Zwei Jahre Bernd Hornikel als OB

Kom­men­tar«
Heute vor ex­akt zwei Jah­ren, am 15. März 2022, wurde Bernd Hornikel in sein Amt als Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Schorn­dorf ein­ge­setzt. Ein Vier­tel sei­ner Amts­zeit hat er also jetzt hin­ter sich.

Wenn je­mand so ein ho­hes Amt an­strebt und die­ser je­mand ist eine Frau, wird meist ge­arg­wöhnt: „Kann die das denn?!“ – selbst wenn sie hohe Qua­li­fi­ka­tio­nen auf­weist. Ist hin­ge­gen die­ser je­mand ein Mann, heißt es eher zu­ver­sicht­lich: „Der wächst da rein!“ – auch wenn er nur we­nig bis gar keine Er­fah­rung mit­bringt.

Im Fall Hornikel muss man be­rück­sich­ti­gen, dass er in Schorn­dorf ein be­son­ders schwe­res Erbe an­trat, weil sein Vor­gän­ger ei­nen ex­or­bi­tan­ten Schul­den­berg ge­ne­riert hat. Das neue Lu­xus­do­mi­zil der Stadt­werke, das die­ser als de­ren Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der ge­neh­migte, hat der GmbH das Ge­nick ge­bro­chen, wor­auf­hin er sich nach Ess­lin­gen ab­setzte. Seit­her kön­nen näm­lich die Stadt­werke das jähr­li­che De­fi­zit des Hal­len­bads nicht mehr auf­fan­gen.

Bernd Hornikel trat be­züg­lich Stadt­fi­nan­zen deut­lich ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ter auf, als er sich vor der Wahl klar ge­gen ei­nen Pres­ti­ge­bau „Stadt­bü­che­rei“ aus­sprach. Doch kaum im Amt, ließ er sich von des­sen Be­für­wor­tern „über­zeu­gen“, wie er an­gab, und mu­tierte zum glü­hen­den Ver­fech­ter des Pro­jekts – sehr zur Ent­täu­schung je­ner Wäh­ler, die sich auf sein Wort ver­las­sen hat­ten.

Po­si­tiv auf­ge­fal­len ist hin­ge­gen, dass Hornikel nicht wie sein Vor­gän­ger stän­dig per Foto in der Zei­tung auf­taucht. Man­che, die di­rekt mit ihm zu tun ha­ben, er­klä­ren zu­dem, dass er „mensch­li­cher“ sei als je­ner. In der Ge­mein­de­rats­sit­zung kann er frei­lich auch an­dere Töne an­schla­gen, wenn er etwa den sach­li­chen Re­de­bei­trag ei­ner Stadt­rä­tin als „po­le­misch“ be­zeich­net, nur weil er selbst eine an­dere Mei­nung hat.

Auch Men­schen in der Bür­ger­fra­ge­stunde wer­den von ihm schon mal ab­ge­kan­zelt, wie un­längst jene aus Mie­dels­bach, die sich für den Er­halt ih­res Pau­lus­hau­ses ein­set­zen. Als da eine dritte Per­son ihre Ar­gu­mente vor­brachte, kam vom OB ein un­wil­li­ges „Wol­len Sie jetzt alle ein­zeln spre­chen?!“

Seine Ab­sicht, der „Ober­bür­ger­meis­ter für alle“ zu sein, schei­tert oft an der All­tags­rea­li­tät. Zwar lädt er mo­nat­lich zu ei­ner „Sprech­stunde“ ein, um, „al­len Schorn­dor­fe­rin­nen und Schorn­dor­fern die Mög­lich­keit zu ge­ben, ihre An­lie­gen di­rekt mit ihm zu be­spre­chen“. Kürz­lich ver­schickte das Rat­haus je­doch eine E‑Mail: „Bitte die so­eben ver­schickte Pres­se­mit­tei­lung der OB-Sprech­stunde nicht ver­öf­fent­li­chen. Die Plätze sind voll.“

Da könnte man glatt arg­wöh­nen, dass un­ser Stadt­ober­haupt sein Amt als ei­nen „Ich stem­pel‘ um 17 Uhr aus“-Job ver­steht. Zu­mal wie­der­holt auch Aus­schuss­sit­zun­gen aus­fal­len, weil an­geb­lich nichts an­stehe. Gleich­zei­tig wurde das Thema Wind­rä­der für eine Stel­lung­nahme nicht recht­zei­tig be­ra­ten, son­dern erst nach Ab­ga­be­ter­min, was im Ge­mein­de­rat hef­tig ge­rügt wurde. Da­bei hat Hornikel un­längst ver­kün­det, er wolle nicht für den Kreis­tag kan­di­die­ren, weil er sich „voll und ganz“ Schorn­dorf wid­men möchte.

Hier aber klemmt und knirscht es im­mer häu­fi­ger oder viel­leicht auch nur of­fen­sicht­li­cher: Da über­sah man, dass Stadt­rat Kost bei ei­ner Ab­stim­mung be­fan­gen war, da wer­den Sit­zungs­vor­la­gen schlam­pig for­mu­liert. Und jüngst wurde ein Mit­glied in den Wahl­aus­schuss be­ru­fen, das nicht wähl­bar war. Selbst­ver­ständ­lich kann sich ein Ober­bür­ger­meis­ter nicht um all das per­sön­lich küm­mern, aber ver­ant­wort­lich ist er den­noch. Es hilft schon viel, wenn er mit gu­tem Bei­spiel vor­an­geht.

Lei­der legt er je­doch Ge­setze gern mal nach ei­ge­nem Gusto aus. Laut Ge­mein­de­ord­nung ist er zur po­li­ti­schen Neu­tra­li­tät ver­pflich­tet. Gleich­wohl trat er be­reits zwei­mal bei ei­ner De­mons­tra­tion ge­gen die AfD auf – wie er be­tonte, als „Pri­vat­mann“. Aber ein Ober­bür­ger­meis­ter ist in sei­ner Stadt im­mer Ober­bür­ger­meis­ter. Ge­nauso we­nig kann ein Geist­li­cher ar­gu­men­tie­ren, er habe nicht als Pfar­rer, son­dern als Pri­vat­mann ein Bor­dell be­sucht.

Vor Schorn­dorf und sei­nen Ein­woh­ne­rIn­nen lie­gen jetzt noch sechs Jahre Amts­zeit von Bernd Hornikel. Gut für die De­mo­kra­tie: Im Juni fin­den Ge­mein­de­rats­wah­len statt. Sie bie­ten die Mög­lich­keit, Men­schen in die­ses Gre­mium zu wäh­len, die nicht nur die Stadt mit dem OB zu­sam­men „ge­stal­ten“ wol­len, son­dern ihr Amt in ers­ter Li­nie darin se­hen, die Stadt­ver­wal­tung zu kon­trol­lie­ren. Die Wäh­ler­schaft hat es in der Hand.

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