Gerald Junginger, Peter Schwan und Jochen Schäfer beantragen im Gemeinderat offiziell, die Grundsteuer-Reform nicht dafür zu nutzen, zusätzliches Geld in die Schorndorfer Stadtkasse zu spülen. Diese drei Stadträte der FDP/FW-Fraktion plädieren daher in ihrem Antrag, dass der Gemeinderat einen Hebesatz von 216 für die Grundsteuer B beschließen möge.
Denn ihre Fraktion sei mit der „klaren Aussage im Gemeinderatswahlkampf angetreten“, die Grundsteuerreform „ergebnisneutral“ umzusetzen, so dass in der Summe am Ende den GrundbesitzerInnen nicht mehr Geld als vorher abgenommen werde.
Ein Hebesatz von 260 hingegen würde bedeuten, dass „besonders alte Wohnungen belastet“ würden. Da diese „oftmals günstig und an sozial Schwache vermietet“ würden, käme die Grundsteuererhöhung einer „kalten Mieterhöhung“ gleich: „Das ist nicht akzeptabel.“
Desgleichen wollen sie den Altbestand an Gebäuden in der Innenstadt nicht mit zusätzlichen Steuern belegen, da dort die Gewerbetreibenden durch den Trend zum Onlineshopping ohnehin schon „stark zu kämpfen“ haben.
Die Politik in Berlin und Stuttgart habe „zugesichert“, dass die Reform „ergebnisneutral“ umgesetzt werde. Daher fordern die drei Räte die Stadtverwaltung auf, „bei sich selbst Einsparungen“ zu finden, statt „pauschal die Einnahmenseite auf Kosten der Bürger zu erhöhen“.
Ihr Fraktionskollege Gerhard Nickel hatte freilich am Donnerstag in „Schorndorf aktuell“ die Erhöhung der Grundsteuer für unumgänglich erklärt. Seine Begründung: Einsparungen, wie die Reduzierung der Freibad-Öffnungszeiten oder die nächtliche Lichtabschaltung in Wohngebieten, scheiterten am Widerstand der Bevölkerung.
Nickel glaubt: „Jetzt den niederen Hebesatz zu wählen, verbunden mit der Aussicht, dass dann im nächsten Jahr dessen Erhöhung fest eingeplant wird, fördert die Staatsverdrossenheit und nimmt unsere Einwohner nicht ernst.“
Auch die CDU hatte noch im Wahlkampf erklärt, für eine aufkommensneutrale Steuerreform zu sein. Doch nun rückt deren Fraktionsvorsitzender Beutel davon wieder ab, weil, wie er in der jüngsten Gemeinderatssitzung sagte, die Welt sich gedreht habe.
Sein Fraktionskollege Thorsten Leiter hingegen hält nach wie vor an dem Wahlversprechen fest. Er kritisiert, dass die Rathausspitze, statt zu sparen, eine zusätzliche Personalstelle für einen Kulturmanager geschaffen habe, und dies ohne Beschluss des Gemeinderats.
Ihm beschied OB Hornikel in der Sitzung mit einem „Ich frage Sie nicht um Erlaubnis“, dass er sich von Thorsten Leiter seine Amtsführung nicht vorschreiben lassen wolle.
Bezüglich Grundsteuer hatte der AfD-Fraktionsvorsitzende Lars Haise schon vor einem Monat in „Schorndorf aktuell“ gewarnt: „Hände weg von der Grundsteuer!“ Sie sei „eine der ungerechtesten Steuern, die unser Staat aufzubieten hat. Denn sie besteuert Eigentum, das bereits mit (mehrfach) versteuertem Einkommen bezahlt wurde“.
Außerdem könne sie vollständig auf Mieter umgelegt werden, sei also „auch in hohem Maße unsozial“. Daher werde seine AfD-Fraktion „keine Tricks dulden“, wenn der Kämmerer die Reform nutzen wolle, um „einen kräftigen Schluck aus der Pulle“ zu nehmen, damit er seinen prekären Haushalt ausgleicht. Stattdessen sollte er auf „Leuchtturmprojekte“ verzichten und sich auf die Pflichtaufgaben konzentrieren.
Übrigens: Die Verwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart beabsichtigt, die Grundsteuer-Reform aufkommensneutral umzusetzen. Daher will sie ihren seitherigen Hebesatz sogar von 520 Prozent auf 160 Prozent senken. Der dortige Gemeinderat wird sich in seiner Sitzung am 21. November mit dem Thema befassen.