Kommentar«
Corinna Wahala nutzte die Bürgerfragestunde der jüngsten Gemeinderatssitzung, um dem Gremium ein „herzliches Dankeschön“ auszusprechen. Nämlich dafür, dass es „die Stimme der Bürgerschaft wahrgenommen“ und die Kürzung der Öffnungszeiten des Freibads wieder zurückgenommen habe. Sie selbst hatte im vorigen Jahr zusammen mit weiteren Frauen 200 Unterschriften für diese Forderung gesammelt.
OB Hornikel bedankte sich für das Lob und erklärte launig, dass ihm weitere Wortmeldungen in Form solcher Dankesreden durchaus ebenso willkommen seien.
Kann er haben.
Er braucht einfach nur gute Arbeit zu machen. Ansatzpunkte gibt es genug, um die Anliegen der Bürgerschaft adäquat zu bedienen, allen voran: die Kinderbetreuung.
Auch hier hatte die Verwaltung die Kürzung der Betreuungszeiten – genau wie beim Freibad – mit Personalmangel begründet. Gleichzeitig wurde allerdings, wer sich als Erzieherin bei der Stadt bewarb, nicht etwa, wie man erwarten würde, mit Handkuss genommen, sondern ausgesprochen stiefmütterlich behandelt und schließlich abgelehnt.
Tatsache ist: Seit Jahrzehnten (!) weigern sich die Herren in der Stadtverwaltung, eine anständige Kinderbetreuung auf die Beine zu stellen. Sie verwenden das Steuergeld von berufstätigen Frauen lieber für ihre eigenen Lieblingsprojekte.
Es musste erst ein Gesetz erlassen werden, um die Stadtväter zu zwingen, diese Pflichtaufgabe der Daseinsfürsorge ernst zu nehmen. Und immer noch stellen sie sich bockig an, statt mit Engagement und Kreativität Lösungen zu suchen.
So machte man sich beispielsweise bei der Besetzung der Fachbereichsleitung für die kommunale Kinderbetreuung noch nicht einmal die Mühe, eine Fachkraft zu gewinnen, sondern stellte jemanden ohne jegliche Erfahrung auf diesem Gebiet ein.
In hiesigen Grundschulen wird die Kernzeitbetreuung durch ehrenamtliche Kräfte abgedeckt. In Kitas sei das angeblich aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich. Das ist unglaubwürdig. Das passt nicht zusammen. Es wirkt so, als diene dies als Ausrede, um von fehlendem Können bzw. Wollen abzulenken.
In Urbach gibt es nämlich im Rathaus eine engagierte Fachfrau, die für die Kinderbetreuung tätig ist. Und sie – o Wunder! – schafft es, dass berufstätige Mütter dort tatsächlich bekommen, was sie mit Fug und Recht erwarten können für ihr Geld, und was Voraussetzung ist für ihre Berufstätigkeit: Kinderbetreuungszeiten bis 17 Uhr.
Leider ist bei Männern oft, und somit auch im Rathaus, das Konkurrenzdenken stärker ausgeprägt als ihr Wille, gute Arbeit abzuliefern. Vor allem in Spitzenpositionen. Bekanntermaßen hat Hornikels Vorgänger bei der Besetzung von Leitungsfunktionen vorrangig solche gewählt, die nicht kompetenter sein durften als er. Und jetzt haben wir den Salat.
Ausbaden müssen das dann die Bürgerinnen: Sie bezahlen mit ihren Steuergeldern Angestellte, die nicht die zu erwartende Leistung bringen, sprich: die beste Lösung zu suchen für das Beste, was wir haben: nämlich unsere Kinder.
Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es im Rathaus einen Chef. Seine Aufgabe ist es, den nötigen Einsatz durch Motivationsgespräche sicherzustellen. Oder notfalls durch eine Umbesetzung dafür zu sorgen, dass der Laden läuft.
Dann klappt es auch mit dem Lob von der Bürgerin.