Keine Waffenlieferung! Keine Gewalt!

Zum 10. Mal fand am Frei­tag die Mahn­wa­che der Schorn­dor­fer Frie­dens­in­itia­tive vor dem Rat­haus statt. Erst­mals rie­fen die Pa­zi­fis­tIn­nen vor zehn Wo­chen dazu auf, nach­dem Russ­land eine mi­li­tä­ri­sche In­ter­ven­tion in der Ukraine be­gon­nen hatte. Ein­zig an Kar­frei­tag fiel sie aus. Jetzt wa­ren 40 Men­schen ge­kom­men, um ihre Sorge und ih­ren Pro­test ge­gen­über jeg­li­cher Kriegs­hand­lung zum Aus­druck zu brin­gen.

Sie tru­gen Pla­kate und Fah­nen mit Auf­schrif­ten wie „Frie­den schaf­fen ohne Waf­fen“ oder „Nu­clear wea­pons are ban­ned“. Es spra­chen Uwe Glund und Do­ris Kom­me­rell von der Frie­dens­in­itia­tive so­wie In­grid Bo­lay vom Welt­la­den über die Aus­wir­kun­gen von Auf­rüs­tung und Krieg auf Län­der des glo­ba­len Sü­dens. Ein Schild „Stoppt das Mor­den der Po­li­zei“ hiel­ten zwei junge Ab­ge­sand­ten ei­ner Demo der An­tifa, die gleich­zei­tig auf dem Un­te­ren Markt­platz statt­fand und die sich „ge­gen Ras­sis­mus und Po­li­zei­ge­walt“ rich­tete (dazu spä­ter mehr).

„Keine Waf­fen­lie­fe­rung! Keine Ge­walt!“ wei­ter­le­sen

Hebammen sind unverzichtbar

Ge­denk­tag
„Für mich ist wich­tig, dass bei der Ge­burt je­mand da­bei ist, der mich und meine Ge­schichte kennt“, sagt eine schwan­gere Frau, „wo ich weiß: Es ist je­mand für mich da. Nicht für die Ge­burt. Son­dern für mich.“ Dies ist ein Zi­tat aus dem Doku-Film „Heb­am­men – Auf die Welt kom­men“ von Leila Kühni, der heute an­läss­lich des In­ter­na­tio­na­len Heb­am­men­tags in der Schweiz Pre­miere hat.

Diese Aus­sage bringt auf den Punkt, warum Heb­am­men für Frauen un­ver­zicht­bar sind. Die Re­gis­seu­rin hat selbst ein Kind ge­bo­ren und emp­fand es als „Pri­vi­leg, ein so ge­wal­ti­ges Er­leb­nis wie eine Ge­burt er­le­ben zu dür­fen“. Doch er­fuhr sie, dass an­dere Frauen auch eher trau­ma­ti­sche Er­fah­run­gen rund um die Ge­burt mach­ten, wie sie in ei­nem per­sön­li­chen State­ment zum Film er­klärt. Der Trai­ler ver­mit­telt ei­nen ers­ten Ein­druck des­sen, was, wie sie sagt, „aus­schließ­lich zum Frau­sein ge­hört“.

„Heb­am­men sind un­ver­zicht­bar“ wei­ter­le­sen

Rätsel am Maibaum

Kurz­mel­dung
Warum hängt Ur­bachs Fahne im Schorn­dor­fer Mai­baum? Ne­ben den Schil­dern der Schorn­dor­fer Orts­teile und Part­ner­städte ist deut­lich sicht­bar die Fahne des Nach­bar­or­tes Ur­bach zu se­hen. Sollte es dort Men­schen ge­ben, die gern in un­sere Stadt ein­ge­mein­det wer­den wol­len?

Viel­leicht will auch je­mand nur, dass die Her­kunft der Tanne an der Spitze ge­büh­rend ge­wür­digt wird. Laut Ta­ges­zei­tung war sie im Hegn­au­hof ge­fällt wor­den, der zu Ur­bach ge­hört. Oder sol­len wir zum Nach­den­ken an­ge­regt wer­den: Warum stammt diese Fichte aus dem Nach­bar­ort? Sind im hei­mi­schen Wald alle Fich­ten be­reits ab­ge­holzt? Oder müs­sen diese ins Aus­land ver­kauft wer­den, um mit den Er­lö­sen den städ­ti­schen Haus­halt zu sa­nie­ren?

