­dert. Das, was dem Ge­mein­de­rat jetzt vor­ge­legt wurde, sei je­doch eher ein „Ver­sor­gungskon­zept“, mo­niert sie, weil an­stelle der Ge­fah­ren mehr das Stop­fen von Funk­lö­chern im Vor­der­grund stehe.

Hier der Wort­laut ih­rer Stel­lung­nahme:
„Nun liegt das Mo­bil­funk­kon­zept der Stadt Schorn­dorf vor. Es sollte ein Vor­sorge-Kon­zept sein, mit dem Ziel, bei ei­ner gleich­mä­ßi­gen Mo­bil­funk­ver­sor­gung die VORSORGE ein­zu­schlie­ßen, das heißt eine Mo­bil­funk-Ver­sor­gung mit gleich­zei­tig mög­lichst we­nig Strah­lung auf uns Bür­ger, un­sere Kin­der und un­sere Um­welt. Wir von „Schorn­dorf macht mo­bil“ set­zen uns ge­mein­sam mit wei­te­ren en­ga­gier­ten Bür­gern vor Ort seit Jah­ren für eine ge­sund­heits- und um­welt­ver­träg­li­che Mo­bil­funk­ver­sor­gung ein. Des­we­gen hat­ten wir uns auch für ein Vor­sorge-Kon­zept ein­ge­setzt.

Ein wei­te­res Ziel ei­nes sol­chen Kon­zep­tes ist es, strit­tige Stand­orte zu prü­fen, zur­zeit ist hier der gi­gan­ti­sche Mo­bil­funk­mast in Wei­ler vor­ran­gig. Denn die­ser steht da bis­her ohne Bau­ge­neh­mi­gung! Und der Ort­schafts­rat Wei­ler hat den Bau des Masts ein­stim­mig mehr­mals ab­ge­lehnt, zu­letzt in der ak­tu­el­len Ort­schafts­rats­sit­zung am 28.1.22! Weil der Mast viel zu dicht an den sen­si­blen Wohn­be­rei­chen mit Kin­der­gär­ten und der Grund­schule steht. Weil die Wohn­ge­biete am Wei­ler­mer Bahn­hof deut­lich hö­he­ren Im­mis­sio­nen aus­ge­setzt sein wer­den.

Es gab von ei­nem von „Schorn­dorf macht mo­bil“ in Auf­trag ge­ge­be­nen Gut­ach­ten Stand­ort­al­ter­na­ti­ven. Die von der Stadt Schorn­dorf be­auf­trag­ten Gut­ach­ter schei­nen nicht ein­mal zu wis­sen, dass die­ser Stand­ort ein jah­re­lan­ger, strit­ti­ger Stand­ort ist. Dass die Stadt Schorn­dorf des­we­gen mehr­mals in ei­nem Rechts­streit mit Bür­gern war. Dass Wei­ler und der ge­samte Ort­schafts­rat und de­ren Ent­schei­dun­gen igno­riert wer­den. Was sagt die Ver­wal­tung dazu? NICHTS oder „da kön­nen wir lei­der nichts tun“.

Wurde die­ser strit­tige Stand­ort den Gut­ach­tern zur Prü­fung als Auf­trag ge­ge­ben? Nein! Es ist doch al­les in bes­ter Ord­nung, wir wol­len ja keine Vor­sorge und der Mast in Wei­ler steht jetzt eben da. Aber noch ist er nicht ge­neh­migt und die Ge­neh­mi­gung des Masts fällt jetzt un­ter das Vor­sorge-Kon­zept! Also darf der Mast frü­hes­tens nach Ver­ab­schie­den ei­nes Mo­bil­funk-Vor­sorge-Kon­zepts durch den Ge­mein­de­rat am 10.3.22 in Kraft tre­ten, wenn bis da­hin der of­fi­zi­elle Auf­trag auch die Prü­fung des strit­ti­gen Stand­orts in Wei­ler er­teilt wurde. Wir wer­den se­hen, ob wir in Wei­ler nun end­lich die lang­ersehnte Un­ter­stüt­zung der Ver­wal­tung er­hal­ten oder nicht

Die Sen­de­an­la­gen auf dem Dach der Gast­stätte „Har­mo­nie“ (ganz hin­ten) sind durch Ka­mi­nat­trap­pen ka­schiert

Die Schorn­dor­fer Ver­wal­tung un­ter der Füh­rung von Herrn Klop­fer war ge­gen ein Mo­bil­funk-Vor­sorge-Kon­zept. Es wurde ge­gen ih­ren Rat den­noch mit knap­per Mehr­heit FÜR ein Mo­bil­funk-Vor­sorge-Kon­zept ge­stimmt. Un­ter strengs­ter Ge­heim­hal­tung hat die Ver­wal­tung dann das Kon­zept in Auf­trag ge­ge­ben, mit wel­chem Auf­trag, mit wel­chem Ziel? Das wurde ge­heim ge­hal­ten. Nun liegt es vor: statt VORSORGE wurde Wert auf die VERSORGUNG ge­legt. Wo sind noch Funk­lö­cher? Und ja, wie be­ru­hi­gend: wir lie­gen weit un­ter den ge­setz­li­chen Grenz­wer­ten, also ist al­les su­per. Wir brau­chen laut Ver­wal­tung keine Vor­sorge.

Zum Ver­gleich, würde man die ge­setz­li­chen Grenz­werte für Mo­bil­funk­strah­lung mit dem Tem­po­li­mit im Ver­kehr ver­glei­chen, wäre in ei­ner 30er Zone Tempo 300km/​h an­ge­mes­sen. Wie prak­tisch, das kann man im­mer deut­lich un­ter­schrei­ten…! Wir von „Schorn­dorf macht mo­bil“ wer­den uns wei­ter­hin für ein Kon­zept ein­set­zen, das auch VORSORGE be­inhal­tet. Für un­sere Kin­der, für un­sere Um­welt, für uns alle. Und wir hof­fen, dass wir ei­nes Ta­ges auch zur Schorn­dor­fer Ver­wal­tung ein­ge­la­den wer­den, um im kon­struk­ti­ven Mit­ein­an­der eine ge­sund­heits- und um­welt­ver­träg­li­che Mo­bil­funk­ver­sor­gung in un­se­rer Hei­mat zu er­rei­chen. Aus Ver­ant­wor­tung für uns alle.“

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