Anna Haag im „poetischen Porträt“

Buch­be­spre­chung
Über Anna Haag, die Pa­zi­fis­tin aus Alt­hütte, ist jetzt im 8grad-Ver­lag ein Buch er­schie­nen. Zu die­sem Zweck hat die His­to­ri­ke­rin Dr. Ga­briela Katz sich Anna Haags Ta­ge­bü­cher, in de­nen diese ab 1940 un­ge­schminkt Kri­tik am NS-Re­gime übt, als Vor­lage ge­nom­men. Ent­stan­den ist dar­aus ein „poe­ti­sches Por­trät ei­ner mu­ti­gen Frau, die in dunk­ler Zeit ihre Stimme fin­det“, wie auf dem Buch­rü­cken an­ge­kün­digt wird.

Anna Haag wählte da­mals den un­be­que­me­ren Weg. Statt in der Menge mit­zu­schwim­men und sich so­mit zu den „Gu­ten“ zäh­len zu dür­fen, ließ sie sich nicht von der Pro­pa­ganda ver­füh­ren. Die bei Kriegs­be­ginn 51-jäh­rige Haag be­wahrte sich eine Ei­gen­schaft, die an­dere of­fen­bar ver­lo­ren hat­ten, näm­lich: selbst zu den­ken. So no­tierte sie An­fang 1941 fast er­staunt: „Zu­wei­len habe ich den Ein­druck, als ob ein Mas­sen­wahn­sinn das deut­sche Volk er­grif­fen habe und als ob ein Ge­hirn­schwund um sich fräße. Den­ken ist heute über­haupt nicht mehr Mode.“

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„Wir haben Ihnen vertraut, Herr Englert“

Gast­bei­trag von An­dreas Schnei­der
Zum Pro­blem der Zu­schüsse für Kul­tur­trei­bende an­ge­sichts lee­rer Kas­sen äu­ßerte sich Stadt­rat An­dreas Schnei­der im Rah­men der Haus­halts­be­ra­tun­gen am 17. No­vem­ber.
Hier sein Re­de­bei­trag im Wort­laut:

Wir hat­ten als Ge­mein­de­rat drei Klau­su­ren, die teil­weise kost­spie­lig wa­ren. Dort hat die Ver­wal­tung uns haar­ge­nau auf­ge­lis­tet, wel­che Gel­der in wel­chen Fach­be­rei­chen ein­ge­spart wer­den kön­nen. Und Herr Eng­lert hat uns ei­nen Be­trag ge­nannt, wie viel der Ge­mein­de­rat ein­spa­ren spa­ren muss, da­mit der Haus­halt zu­kunfts­fä­hig bleibt. 3 Mil­lio­nen Euro wur­den uns ge­sagt. Und wir ha­ben Ih­nen ver­traut, Herr Eng­lert.

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Zur-Kasse-bitten ist das neue Sparen

An­kün­di­gung
Am heu­ti­gen Don­ners­tag, 8. De­zem­ber, dis­ku­tiert der Ver­wal­tungs­aus­schuss über wei­tere An­träge der Rat­haus­spitze, wie man mehr Geld in die Stadt­kasse be­kommt. Dar­un­ter: hö­here Ge­büh­ren für Dienst­leis­tun­gen des Rat­hau­ses und hö­here Ein­tritts­preise für die For­scher­fa­brik. Kin­der sol­len dort künf­tig 3 Euro statt 2,50 Euro zah­len. Die Fa­mi­li­en­karte soll 50 statt 40 Euro kos­ten.

Zu­dem will man die Be­treu­ung in Kin­der­ta­ges­stät­ten auf 40 Wo­chen­stun­den her­un­ter­fah­ren. Dies würde Per­so­nal­kos­ten in Höhe von 330.000 Euro ein­spa­ren. Be­trof­fen von die­ser Kür­zung seien 189 Fa­mi­lien.

Gleich­zei­tig stei­gen die Aus­ga­ben für Rat­haus­per­so­nal durch Be­för­de­run­gen (ab S. 477 im Haus­halts­plan-Ent­wurf). So wird die Lei­te­rin der „Stabs­stelle Kli­ma­schutz“ – keine zwei Jahre nach de­ren Ein­rich­tung – um eine Be­sol­dungs­stufe hö­her ent­lohnt, ebenso die As­sis­tenz­stelle dort. Die 70-Pro­zent-Stelle des Rad­we­ge­ko­or­di­na­tors (vom Land ge­för­dert) wird auf eine Ganz­tags­stelle auf­ge­stockt, was zu Las­ten der Stadt­kasse geht. Zu­dem habe es in der „Stabs­stelle Di­gi­ta­li­sie­rung“ per­so­nelle Zu­gänge ge­ge­ben, um die Ver­wal­tung „zu­kunfts­fä­hig“ zu hal­ten.