Zum Ur­sprung der Tra­di­tion des Mai­baum-Auf­stel­lens äu­ßert sich üb­ri­gens der Kul­tur­anthro­po­loge Wolf-Die­ter Storl ganz un­miss­ver­ständ­lich: Der 1. Mai sei „ein Fest des Früh­lings, der Frucht­bar­keit und der Le­bens­freude“. Aus die­sem Grund werde der Mai­baum im Dorf „wie ein rie­si­ger Phal­lus“ auf­ge­stellt, des­sen Spitze ei­nen Blü­ten­kranz durch­stößt.

Wie Klimaschutz betrieben wird

Um Schorn­dorf kli­ma­neu­tral zu ma­chen, hat der Ge­mein­de­rat vor ei­nem Jahr die Er­rich­tung ei­ner „Stabs­stelle Kli­ma­schutz und Mo­bi­li­tät“ be­schlos­sen. Nur die AfD-Frak­tion stimmte da­ge­gen. Ins­ge­samt 5 Ar­beits­stel­len sind zu die­sem Zweck in­zwi­schen ge­schaf­fen wor­den. Über die da­für an­fal­len­den Per­so­nal­kos­ten stand nichts in der Sit­zungs­vor­lage, au­ßer, dass die Stadt­ver­wal­tung „sich be­wusst“ sei, dass diese Stabs­stelle „Aus­wir­kun­gen“ für den Haus­halt ha­ben werde.

Da­bei war die­ser Per­so­nal­auf­wand im zu­vor ver­ab­schie­de­ten Haus­halts­plan be­reits ent­hal­ten: der Pos­ten ei­ner Lei­te­rin und der ei­nes Kli­ma­schutz­ma­na­gers so­wie ein Rad­we­ge­ko­or­di­na­tor (70%-Stelle), eine Mo­bi­li­täts­be­auf­tragte (80%-Stelle) plus Halb­tags­stelle für die As­sis­ten­tin. Die Ent­loh­nung der Lei­te­rin wurde im Haus­halts­plan auf Ta­rif­stufe EG 13 und das Ge­halt des Kli­ma­schutz­ma­na­gers auf EG 12 fest­ge­setzt. Die Mo­bi­li­täts­be­auf­tragte und der Rad­we­ge­ko­or­di­na­tor wer­den mit EG 11 ent­lohnt, die As­sis­tenz mit EG 7

Im ak­tu­el­len Haus­halts­plan sind diese fi­nan­zi­el­len „Aus­wir­kun­gen“ nicht so ohne wei­te­res zu fin­den. Erst wie­der­hol­tes Nach­fra­gen bei der Pres­se­stelle er­gab, dass diese „mit­auf­ge­führt“ seien im Teil­haus­halt „In­fra­struk­tur und Land­schafts­pflege“. Dort wird im Un­ter­punkt „Um­welt­schutz­maß­nah­men“ der Per­so­nal­auf­wand der Stabs­stelle Kli­ma­schutz mit 324.600 Euro pro Jahr an­ge­ge­ben.

„Wie Kli­ma­schutz be­trie­ben wird“ wei­ter­le­sen

„Hört sich gut an“

Ge­denk­tag
Das Motto des heu­ti­gen „Tags ge­gen Lärm“ lau­tet: „Hört sich gut an.“ Des­halb sei hier ein Zi­tat des fran­zö­si­schen Phi­lo­so­phen Blaise Pas­cal an­ge­führt: „Al­les Un­glück der Men­schen ent­steht durch ihre Un­fä­hig­keit, in Ruhe in ei­nem Raum zu ver­wei­len.“

Eine sol­che „Stille mit uns ganz al­lein“ ist nach An­sicht der ame­ri­ka­ni­schen Psy­cho­lo­gin Dr. Anne Wil­son Schaef ein grund­le­gend mensch­li­ches Be­dürf­nis, kein Lu­xus, son­dern ab­so­lute Not­wen­dig­keit. Gleich­wohl werde sie zu sel­ten prak­ti­ziert, denn: „Wann hast du das letzte Mal ver­sucht, ganz al­lein still in ei­nem Raum zu sit­zen – ohne Fern­se­her, ohne Ra­dio, ohne Te­le­fon?“

