Kommentar
Unlängst hat der Gemeinderat der Gründung eines Eigenbetriebs „Citymanagements“ zugestimmt, für das 100.000 Euro unserer Steuergelder eingesetzt werden [dazu s. Nachtrag „1,6 Millionen…“]. Ziel ist, die Innenstadt mit Leben zu erfüllen, und damit die Menschen nicht noch mehr im Internet kaufen. Jetzt hat die Verwaltung den Krämermarkt im März abgesagt. Ja was denn nun?
Ach so, die Innenstadtgeschäfte würden davon nicht profitieren. Ok, das ist ein berechtigter Einwand. Aber was ist mit den übrigen Menschen hier? Sind sie nur Nummern und Zahlen, nach denen die Stadt Steuergelder zugeschrieben bekommt? Werden sie nur noch als Statisten wahrgenommen? Kürzlich hieß es aus dem Rathaus, dass man auf den Bänken am Marktplatz nicht mehr sitzen darf. Die Bänke gehörten zwar zum Stadtbild, offenbar aber nicht für die Menschen selbst hingestellt. So, als fungierten diese lediglich, um jenes Stadtbild aufzuhübschen. Es scheint, dass der Lockdown und somit der fehlende Besucherverkehr auch in der Verwaltung seine Spuren hinterlassen und deren Angestellte von der Bevölkerung entfremdet hat.
Zur Erinnerung: Menschen, das sind jene Wesen, die in dieser Stadt leben. Die hier arbeiten, einkaufen, wohnen, die einander brauchen, die sich gegenseitig helfen, sich austauschen, ermutigen, trösten, gemeinsam lachen und träumen. Die lebendig sind. Die nicht nur als Zahlen in einer Statistik vorkommen. Und in deren Diensten die Verwaltung steht.
Wieso verwehrt man ihnen einen Krämermarkt? Weil die Einzelhändler dann benachteiligt würden. Ja, das haben wir verstanden. Aber muss das denn zwangsläufig so sein? Gibt es denn nur ein Entweder-Oder? Warum sollten die Geschäftsinhaber nicht ebenfalls einen Stand vor ihrem Laden aufstellen, um ihre Socken, Töpfe und liebenswerten Schnickschnack zu verkaufen? Sogar Friseure könnten dort Haare schneiden. Man muss ja nicht so weit gehen, wie es im Mittelalter Usus war, als der Bader vor Publikum sogar schmerzende Zähne zog.
Es zeichnet den Menschen aus, dass er die Gabe zur Kreativität hat. Wenn dem nicht so wäre, müssten wir keine Angestellten in der Verwaltung bezahlen. Es würde reichen, einen Computer mit Verordnungen zu füttern, der dann nur das Ergebnis „erlaubt“ oder „nicht erlaubt“ ausspuckt.