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Doku über Stuttgart 21: „Das Trojanische Pferd“

An­kün­di­gung
„Die Kri­ti­ker hat­ten in al­lem Recht: Der Bahn­hof ist viel zu klein, brand­ge­fähr­lich und ex­trem kli­ma­schäd­lich.“ So steht es im Flug­blatt, mit dem auf den Film „Das Tro­ja­ni­sche Pferd – Stutt­gart 21“ auf­merk­sam ge­macht wird. Die­ser wird am Mitt­woch, 7. De­zem­ber, im Ma­nu­fak­tur-Kino „Kleine Fluch­ten“ ge­zeigt. Be­ginn ist 19 Uhr. Die Pre­miere die­ser Doku war in Stutt­gart erst vor zwei Wo­chen.

„Der Film schil­dert die Ent­ste­hung des Pro­jekts Stutt­gart 21 als rei­nes Im­mo­bi­len- und Tun­nel- und Bau­pro­jekt, als Zer­stö­rung ei­nes best­funk­tio­nie­ren­den Bahn­hofs von An­fang an“, wird im Be­gleit­text zum Trai­ler er­klärt. Fil­me­ma­cher Klaus Gie­tinger zeigt in sei­ner Doku Zu­sam­men­hänge auf und wür­digt den – stets kon­struk­ti­ven – Wi­der­stand der Be­völ­ke­rung, der bis heute an­hält.

Der­zeit werde die Er­öff­nung der Neu­bau­stre­cke Wend­lin­gen-Ulm groß ge­fei­ert, die enorme Kos­ten­stei­ge­rung aber igno­riert. Für nur ein paar Mi­nu­ten Fahr­zeit­ge­winn seien Mil­li­ar­den Euro in diese Neu­bau­stre­cke „ver­senkt“ wor­den. Geld, das für den Aus­bau des Schie­nen-Per­so­nen-Nah­ver­kehrs fehlt. Die Kri­ti­ker des Pro­jekts sa­gen, es sei noch nicht zu spät, den fal­schen Weg zu ver­las­sen.

„Besonders wertvoll und ungewöhnlich“

Nina Gum­mich als
Alice Schwar­zer (Foto: rbb)

Ge­denk­tag
Am heu­ti­gen 3. De­zem­ber fei­ert Alice Schwar­zer ih­ren 80. Ge­burts­tag. Die Jour­na­lis­tin und Her­aus­ge­be­rin der „Emma“ ist Deutsch­lands be­kann­teste Fe­mi­nis­tin. 83 Pro­zent al­ler Deut­schen ken­nen sie, er­mit­telte 2006 das In­sti­tut Al­lens­bach, 67 Pro­zent fin­den, sie habe „viel für Frauen ge­tan“. Le­gen­där ist ihre Ak­tion „Wir ha­ben ab­ge­trie­ben“, bei der sich 374 Frauen öf­fent­li­chen zu die­sem da­mals il­le­ga­len Ein­griff be­kann­ten, um den § 218 ab­zu­schaf­fen.

Ihr zu Eh­ren zeigte die ARD am Mitt­woch ein Por­trät über sie im Spiel­film­for­mat. Dort be­weist Nina Gum­mich in der Ti­tel­rolle große Schau­spiel­kunst und bringt uns sehr über­zeu­gend die Frau hin­ter dem be­rühm­ten Na­men als Mensch nä­her. Sehr er­staunt sei sie ge­we­sen, als sie das Dreh­buch las, gab Gum­mich an. Nie hätte sie ge­dacht, wie viel Dis­kri­mi­nie­rung die Frauen noch in den 1970-er-Jah­ren er­lebt ha­ben, und wie viel von dem, was ihr heute selbst­ver­ständ­lich er­scheint, erst durch Fe­mi­nis­tin­nen er­run­gen wurde.

„„Be­son­ders wert­voll und un­ge­wöhn­lich““ wei­ter­le­sen

Merkwürdige Dinge geschehen

Kom­men­tar
Merk­wür­dige Dinge ge­sche­hen der­zeit im Ge­mein­de­rat. Da wurde der städ­ti­sche Zu­schuss für das Kul­tur­fo­rum vom Gre­mium ab­ge­lehnt (s. Be­schluss­pro­to­koll S. 10) und soll in der nächs­ten Sit­zung er­neut be­ra­ten wer­den. So et­was geht ei­gent­lich nicht. Denn ge­mäß Ge­schäfts­ord­nung § 13 (2) darf ein glei­ches Thema erst wie­der in ei­nem hal­ben Jahr auf die Ta­ges­ord­nung kom­men, es sei denn, es wür­den „neue Tat­sa­chen“ (§ 10) be­kannt­wer­den.