Man müsse, meint sie, da­für gar keine be­son­dere Tech­nik an­wen­den. Es rei­che, ein­fach da­zu­sit­zen, und in die­sem Al­lein­sein zu­sam­men mit der Stille ab­zu­war­ten, was sie uns mit­tei­len wolle. Na­tür­lich kön­nen wir sie nur dann hö­ren, wenn wir das Ge­dan­ken­ka­rus­sell im Kopf aus­blen­den. Sie emp­fiehlt: „Pro­biere es mal aus, dei­nem Be­dürf­nis für eine sol­che Zeit der Stille nach­zu­ge­ben – selbst wenn du meinst, dass du sie gar nicht brauchst.“

Kriegspropaganda überwinden

Ge­denk­tag
Heute ist „In­ter­na­tio­na­ler Tag der Part­ner­städte“. Der letzte Sonn­tag im April wurde 1963 erst­mals für diese Form prak­ti­zier­ter Völ­ker­ver­stän­di­gung aus­ge­ru­fen. Ihr Ziel ist die Aus­söh­nung und der Frie­den zwi­schen Men­schen, die sich einst im Krieg ge­gen­über­stan­den. In Schorn­dorf be­steht bei­spiels­weise die Part­ner­schaft mit dem fran­zö­si­schen Tulle seit 1969. Auf diese Weise ha­ben die Men­schen bei­der Städte er­folg­reich die Pa­ro­len aus dem Krieg über­wun­den und statt­des­sen freund­schaft­li­che Bande über Gren­zen hin­weg ge­knüpft. Frie­den und Völ­ker­ver­stän­di­gung er­schei­nen in­zwi­schen ganz nor­mal. Dies ist ein Er­folg, den man nicht ge­ring schät­zen sollte. Im­mer­hin wur­den un­sere fran­zö­si­schen Nach­barn frü­her per Kriegs­pro­pa­ganda als „Erz­feind“ be­zeich­net.

Wie das da­mals war, kann man im „Schorn­dor­fer An­zei­ger vom 6. De­zem­ber 1918 nach­le­sen: Der 1. Welt­krieg war be­en­det, und in Schorn­dorf häng­ten die Men­schen vol­ler Freude an al­len Häu­sern Fah­nen aus den Fens­tern. Die Zei­tung schreibt dazu: „Un­glaub­lich aber wahr ist es, daß an ei­nem hie­si­gen Haus un­ter den De­ko­ra­ti­ons­fähn­chen sich auch ein blau-weiß-ro­tes (fran­zö­si­sche Tri­ko­lore) be­fun­den hat.“ Auf of­fen­bar sehr ent­rüs­tete Kri­tik hin wurde es dann wie­der ent­fernt.

„Kriegs­pro­pa­ganda über­win­den“ wei­ter­le­sen

Führung „Grabsteine erzählen von Frauen“

An­kün­di­gung
Hätte Irene Beiss­wan­ger den Na­men ih­rer Schwä­ge­rin nicht auf dem Ge­denk­stein am Fa­mi­li­en­grab im Al­ten Fried­hof ein­gra­vie­ren las­sen, wüss­ten wir heute nicht, dass die erste Rich­te­rin Würt­tem­bergs aus Schorn­dorf stammt: Dr. Ilse Beiss­wan­ger. Sie war eine Nach­fah­rin des Lö­wen­braue­rei-Be­sit­zers.

Antje Schaal von der Frau­en­ge­schichts­werk­statt hat ihre Ge­schichte er­forscht. Stadt­rä­tin Kirs­ten Katz wird diese bei ih­rer Füh­rung „Grab­steine er­zäh­len von Frauen“ ebenso wei­ter­ge­ben, wie wei­tere in­ter­es­sante Fak­ten über Schorn­dor­fe­rin­nen, die in der Ge­schichts­schrei­bung sonst ver­ges­sen wor­den wä­ren.

Ihre Füh­rung auf dem Al­ten Fried­hof am kom­men­den Sonn­tag, 24. April, be­ginnt um 11 Uhr und kos­tet 6 Euro. Treff­punkt ist der Haupt­ein­gang an der Burg­straße. Eine An­mel­dung über die Stadt­info ist er­wünscht, aber nicht zwin­gend. Kurz­ent­schlos­sene kön­nen auch ohne kom­men. Für alle gilt: „Bitte Geld pas­send mit­brin­gen“.

