Pro Amtszeit-Jahr fast 10 Mio. Euro Schulden

Le­ser­brief
Zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen hat Mat­thias Klop­fer in Schorn­dorf in 15 Jah­ren viel be­wegt. Doch zu wel­chem Preis? Im Schnitt hat er der Stadt pro Jahr sei­ner Amts­zeit fast 10 Mio. Euro Schul­den be­schert. Also das Ge­gen­teil sei­nes Ver­spre­chens zum Dienst­an­tritt 2006, die Schul­den­last zu sen­ken. Viele Pres­tige-Pro­jekte wa­ren da­bei, die für die Stadt nun hohe Fol­ge­kos­ten be­deu­ten. Doch da­mit hat Kö­nig Klop­fer jetzt nichts mehr zu tun.

Sein(e) Nach­fol­ge­rIn wird die Suppe aus­löf­feln müs­sen und durch un­ver­meid­lich an­ste­hende Spar­be­schlüsse an al­len Ecken und En­den von der Bür­ger­schaft Op­fer und Ein­schrän­kun­gen ver­lan­gen müs­sen. Da­bei ist die Liste der Rück­stände bei Sa­nie­run­gen von Stra­ßen und Ge­bäu­den un­end­lich lang. Pflicht­auf­ga­ben, die im­mer zu­rück­ge­stellt wur­den, um lie­ber mit Pi­lot­pro­jek­ten zu glän­zen. Schade, denn Klop­fers Vor­gän­ger hat ge­nau dar­auf ge­ach­tet, dass sa­niert wurde, und da­bei im­mer ei­nen so­li­den Haus­halt be­stä­tigt.

Dass al­lein der Ei­gen­be­trieb Stadt­werke in­zwi­schen über 42 Mil­lio­nen Euro Schul­den auf sei­nem Konto hat, ist auch dem teu­ren Neu­bau zu­zu­schrei­ben. Es bleibt zu hof­fen, dass die neuen Ge­schäfts­füh­rer die Stadt­werke auf Kurs brin­gen und da­mit für ge­nü­gend Was­ser un­term Kiel, sprich ab­ge­führte Ge­winne für das Flagg­schiff Bä­der­be­triebe, sor­gen, um de­ren jähr­li­ches De­fi­zit auf­zu­fan­gen. Was das im Falle des Nicht­ge­lin­gens be­deu­tet, kann sich jede(r) selbst aus­ma­len.

Kirs­ten Katz, Hau­bers­bronn

Schulden der Stadt so hoch wie nie

Kurz­mel­dung
Über 166 Mil­lio­nen Euro Schul­den wur­den bis Ende 2020 in Schorn­dorfs Haus­halt und den Ei­gen­be­trie­ben der Stadt an­ge­häuft. Dies ist die of­fi­zi­elle An­gabe, die das Sta­tis­ti­sche Lan­des­amt ak­tu­ell ver­öf­fent­licht hat. Ende 2019 hatte der Schul­den­berg 151 Mil­lio­nen Euro um­fasst, ist also bin­nen ei­nen Jah­res um 15 Mil­lio­nen Euro an­ge­wach­sen.

Aufs ganze Land be­zo­gen liegt die durch­schnitt­li­che Pro-Kopf-Ver­schul­dung bei 1.777 Euro. Back­nang be­fin­det sich mit 1.735 Euro im Mit­tel­feld, Waib­lin­gen mit 1.025 Euro dar­un­ter. In Schorn­dorf ist sie mit 4.177 Euro mehr als dop­pelt so hoch.

Nur 12 der ins­ge­samt 1.101 Ge­mein­den in Ba­den-Würt­tem­berg sind noch hö­her ver­schul­det als Schorn­dorf. Vor sei­ner Wahl im Jahr 2006 hatte der Ober­bür­ger­meis­ter an­ge­kün­digt, die Schul­den der Stadt jähr­lich um 1 Mil­lion Euro sen­ken zu wol­len. Da­mals hat er diese auf 25 Mil­lio­nen Euro be­zif­fert.

