Ankündigung«
Zur Enthüllung eines Mahnmals lädt die Stadtverwaltung die gesamte Bürgerschaft am heutigen Montag, 1. April, an die Westseite des Rathauses ein. Der Trinkbrunnen, der dort zur Gartenschau installiert wurde, jedoch nach kurzer Lebensdauer bereits den Geist aufgab und seither funktionslos rumsteht, wird mit einer Inschrift versehen, die an diesem Beispiel vor der Verschwendung von Steuergeldern warnen will.
Gespendet wurde die Inschrift-Tafel von CDU-Stadtrat Manfred Bantel – quasi als Abschiedsgeschenk und Vermächtnis, da er bei der nächsten Gemeinderatswahl nicht mehr antritt. Als Diplom-Kaufmann ist er einer der wenigen in diesem Gremium, die den verantwortungsvollen Umgang mit Geld noch gelernt haben. Das ist auch der Grund, weshalb er dem städtischen Haushaltsplan 2023 seine Zustimmung verweigerte.
Der Trinkbrunnen steht stellvertretend für alle Brunnen in der Stadt, die teilweise stillgelegt sind, wie etwa jener im Finanzamtshof, oder der „Kindlesbrunnen“ an der Kirche. Das Becken vom „Brünnele“, das dem Wohngebiet neben der Schlosswallschule seinen Namen gibt, ist sogar zubetoniert worden. Für Bantel ist der Trinkbrunnen ein klassisches Beispiel dafür, dass man immer was Neues anschafft, statt das Alte zu pflegen.
„Das entspricht nicht dem Gedanken der Nachhaltigkeit“, erklärt er mit einem kleinen Seitenhieb auf jene Gemeinderatsmitglieder, die dieses Wort gern im Mund führen. Zumal auch Oberbürgermeister Hornikel bereits davon träumt, auf dem Unteren Marktplatz „Wasserspiele“ installieren zu lassen – gedankliche Assoziationen mit Parks an Fürstenhöfen inbegriffen.
Das Mahnmal steht somit also an der richtigen Stelle. Und es versinnbildlicht den Nachhaltigkeitsgedanken, weil etwas Bestehendes dafür genutzt wurde. Noch einen Vorteil hat es: Direkt am Rathaus gelegen, kann es im Idealfall allen StadträtInnen auf dem Weg zur Sitzung ins Auge fallen, und somit in ihr Abstimmungsverhalten einfließen.
Das Mahnmal symbolisiere nämlich laut Bantel auch all die großen Investitionen, die zwar „herrlich einzuweihen“ seien, die aber allesamt sehr hohe Folgekosten mit sich bringen, was man beim Baubeschluss oft übersehe. Der Text der Inschrift lautet daher:
„An die Mitglieder des Gemeinderates:
Bedenket klug, wofür Ihr das Geld, das nicht Eures ist, ausgebt!
Was angeschafft wird, will auch gepflegt sein.
Wer Folgekosten ignoriert, handelt kurzsichtig.
Ein guter Haushälter verzichtet im Zweifelsfall zu investieren.“
Wer Manfred Bantels Wirken im Gemeinderat verfolgt hat, weiß, worauf er damit anspielt: Er hatte als einer von 8 Ratsmitgliedern im April 2022 gegen den Bau der Bücherei gestimmt. Seine Prognose lautet: Mit den 8,5 Millionen Euro, für die sie angeblich zum „Festpreis“ entstehe, werde der Bauherr, die Stadt, nicht hinkommen.
Zum einen, weil die Einrichtung darin nicht enthalten sei, zum anderen, weil es im Vertrag eine „open book“-Klausel gibt, mit der sich der Bauunternehmer die Kosten für gestiegene Materialpreise von der Stadt zusätzlich erstatten lassen kann. Der Kaufmann Bantel rechnet daher mit Endkosten von 11,5 Millionen Mark – noch ohne Bücher.
Bei der Enthüllung heute Nachmittag um 16 Uhr wird er ebenso anwesend sein wie der Oberbürgermeister und Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen. Ein kleiner Umtrunk, finanziert vom Stifter, schließt sich an.
s.a. „April! April!“ vom 2. April
Korrektur (17. Oktober 2024):
In der ursprünglichen Fassung war die Westseite des Rathauses fälschlicherweise als Ostseite bezeichnet worden.