
„Es bestehen keine Gefährdungen“, erklärte Bürgermeister Englert hinsichtlich der Mobilfunkstrahlung in der Stadt am 25. Januar im Technischen Ausschuss. Ein von der Verwaltung in Auftrag gegebenes Gutachten hatte ihm bestätigt, es seien „keine auffällig signifikanten Immissionen feststellbar, die auch nur annähernd an gesetzliche Grenzwerte heranreichen“. Die Schorndorfer Ortsgruppe des Dachvereins „Mobilfunk Bürgerforum e.V.“ sieht das anders: Die Grenzwerte würden von vornherein so hoch angesetzt, dass sie immer problemlos unterschritten werden könnten.
Der Verein „Diagnose Funk“ veranschaulicht dies durch einen Vergleich: „Die gültigen Grenzwerte sind so, als würde man die Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Straßen auf 280 km/h festlegen. Dann würde es keine Überschreitungen mehr geben und jeder könnte tun und lassen, was er will.“ Bei künstlicher erzeugter Strahlung (Röntgen, Atomkraft etc.) gebe es grundsätzlich nie ein „risikofreies Expositionsniveau“. Grenzwerte würden lediglich das Verhältnis von Nutzen und Risiko festlegen, konkret: „Wieviel geschädigte Personen kann man in Kauf nehmen?“.
Das EMF-Portal (für Elektromagnetische Felder) der Technischen Hochschule Aachen zeigt auf, dass Belgien „spezielle niedrige Grenzwerte“ erlassen habe, die „zum Teil nur bei 0,5 Prozent des entsprechenden Grenzwerts in der ICNIRP-Empfehlung liegen“. Die kritische Schorndorfer Ortsgruppe hatte schon lange ein „Mobilfunk-Vorsorgekonzept“ für die Stadt gefordert. Das, was dem Gemeinderat jetzt vorgelegt wurde, sei jedoch eher ein „Versorgungskonzept“, moniert sie, weil anstelle der Gefahren mehr das Stopfen von Funklöchern im Vordergrund stehe.
Hier der Wortlaut ihrer Stellungnahme:
„Nun liegt das Mobilfunkkonzept der Stadt Schorndorf vor. Es sollte ein Vorsorge-Konzept sein, mit dem Ziel, bei einer gleichmäßigen Mobilfunkversorgung die VORSORGE einzuschließen, das heißt eine Mobilfunk-Versorgung mit gleichzeitig möglichst wenig Strahlung auf uns Bürger, unsere Kinder und unsere Umwelt. Wir von „Schorndorf macht mobil“ setzen uns gemeinsam mit weiteren engagierten Bürgern vor Ort seit Jahren für eine gesundheits- und umweltverträgliche Mobilfunkversorgung ein. Deswegen hatten wir uns auch für ein Vorsorge-Konzept eingesetzt.
Ein weiteres Ziel eines solchen Konzeptes ist es, strittige Standorte zu prüfen, zurzeit ist hier der gigantische Mobilfunkmast in Weiler vorrangig. Denn dieser steht da bisher ohne Baugenehmigung! Und der Ortschaftsrat Weiler hat den Bau des Masts einstimmig mehrmals abgelehnt, zuletzt in der aktuellen Ortschaftsratssitzung am 28.1.22! Weil der Mast viel zu dicht an den sensiblen Wohnbereichen mit Kindergärten und der Grundschule steht. Weil die Wohngebiete am Weilermer Bahnhof deutlich höheren Immissionen ausgesetzt sein werden.
Es gab von einem von „Schorndorf macht mobil“ in Auftrag gegebenen Gutachten Standortalternativen. Die von der Stadt Schorndorf beauftragten Gutachter scheinen nicht einmal zu wissen, dass dieser Standort ein jahrelanger, strittiger Standort ist. Dass die Stadt Schorndorf deswegen mehrmals in einem Rechtsstreit mit Bürgern war. Dass Weiler und der gesamte Ortschaftsrat und deren Entscheidungen ignoriert werden. Was sagt die Verwaltung dazu? NICHTS oder „da können wir leider nichts tun“.
Wurde dieser strittige Standort den Gutachtern zur Prüfung als Auftrag gegeben? Nein! Es ist doch alles in bester Ordnung, wir wollen ja keine Vorsorge und der Mast in Weiler steht jetzt eben da. Aber noch ist er nicht genehmigt und die Genehmigung des Masts fällt jetzt unter das Vorsorge-Konzept! Also darf der Mast frühestens nach Verabschieden eines Mobilfunk-Vorsorge-Konzepts durch den Gemeinderat am 10.3.22 in Kraft treten, wenn bis dahin der offizielle Auftrag auch die Prüfung des strittigen Standorts in Weiler erteilt wurde. Wir werden sehen, ob wir in Weiler nun endlich die langersehnte Unterstützung der Verwaltung erhalten oder nicht…

Die Schorndorfer Verwaltung unter der Führung von Herrn Klopfer war gegen ein Mobilfunk-Vorsorge-Konzept. Es wurde gegen ihren Rat dennoch mit knapper Mehrheit FÜR ein Mobilfunk-Vorsorge-Konzept gestimmt. Unter strengster Geheimhaltung hat die Verwaltung dann das Konzept in Auftrag gegeben, mit welchem Auftrag, mit welchem Ziel? Das wurde geheim gehalten. Nun liegt es vor: statt VORSORGE wurde Wert auf die VERSORGUNG gelegt. Wo sind noch Funklöcher? Und ja, wie beruhigend: wir liegen weit unter den gesetzlichen Grenzwerten, also ist alles super. Wir brauchen laut Verwaltung keine Vorsorge.
Zum Vergleich, würde man die gesetzlichen Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung mit dem Tempolimit im Verkehr vergleichen, wäre in einer 30er Zone Tempo 300km/h angemessen. Wie praktisch, das kann man immer deutlich unterschreiten…! Wir von „Schorndorf macht mobil“ werden uns weiterhin für ein Konzept einsetzen, das auch VORSORGE beinhaltet. Für unsere Kinder, für unsere Umwelt, für uns alle. Und wir hoffen, dass wir eines Tages auch zur Schorndorfer Verwaltung eingeladen werden, um im konstruktiven Miteinander eine gesundheits- und umweltverträgliche Mobilfunkversorgung in unserer Heimat zu erreichen. Aus Verantwortung für uns alle.“