Schorndorf wird keine „Smart City“

Kurz­mel­dung
Das „Bun­des­mi­nis­te­rium des In­nern, für Bau und Hei­mat“ hat jetzt die Na­men der 28 Kom­mu­nen be­kannt­ge­ge­ben, die in der drit­ten Staf­fel der „Mo­dell­pro­jekte Smart Ci­ties“ mit ins­ge­samt 300 Mil­lio­nen Euro ge­för­dert wer­den. Schorn­dorf ist nicht dar­un­ter.

In der Mit­tei­lung des Mi­nis­te­ri­ums heißt es, dass sich deutsch­land­weit ins­ge­samt 94 Städte, Kreise, Ge­mein­den und in­ter­kom­mu­nale Ko­ope­ra­tio­nen für die­ses För­der­pro­gramm be­wor­ben hät­ten. Im Schorn­dor­fer Ge­mein­de­rat hat­ten 21 Stadt­rä­tIn­nen am 25. März 2021 ei­ner sol­chen Be­wer­bung zu­ge­stimmt. 4 Rä­tIn­nen wa­ren da­ge­gen, 6 ent­hiel­ten sich der Stimme, 2 wa­ren bei der Ab­stim­mung nicht an­we­send. Der An­trag von Ein­zel-Stadt­rat An­dreas Schnei­der auf eine 2. Le­sung war zu­vor mit 3 Ja-Stim­men und 28 Nein-Stim­men ab­ge­lehnt wor­den. In der Be­völ­ke­rung war das Pro­jekt nicht un­um­strit­ten.

Über 30 Geräte fürs Hochwassergebiet

Kurz­mel­dung
Rund um Schorn­dorf sind meh­rere Men­schen dem Auf­ruf der Obi-Bau­markt­kette „Je­der kann hel­fen“ ge­folgt und ha­ben Pum­pen, Ent­feuch­tungs- und Rei­ni­gungs­ge­räte, die sie ak­tu­ell nicht brau­chen, für das Ka­ta­stro­phen­ge­biet an der Ahr ab­ge­ge­ben. In den Uhin­ger Bau­markt wur­den bis Mon­tag­nach­mit­tag 8 sol­cher Ge­räte ge­bracht. In Göp­pin­gen wa­ren es nach An­ga­ben von Herrn Li­cina etwa 15 bis 20 Ge­räte, in Waib­lin­gen nach Aus­kunft von Herrn Fi­scher 4 Trock­ner, ein Ent­feuch­ter, 3 Pum­pen, so­wie ein Hoch­druck- und ein Nass-Tro­cken-Rei­ni­ger.

Für eine Pumpe wurde den Ge­bern ein Ein­kaufs­gut­schein über 50 Euro aus­ge­stellt, für hö­her­wer­ti­gere Ge­räte im Wert von 100 Euro. An­dere Mar­ke­ting­maß­nah­men seien we­gen die­ser Ak­tion ver­scho­ben wor­den. Am Don­ners­tag wer­den die Ge­räte zu ei­nem Markt ge­bracht, wo alle Teile ge­sam­melt wer­den, um dann flä­chen­de­ckend dort­hin ver­teilt zu wer­den, wo sie ge­braucht wer­den.

Pumpen gesucht für Hochwasserhilfe

Kurz­mel­dung
Die Bau­markt­kette Obi ruft deutsch­land­weit zu ei­ner Ak­tion „Je­der kann hel­fen“ auf: „Du hast akut schwer ver­füg­bare Ge­räte wie ein Trock­nungs­ge­rät oder eine Pumpe zu Hause, die du ak­tu­ell selbst nicht be­nö­tigst? Dann bring sie zu dei­nem nächst­ge­le­ge­nen OBI Markt und er­halte im Ge­gen­zug ei­nen Wa­ren­gut­schein im Wert ei­nes ver­gleich­ba­ren Neu­ge­räts.“ Der nächste Obi-Markt ist in Waib­lin­gen, Zie­ge­lei­straße 2.