Auf An­frage er­klärt Sonja Schna­berich-Lang, die Kom­mu­nal­recht-Fach­frau im Rat­haus, dass es „zwin­gende Gründe“ gebe, die es er­laub­ten, sich über diese Re­gel hin­weg­zu­set­zen. Zum ei­nen be­stehe ein Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag zwi­schen Stadt und KuFo, zum an­de­ren hin­gen daran Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nisse. Sprich: Ohne Geld wür­den diese Mit­ar­bei­te­rin­nen ab Ja­nuar auf der Straße ste­hen. Das leuch­tet ein. Ist aber wirk­lich keine „neue Tat­sa­che“.

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Zu lange über die eigenen Verhältnisse gelebt

Da wünscht sich wo­mög­lich man­cher un­se­ren vor­he­ri­gen Ober­bür­ger­meis­ter zu­rück, wenn er in der Zei­tung liest, dass die­ser jetzt ein 5‑­Mil­lio­nen-Euro-Spar­pa­ket für den Stadt-Haus­halt von Ess­lin­gen er­wirkt hat. Wie hat er das ge­macht? Er er­höht die Park­ge­büh­ren und ver­zich­tet auf die Er­wei­te­rung der Stadt­bü­che­rei.

„Dies kann nur der erste Schritt in un­se­ren Be­mü­hun­gen sein, Ess­lin­gen aus fi­nan­zi­el­ler Sicht zu­kunfts­fest zu ma­chen“, wird er in den „Stutt­gar­ter Nach­rich­ten“ zi­tiert. Sein Fi­nanz­bür­ger­meis­ter Ingo Rust be­zeich­nete diese Ein­spa­run­gen als „spür­bare Ein­schnitte“, die frei­lich „noch keine tie­fen Ein­schnitte“ seien. Und er sagte „ganz klar“, dass sol­che noch kom­men wür­den und müss­ten.

Car­men Tit­tel, die Frak­ti­ons­vor­sit­zende der dor­ti­gen „Grü­nen“, stimmte dem Spar­pa­ket zu, ob­wohl es ihr nicht leicht falle, wie sie er­klärte. Doch habe sie sich an ih­ren Eid als Stadt­rä­tin er­in­nert, dem­zu­folge sie ver­pflich­tet sei, Scha­den von der Stadt ab­zu­wen­den. Mit ei­nem nicht ge­neh­mi­gungs­fä­hi­gen Haus­halt drohe in ih­ren Au­gen ein sol­cher Scha­den.

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Das sagen die Stadträte zum Haushalt (Teil II)

In ih­ren Stel­lung­nah­men zur Lage der städ­ti­schen Fi­nan­zen ver­tra­ten die Frak­ti­ons­ver­tre­ter ei­ner­seits die Hal­tung ei­nes „Wei­ter so wie ge­habt“, an­de­rer­seits mahn­ten sie ei­nen „ernst­haf­ten Spar­wil­len“ an. Hier kommt die zweite Hälfte der Red­ner zum Haus­halts­plan-Ent­wurf 2023 zu Wort:

Wer­ner Ne­her (Grüne Liste) macht sich vor­ran­gig Sor­gen um die Welt­lage, al­lem voran die Co­rona-Pan­de­mie und der Krieg in der Ukraine. Doch bö­ten, wie er meint, sol­che Zei­ten auch die Chance, „dar­über nach­zu­den­ken was we­sent­lich ist“.  Was für ihn kon­kret heißt: „Wir ste­hen auch zur neuen Bü­che­rei.“

Er habe „be­wusst keine fi­nanz­wirk­sa­men An­träge ge­stellt“, schlägt aber „kleine Ver­bes­se­run­gen“ vor, wie etwa, „eine Art Kul­tur­ta­fel“, wel­che Rest­kar­ten für Ver­an­stal­tun­gen an Men­schen gibt, „die sich das nicht leis­ten kön­nen“. Und er wünscht sich eine Part­ner­stadt in der Ukraine, um zu er­fah­ren, wie die Men­schen dort le­ben, nicht zu­letzt auch, um den Be­griff des „So­zi­al­tou­ris­mus“ zu ent­kräf­ten. Selbst­kri­tisch be­fand er: „Wenn ich die schwarze Süd­fas­sade des neuen Stadt­wer­ke­ge­bäu­des sehe, är­gere ich mich im­mer noch dar­über, nicht frü­her mas­si­ver dar­auf ge­drängt zu ha­ben, dass dort über­all Pho­to­vol­taik ange­bracht wird.“

„Das sa­gen die Stadt­räte zum Haus­halt (Teil II)“ wei­ter­le­sen
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