Wie sparen andere Städte?

Schorn­dorfs Stadt­haus­halt droht zu schei­tern, nach­dem der Ge­mein­de­rat in sei­ner jüngs­ten Sit­zung die ein­ge­plante Er­hö­hung der Grund­steuer ver­wei­gert hat, da sich AfD- so­wie Teile der CDU- und der FDP/FW-Frak­tion ih­ren Wahl­ver­spre­chen ver­pflich­tet füh­len.

Wenn im Rat­haus von „Spa­ren“ die Rede ist, meint man dort meis­tens nicht das, was eine schwä­bi­sche Haus­frau dar­un­ter ver­steht. Statt näm­lich Ver­zicht­ba­res zu strei­chen, sucht man statt­des­sen Mög­lich­kei­ten, um den Bür­ge­rIn­nen nur noch tie­fer in die Ta­sche zu grei­fen.

Des­halb ha­ben wir uns auf die Su­che ge­macht, wo und wie an­dere Kom­mu­nen in ih­rem Haus­halt tat­säch­lich Kos­ten ein­spa­ren wol­len.

In Ur­bach hat bei­spiels­weise der Ge­mein­de­rat kürz­lich dem dor­ti­gen Sport­club sei­nen Son­der­sta­tus ab­erkannt. Für neue Bau­maß­nah­men be­kommt er künf­tig nur noch ei­nen Zu­schuss von zehn Pro­zent – wie alle an­de­ren Ver­eine auch. Ge­mein­de­rä­tin Ur­sula Jud meinte dazu, dass ein Sport­ver­ein mit so vie­len Mit­glie­dern zu ent­spre­chen­den Ei­gen­leis­tun­gen in der Lage sei.

In Waib­lin­gen hin­ge­gen will Ober­bür­ger­meis­ter Se­bas­tian Wolf bei der Ver­eins­för­de­rung „keine Ein­schnitte“ ma­chen. Doch kün­digte er jetzt an, dass im kom­men­den Jahr keine neuen Stel­len im Rat­haus ge­schaf­fen wür­den. Sämt­li­che 34 sol­cher An­träge blie­ben un­er­füllt, und selbst den stei­gen­den Be­darf an Kita-Per­so­nal wolle er haus­in­tern durch „Ver­schie­bun­gen der Stel­len­an­teile“ er­rei­chen.

In Ber­lin wird der­zeit über­legt, künf­tig Feu­er­wehr­au­tos zu lea­sen so­wie auf Ein­tritts­kar­ten von Kon­zer­ten und Mu­seen ei­nen „Kul­tur­cent“ zu er­he­ben. Au­ßer­dem sol­len Pro­jekte wie Rad­schnell­weg und Fahr­rad­park­häu­ser auf Eis ge­legt wer­den.

In Göt­tin­gen fand man für die Haus­halts­kon­so­li­die­rung ne­ben 58 Maß­nah­men zur Er­hö­hung der Ein­nah­men im­mer­hin 39 Maß­nah­men, um tat­säch­lich Aus­ga­ben ein­zu­spa­ren. Un­ter an­de­rem soll dort eine Zweit­wohn­sitz-Steuer er­ho­ben wer­den, mit der Be­grün­dung, dass für de­ren Be­sit­zer keine Zu­wen­dun­gen aus der Ein­kom­mens­steuer an die Stadt flie­ßen, ob­wohl diese Men­schen eben­falls de­ren In­fra­struk­tur nutz­ten.

Die Stadt Hil­den (Nord­rhein-West­fa­len) hat so­gar eine Um­frage un­ter ih­ren Ein­woh­ne­rIn­nen durch­ge­führt, um zu er­fah­ren, was sie selbst an Vor­schläge zum Spa­ren ha­ben. Dies auch, um zu wis­sen, wor­auf sie kei­nes­falls ver­zich­ten wol­len.

Be­reits von über 30 Jah­ren er­schien in der Fach­zeit­schrift für So­zi­al­wis­sen­schaf­ten „Le­via­than“ ein Bei­trag über die „Fes­ti­vali­sie­rung der Stadt­po­li­tik“. Darin schreibt Pro­fes­sor Hart­mut Häu­ßer­mann von der Ber­li­ner Hum­boldt-Uni­ver­si­tät, dass Städte sich mit­tels City-Ma­nage­ment „in­ter­na­tio­nal be­merk­bar“ ma­chen wol­len, um Wachs­tum zu er­zeu­gen.

Durch Groß-Pro­jekte (wie etwa eine Gar­ten­schau) ver­sprä­chen sich Kom­mu­nen „An­stoß- und Aus­strah­lungs­ef­fekte“, die je­doch eine „nicht ge­nau be­nenn­ba­rer Wir­kung“ auf das Image der Stadt hät­ten.

Sein Fa­zit: Durch sol­che Groß­ereig­nisse wolle man mit­hilfe po­pu­lis­ti­scher Mit­tel eine „ar­ti­ku­la­ti­ons­un­fä­hige Masse be­geis­tern und Fol­ge­be­reit­schaft er­zeu­gen“.

Zwar er­scheine diese Ent­wick­lung not­wen­dig, „an­ge­sichts der Ero­sion der kol­lek­ti­ven Ba­sis ei­ner de­mo­kra­ti­schen Po­li­tik“, doch „zu­gleich be­för­dert sie eben diese Ero­sion“.

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