In den Re­gio­nen des Hoch­was­ser­un­glücks gibt die Bau­markt­kette kos­ten­los Equip­ment, wie Schau­feln, Be­sen, Pum­pen, an die dort ein­ge­setz­ten Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen ab. Den Nach­schub an schwer ver­füg­ba­ren Ge­rä­ten bringt sie ab Mon­tag aus ganz Deutsch­land ebenso dort­hin. Die Ak­tion läuft zu­nächst bis ein­schließ­lich Mitt­woch, 21. Juli.

Für die Ab­gabe ei­ner funk­ti­ons­tüch­ti­gen Schmutz­was­ser­pumpe er­hält je­der Kunde eine Ge­schenk­karte im Wert von 50 Euro, für funk­ti­ons­tüch­tige Bau­trock­ner oder elek­tri­sche Luft­ent­feuch­ter eine Ge­schenk­karte im Wert von 100 Euro.

Dr. Antonie Lohss

(Foto: Stadt­ar­chiv Ger­lin­gen)

Ge­denk­tag
Sie war die erste Ärz­tin, die sich in Schorn­dorf mit ei­ner ei­ge­nen Pra­xis nie­der­ließ: Dr. An­to­nie Lohss ist heute vor 130 Jah­ren, am 13. Juli 1891, zur Welt ge­kom­men.

Als Dr. med. An­to­nie Lohss 1925 ihre Pra­xis in Schorn­dorf in der Ai­chen­bach­straße 57 er­öff­nete, sa­hen ihre männ­li­chen Kol­le­gen diese neue Kon­kur­renz nicht sehr gern, be­rich­tete ihre Toch­ter Luise vor ei­ni­gen Jah­ren. Das habe sich spä­ter je­doch ge­legt. Und im Zwei­ten Welt­krieg wa­ren die Schorn­dor­fer so­gar sehr froh, dass es sie gab. Schließ­lich wa­ren alle ärzt­lich nie­der­ge­las­se­nen Män­ner in den Krieg ein­ge­zo­gen wor­den und sie si­cherte ganz al­lein die me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung, die zu­vor von 16 Ärz­ten ge­leis­tet wor­den war.

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Anna Haag

Anna Haag um 1909 (Foto: pri­vat)

Ge­denk­tag
Das Recht, den Dienst mit der Waffe ver­wei­gern zu dür­fen, ist ihr zu ver­dan­ken: Anna Haag, die heute vor 133 Jah­ren, am 10. Juli 1888, in Alt­hütte zur Welt kam.

Sie war die Toch­ter des Dorf­schul­leh­rers Ja­kob Schaich und wuchs mit fünf Ge­schwis­tern auf. Sie ging in Back­nang auf die Hö­here Töch­ter­schule und hei­ra­tete 1909 Al­bert Haag, der spä­ter Pro­fes­sor für Ma­the­ma­tik und Phi­lo­so­phie wurde. Sie zog drei Kin­der auf und schrieb Texte für Zei­tun­gen so­wie Ro­mane. In Bu­ka­rest lei­tete sie 1916 eine Flücht­lings­un­ter­kunft und ein Wohn­heim für deut­sche Ar­bei­te­rin­nen.

Anna Haag war über­zeugte Pa­zi­fis­tin, war ak­ti­ves Mit­glied der „Frau­en­liga für Frie­den und Frei­heit“. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg wurde sie als SPD-Mit­glied in den Land­tag ge­wählt und be­an­tragte dort eine Ver­fas­sungs­än­de­rung, näm­lich, dass un­ter Ar­ti­kel 47 die­ser Satz auf­ge­nom­men wird: „Nie­mand darf zum Kriegs­dient ge­zwun­gen wer­den!“ – und stieß auf gro­ßen Wi­der­stand. So ließ etwa die „Deut­sche Volks­par­tei“ von Mi­nis­ter­prä­si­dent Rein­hold Maier über die Presse ver­kün­den, dass sie da­ge­gen stim­men werde.