Wie Denkmalschutz betrieben wird

An­sicht Meie­rei mit ge­plan­tem An­bau (Ent­wurf: a+b freie ar­chi­tek­ten)

Ge­denk­tag
Heute vor 40 Jah­ren wurde der 18. April zum In­ter­na­tio­na­len Denk­mal­tag er­klärt. Nur ein Jahr spä­ter, näm­lich 1983, ließ der da­ma­lige OB Hanke die Schorn­dor­fer Alt­stadt als Ge­samt­an­lage un­ter Denk­mal­schutz stel­len. Ihr Er­schei­nungs­bild, das durch (nach-)​mittelalterliche Bau­sub­stanz in­ner­halb der frü­he­ren Stadt­mauer ge­prägt ist, wurde da­mals per Ver­ord­nung als schüt­zens­wert er­klärt, ins­be­son­dere die gie­bel­stän­di­gen Fach­werk­häu­ser. Das Meierei­ge­bäude am Ar­chiv­platz, in dem die neue Stadt­bü­che­rei ent­ste­hen soll, war be­reits 1928 ins Lan­des­ver­zeich­nis würt­tem­ber­gi­scher Bau­denk­male ein­ge­tra­gen wor­den.

Warum der dort ge­plante An­bau aus Be­ton durch­aus mit ei­nem sol­chen Denk­mal­schutz ver­ein­bar sei, er­klärte vor vier Jah­ren To­bias Panke, zu­stän­di­ger Ge­biets­re­fe­rent für Schorn­dorf, auf An­frage so: Denk­mal­pflege be­deute „im All­ge­mei­nen“ nicht, „Neu­bau­ten zu ver­hin­dern, Re­kon­struk­tio­nen zu be­für­wor­ten oder Blend­ar­chi­tek­tur zu för­dern“. Son­dern: Die Auf­gabe des Denk­mal­amts sei, „Be­ein­träch­ti­gun­gen des Denk­mals ab­zu­weh­ren und ge­gen­über an­de­ren öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ab­zu­wä­gen“.

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Die acht Aufrechten

Kom­men­tar
Man muss kein Ma­the-As sein, um sich aus­zu­rech­nen, dass an­ge­sichts ex­plo­die­ren­der Ma­te­ri­al­kos­ten der Bü­che­rei-Neu­bau fi­nan­zi­ell ge­se­hen ein Fass ohne Bo­den wer­den wird. In der Ge­mein­de­rats­sit­zung, in der die­ser mehr­heit­lich be­schlos­sen wurde, sagte Rechts­an­walt Dr. Frank Mei­nin­ger, dass, falls die Bau­stoff­preise in un­er­war­tet ho­hem Aus­maße stei­gen, „ein Ge­schäfts­part­ner ir­gend­wann nicht mehr an den Ver­trag ge­bun­den“ sei. Wor­auf­hin Bür­ger­meis­ter Eng­lert un­um­wun­den zu­gab: Im schlimms­ten Fall müsse man die Mehr­kos­ten „aus ei­ge­nen Mit­teln fi­nan­zie­ren“. Diese „ei­ge­nen“ Mit­tel sind nicht seine. Es sind die Steu­ern der Bür­ger­schaft, die er im Haus­halt der Stadt nur zu ver­wal­ten hat.

Im OB-Wahl­kampf vo­ri­ges Jahr hatte sich der Kan­di­dat Rei­ners ein­deu­tig für die neue Stadt­bü­che­rei aus­ge­spro­chen – und un­ter­lag Bernd Hornikel. Die­ser hatte noch im No­vem­ber ex­pli­zit er­klärt: „Es ist nicht die Zeit für Pres­ti­ge­pro­jekte“. In der Sit­zung am Don­ners­tag hin­ge­gen sagte er nun, „gu­ten Ge­wis­sens“ für die Bau­maß­nah­men stim­men zu kön­nen. Dar­über wird der eine oder die an­dere ent­täuscht sein, sich mög­li­cher­weise gar getäuscht füh­len. Nun kann man dar­über strei­ten, was als „Pres­ti­ge­pro­jekt“ gilt und was nicht. Doch hat der neue OB in die­ser Sit­zung selbst das Wort „Leucht­turm­pro­jekt“ aus­ge­spro­chen.

„Die acht Auf­rech­ten“ wei­ter­le­sen
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