Kommentar
Ich habe den Planern, die den Archivplatz aufhübschen sollen, Unrecht getan. Sie traten in der Video-Konferenz zur Bürgerbeteiligung keineswegs mit hochtrabenden Theorien und wichtig klingenden Worten auf. Sie haben sich aufmerksam die Probleme und Wünsche der AnwohnerInnen angehört. Der Moderator, Chef-Planer Bodo Schwieger, erklärte auch, dass er bereits Institutionen wie Amtsgericht und Schule sowie Verbände, etwa Fahrradverein und Seniorenforum, zum Thema „Aufenthaltsqualität auf dem Archivplatz“ befragt habe.
Er versprach, dass die Stellungnahmen der AnwohnerInnen in die Planung „einfließen“ werden. Drei Varianten will sein Büro entwickeln, die dann im Herbst in einem Workshop erneut einer Bürgerbeteiligung unterzogen werden. Danach sollen die vorgeschlagenen Ideen als „Pop-up-Maßnahmen“ auf dem Platz aufgestellt werden.
Mütter und Schlosswallschule möchten, dass Kinder den Platz gefahrenfrei überqueren können. Fahrradfahrer wünschen sich Abstellplätze für ihre Räder. Jedoch alle Gewerbetreibende und Anwohner sagen, sie brauchen die Parkplätze dort und können auf keinen einzigen verzichten.
Mehrfach erklärte Bodo Schwieger, dass unser Oberbürgermeister von einem autofreien Archivplatz träumt. Auf die Frage, wie der aussehen solle, sagte er: „Manche Städte legen ein schönes Pflaster an, einen Spielplatz, ein Schachbrett und stellen Stühle raus.“ Die Reaktion einer Bürgerin dazu: Das haben wir im Schlosspark schon – gleich nebenan. Und als Schwieger anführte, dass, wenn die Parkplätze wegfielen, mehr Leute aufs Fahrrad umsteigen würden (zumal ein „schickes“ E‑Bike inzwischen auch ein Statussymbol sei), meinte sie, sie sehe in ihrem Umfeld, dass Menschen mit zunehmendem Alter, eher umgekehrt, nicht mehr so gern mit dem Rad führen.
Nun fragt man sich, wie sinnvoll es ist, eine Bürgerbefragung von einem Planungsbüro durchführen zu lassen, das mit der Umgestaltung dessen, was ist, Geld verdient. Ist ernsthaft zu erwarten, dass unter den drei Varianten im Herbst mindestens eine sein wird, die den Bestand der Parkplätze erhält?
Und warum fragt eigentlich der Oberbürgermeister nicht selbst die Anwohnerschaft zu diesem Thema? Und zwar, bevor er ein solches Büro beauftragt?