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Führung „Grabsteine erzählen von Frauen“

Grab­kreuz für Mat­hilde und Pau­line von Kahl­den

An­kün­di­gung
Dass eine Hof­dame von Kron­prin­zes­sin Olga in Schorn­dorf ge­bo­ren wurde, wis­sen wir nur, weil zwei Schwes­tern die­ser Cä­ci­lie von Kahl­den hier ge­stor­ben sind und ein Grab­kreuz da­von zeugt. Die­ses wurde zum Aus­lö­ser für die ent­spre­chen­den For­schun­gen der Frau­en­ge­schichts­werk­statt.
Der Alte Fried­hof ist das kul­tu­relle Ge­dächt­nis der Stadt. Da­her bie­tet Stadt­rä­tin und ‑füh­re­rin Kirs­ten Katz am kom­men­den Sonn­tag, 11. Juli, dort eine Füh­rung an, de­ren Schwer­punkt bei den Grä­bern der Frauen liegt. Be­ginn ist um 11 Uhr, Treff­punkt am Haupt­ein­gang; sie kos­tet 5 Euro pro Per­son, Kin­der bis 14 Jahre frei; Dauer: ca. 1 Stunde.

„Der Alte Fried­hof ist auch ein Ort der Er­in­ne­rung an be­deu­tende Frauen, an starke Frauen, an au­ßer­ge­wöhn­li­che Frauen, an Frauen, die ver­folgt, ver­letzt, ver­spot­tet, ge­tö­tet wur­den, an mu­tige Frauen“, be­schreibt Kirs­ten Katz ihre Lei­den­schaft für die­ses Thema. Präch­tige Grab­denk­mä­ler, die von den wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen im auf­stre­ben­den Zeit­al­ter der In­dus­tria­li­sie­rung zeu­gen, fin­den sich dort ebenso wie die be­wusst be­schei­den ge­stal­te­ten Grab­plat­ten der Fa­mi­lie Veil, die der Herrn­hu­ter Bru­der­schaft an­ge­hörte. Kirs­ten Katz wird u.a. die Stif­te­rin Ma­rie Schmid vor­stel­len, ebenso die Se­kre­tä­rin Ruth Vog­ten­ber­ger, die Zeit­ge­schichte ge­schrie­ben hat, so­wie Zwangs­ar­bei­te­rin­nen und die erste Rich­te­rin Würt­tem­bergs, Dr. Ilse Beiss­wan­ger.

„Wir sind für diese Zeiten gemacht“ – Teil III

Gast­bei­trag von Cla­rissa Pin­kola Es­tés
Die Psy­cho­ana­ly­ti­ke­rin und „Can­ta­dora“ Cla­rissa Pin­kola Es­tés hat vo­ri­ges Jahr ei­nen Brief an eine junge Ak­ti­vis­tin ge­schrie­ben, der ebenso er­mu­ti­gend wie weg­wei­send ist. Nach Teil I und Teil II hier der vor­letzte Teil:

„Jede dunkle Zeit birgt die Ver­lo­ckung, in eine Ohn­macht zu sin­ken, um sich aus­zu­klin­ken aus ei­ner Welt, in der so viel falsch läuft oder re­pa­ra­tur­be­dürf­tig ist. Fo­kus­siere Dich nicht dar­auf. Mach Dich nicht selbst krank durch Über­for­de­rung. Es be­steht die Ge­fahr, Dich selbst zu schwä­chen, in­dem Du Dich auf et­was ver­steifst, was au­ßer­halb Dei­ner Mög­lich­kei­ten liegt, et­was, wo­für die Zeit noch nicht reif ist. Fo­kus­siere Dich nicht dar­auf. Denn das hieße, den Wind ver­strei­chen zu las­sen ohne Se­gel zu set­zen.

Wir wer­den ge­braucht. Das ist al­les, was wir wis­sen. Und ob­wohl wir da­bei auf Wi­der­stände sto­ßen, tref­fen wir in noch grö­ße­rem Um­fang auf große See­len, die uns freu­dig be­grü­ßen, die uns lie­ben und lei­ten, und wir wer­den sie in dem Mo­ment er­ken­nen, wenn sie in un­se­rem Le­ben auf­tau­chen.

„„Wir sind für diese Zei­ten ge­macht“ – Teil III“ wei­ter­le­sen
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